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Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706.

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unsere Waffen als Sieges-Zeichen werden können aufhängen / hier aber müssen sie noch gebrauchet werden. Es ist merckwürdig / daß die Thür oder Pforte in der Stiffts-Hütte nicht von Ertz und Eisen gewesen / sondern sie hatte nur eine dünne Decke / einen Vorhang / damit man leicht hinein kommen konte; Der Eingang in den Himmel aber ist zwar durch Christi Blut geöffnet / aber wir können doch nicht so gleich durch die enge Pforte kommen / sondern man muß Luc. XII, 20.erst darnach ringen: Ringet darnach / daß ihr eingehet durch die enge Pforte / spricht der Heyland. Unser Gebet hat zwar einen offenen Paß gen Himmel / allein es muß doch ernstlich Jac. V, 16.seyn; Des Gerechten Gebet vermag viel / wenn es ernstlich ist. Und wie mit dem Gebet / so ists mit allen andern Stücken unsers Christenthums / es wil Ernst erfodert werden bey der Frömmigkeit. Gewiß es bedarff einen Ernst unsere Natur / welche von Natur das Böse liebet / zu corrigiren. Niederwerts fället ein Strohm von sich selber / wil man ihn aber in die Höhe bringen / das erfodert Kräffte; so kömmt uns auch das Böse nur gar zu leichte an / aber zu den Himmel wil sich unser träges Hertz mit Ernst erheben und treiben lassen. Drum braucht Paulus nicht umsonst solche nachdrückliche Redens-Arten / wenn er bald schreibet: Col. III, 5. Gal. V, 24. Rom. IIX, 13.Tödtet eure Glieder die auf Erden sind. Creutziget das Fleisch sammt den Lüsten und Begierden. So wil er von den Römern des Fleisches Geschäffte getödtet wissen. Die Allerheiligsten haben hiemit zu thun / und wil Ernst erfodert werden / ehe es zum Stande zu bringen; Und wie die Creutzigung ein langsamer Tod / so gehets auch langsam zu mit der Bezähmung unser bösen Lüste / da muß gleichsam dem Leibe des Todes alle Tage ein Glied abgenommen werden / alle Tage eine Neigung zur Sünde geschwächet werden / und man bringets doch nicht zu dem Stande / daß sie ersterbe / ehe wir sterben. So wil unser Glaube nicht bestehen / wenn er nicht ernstlich und durch die Liebe thätig / wenn er nicht die Welt überwindet. So taugt unsere Liebe nicht / wenn sie nicht ernstlich; unser beichten / unser Abendmahl gehen gefällt GOtt nicht / wenn es nicht ernstlich. Bey allen Opffern im Alten Testament müste Feuer seyn; So muß bey aller unserer Pflicht des Christenthums / da wir freylich

unsere Waffen als Sieges-Zeichen werden können aufhängen / hier aber müssen sie noch gebrauchet werden. Es ist merckwürdig / daß die Thür oder Pforte in der Stiffts-Hütte nicht von Ertz und Eisen gewesen / sondern sie hatte nur eine dünne Decke / einen Vorhang / damit man leicht hinein kommen konte; Der Eingang in den Himmel aber ist zwar durch Christi Blut geöffnet / aber wir können doch nicht so gleich durch die enge Pforte kommen / sondern man muß Luc. XII, 20.erst darnach ringen: Ringet darnach / daß ihr eingehet durch die enge Pforte / spricht der Heyland. Unser Gebet hat zwar einen offenen Paß gen Himmel / allein es muß doch ernstlich Jac. V, 16.seyn; Des Gerechten Gebet vermag viel / wenn es ernstlich ist. Und wie mit dem Gebet / so ists mit allen andern Stücken unsers Christenthums / es wil Ernst erfodert werden bey der Frömmigkeit. Gewiß es bedarff einen Ernst unsere Natur / welche von Natur das Böse liebet / zu corrigiren. Niederwerts fället ein Strohm von sich selber / wil man ihn aber in die Höhe bringen / das erfodert Kräffte; so kömmt uns auch das Böse nur gar zu leichte an / aber zu den Himmel wil sich unser träges Hertz mit Ernst erheben und treiben lassen. Drum braucht Paulus nicht umsonst solche nachdrückliche Redens-Arten / wenn er bald schreibet: Col. III, 5. Gal. V, 24. Rom. IIX, 13.Tödtet eure Glieder die auf Erden sind. Creutziget das Fleisch sammt den Lüsten und Begierden. So wil er von den Römern des Fleisches Geschäffte getödtet wissen. Die Allerheiligsten haben hiemit zu thun / und wil Ernst erfodert werden / ehe es zum Stande zu bringen; Und wie die Creutzigung ein langsamer Tod / so gehets auch langsam zu mit der Bezähmung unser bösen Lüste / da muß gleichsam dem Leibe des Todes alle Tage ein Glied abgenommen werden / alle Tage eine Neigung zur Sünde geschwächet werden / und man bringets doch nicht zu dem Stande / daß sie ersterbe / ehe wir sterben. So wil unser Glaube nicht bestehen / wenn er nicht ernstlich und durch die Liebe thätig / wenn er nicht die Welt überwindet. So taugt unsere Liebe nicht / wenn sie nicht ernstlich; unser beichten / unser Abendmahl gehen gefällt GOtt nicht / wenn es nicht ernstlich. Bey allen Opffern im Alten Testament müste Feuer seyn; So muß bey aller unserer Pflicht des Christenthums / da wir freylich

