Finen, Eberhard: Der Seine Seele stillende David/ Und die Rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Braunschweig, 1720.
Wo er dieselbige / nach sehnlichem Verlangen / Statt unsers Zähren-Trancks
mit Engel-Wein erfrischt. Wo keine Weinenden an Babels Wasser singen / Wo man
die Harffen nicht an bittre Weiden hängt / Wo Zions Aeltesten dem Lamme Lieder
bringen / Wo man an kein Geschrey und an kein Winseln denckt. Was mir das letzte
Wort der Seel'gen zuerkannte / War / daß ich die / so jetzt nebst mir von
Wehmuth voll / Mein liebstes Eltern-Paar / und die Hochwerthe Tante / Biß in das
kalte Grab mit Chrfurcht lieben soll. Ach ja! wie gern wil ich! Durch meiner
Eltern Liebe Bin ich / ihr jüngster Sohn / nächst GOTT / so weit gebracht: Und
o! wie hat bereits aus treu-gesinntem Triebe Die Tante für mein Heyl bey Tag und
Nacht gewacht! Wohlan! so statt ich denn denselben unter allen Respect, Gehorsam
/ Lieb und Treu aufs willigst ab: Ihr Wille sey mein Will / ihr Wort mein
Wohlgefallen! Kurtz / ich verehre sie bis in das kalte Grab; So weiß ich / daß
ich mich dem allerletzten Willen / Dem mütterlichen Wunsch gemäß verhalten kan.
Diß Kleeblat wollst du / GOtt / mit deinem Geist erfüllen / Und deine
Gnaden-Hand rühr ihre Wunden an.
Wo er dieselbige / nach sehnlichem Verlangen / Statt unsers Zähren-Trancks
mit Engel-Wein erfrischt. Wo keine Weinenden an Babels Wasser singen / Wo man
die Harffen nicht an bittre Weiden hängt / Wo Zions Aeltesten dem Lamme Lieder
bringen / Wo man an kein Geschrey und an kein Winseln denckt. Was mir das letzte
Wort der Seel’gen zuerkannte / War / daß ich die / so jetzt nebst mir von
Wehmuth voll / Mein liebstes Eltern-Paar / und die Hochwerthe Tante / Biß in das
kalte Grab mit Chrfurcht lieben soll. Ach ja! wie gern wil ich! Durch meiner
Eltern Liebe Bin ich / ihr jüngster Sohn / nächst GOTT / so weit gebracht: Und
o! wie hat bereits aus treu-gesinntem Triebe Die Tante für mein Heyl bey Tag und
Nacht gewacht! Wohlan! so statt ich denn denselben unter allen Respect, Gehorsam
/ Lieb und Treu aufs willigst ab: Ihr Wille sey mein Will / ihr Wort mein
Wohlgefallen! Kurtz / ich verehre sie bis in das kalte Grab; So weiß ich / daß
ich mich dem allerletzten Willen / Dem mütterlichen Wunsch gemäß verhalten kan.
Diß Kleeblat wollst du / GOtt / mit deinem Geist erfüllen / Und deine
Gnaden-Hand rühr ihre Wunden an.
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Wo er dieselbige / nach sehnlichem Verlangen / Statt unsers Zähren-Trancks mit Engel-Wein erfrischt. Wo keine Weinenden an Babels Wasser singen / Wo man die Harffen nicht an bittre Weiden hängt / Wo Zions Aeltesten dem Lamme Lieder bringen / Wo man an kein Geschrey und an kein Winseln denckt. Was mir das letzte Wort der Seel’gen zuerkannte / War / daß ich die / so jetzt nebst mir von Wehmuth voll / Mein liebstes Eltern-Paar / und die Hochwerthe Tante / Biß in das kalte Grab mit Chrfurcht lieben soll. Ach ja! wie gern wil ich! Durch meiner Eltern Liebe Bin ich / ihr jüngster Sohn / nächst GOTT / so weit gebracht: Und o! wie hat bereits aus treu-gesinntem Triebe Die Tante für mein Heyl bey Tag und Nacht gewacht! Wohlan! so statt ich denn denselben unter allen Respect, Gehorsam / Lieb und Treu aufs willigst ab: Ihr Wille sey mein Will / ihr Wort mein Wohlgefallen! Kurtz / ich verehre sie bis in das kalte Grab; So weiß ich / daß ich mich dem allerletzten Willen / Dem mütterlichen Wunsch gemäß verhalten kan. Diß Kleeblat wollst du / GOtt / mit deinem Geist erfüllen / Und deine Gnaden-Hand rühr ihre Wunden an.
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Der Seine Seele stillende David/ Und die Rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Braunschweig, 1720, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1720/53>, abgerufen am 16.07.2024. |