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[16/0020] unsere Waffen als Sieges-Zeichen werden können aufhängen / hier aber müssen sie noch gebrauchet werden. Es ist merckwürdig / daß die Thür oder Pforte in der Stiffts-Hütte nicht von Ertz und Eisen gewesen / sondern sie hatte nur eine dünne Decke / einen Vorhang / damit man leicht hinein kommen konte; Der Eingang in den Himmel aber ist zwar durch Christi Blut geöffnet / aber wir können doch nicht so gleich durch die enge Pforte kommen / sondern man muß erst darnach ringen: Ringet darnach / daß ihr eingehet durch die enge Pforte / spricht der Heyland. Unser Gebet hat zwar einen offenen Paß gen Himmel / allein es muß doch ernstlich seyn; Des Gerechten Gebet vermag viel / wenn es ernstlich ist. Und wie mit dem Gebet / so ists mit allen andern Stücken unsers Christenthums / es wil Ernst erfodert werden bey der Frömmigkeit. Gewiß es bedarff einen Ernst unsere Natur / welche von Natur das Böse liebet / zu corrigiren. Niederwerts fället ein Strohm von sich selber / wil man ihn aber in die Höhe bringen / das erfodert Kräffte; so kömmt uns auch das Böse nur gar zu leichte an / aber zu den Himmel wil sich unser träges Hertz mit Ernst erheben und treiben lassen. Drum braucht Paulus nicht umsonst solche nachdrückliche Redens-Arten / wenn er bald schreibet: Tödtet eure Glieder die auf Erden sind. Creutziget das Fleisch sammt den Lüsten und Begierden. So wil er von den Römern des Fleisches Geschäffte getödtet wissen. Die Allerheiligsten haben hiemit zu thun / und wil Ernst erfodert werden / ehe es zum Stande zu bringen; Und wie die Creutzigung ein langsamer Tod / so gehets auch langsam zu mit der Bezähmung unser bösen Lüste / da muß gleichsam dem Leibe des Todes alle Tage ein Glied abgenommen werden / alle Tage eine Neigung zur Sünde geschwächet werden / und man bringets doch nicht zu dem Stande / daß sie ersterbe / ehe wir sterben. So wil unser Glaube nicht bestehen / wenn er nicht ernstlich und durch die Liebe thätig / wenn er nicht die Welt überwindet. So taugt unsere Liebe nicht / wenn sie nicht ernstlich; unser beichten / unser Abendmahl gehen gefällt GOtt nicht / wenn es nicht ernstlich. Bey allen Opffern im Alten Testament müste Feuer seyn; So muß bey aller unserer Pflicht des Christenthums / da wir freylich Luc. XII, 20. Jac. V, 16. Col. III, 5. Gal. V, 24. Rom. IIX, 13.

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Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Kläglicher Sterbe-Wunsch Pauli als Ein Wunsch eines Hohen in der Welt. Braunschweig, 1706, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_sterbewunsch_1707/20>, abgerufen am 24.11.2024.