Finen, Eberhard: Der Seine Seele stillende David/ Und die Rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Braunschweig, 1720.
Ja / wenn auch lauter Blut von meinen Wangen rollte / So ließ mein
Schmertz doch nur die mindsten Zeichen sehn: Ich wolte / (wenns mit mir auch nur
der Himmel wolte /) Daß meine Leiche möcht an ihrer Stelle stehn. Jedoch / was
hilffet mir mein Weinen und mein Klagen? Der HErr des Lebens ists / der diesen
Riß gethan: Der hat auch Recht dazu; wer darf dawider sagen? Wer ist / der
GOttes Thun und Schickung tadeln kan? Was dessen weiser Rath noch über mich
ersehen / Erwart ich mit Gedult / und geh es willig ein: So kan mir in der Welt
nichts widriges geschehen / Ja / so werd ich beglückt / und endlich seelig seyn.
Der seeligsten Mama danck ich für alle Liebe / Die mein geringes Lob unendlich
übersteigt: Ich danck ihr für die mehr als Mütterliche Triebe; Und weil kein
Mittel sonst sich zur Vergeltung zeigt / So bleibt mein armes Hertz mit
Danckbarkeit erfüllet / Ja / GOtt stellt sich für mich selbst als Vergelter ein.
So lang ein Tropffen Blut in meinen Adern quillet / Soll ihre Mutter-Treu bey
mir im Segen seyn. Ihr Angedencken soll in meinem Hertzen leben / Ihr schönes
Contrefait mir stets vor Augen stehn / Ihr angenehmer Geist in meiner Seelen
schweben / Und ihrer Tugend Glantz vor mir als Fackel gehn.
Ja / wenn auch lauter Blut von meinen Wangen rollte / So ließ mein
Schmertz doch nur die mindsten Zeichen sehn: Ich wolte / (wenns mit mir auch nur
der Himmel wolte /) Daß meine Leiche möcht an ihrer Stelle stehn. Jedoch / was
hilffet mir mein Weinen und mein Klagen? Der HErr des Lebens ists / der diesen
Riß gethan: Der hat auch Recht dazu; wer darf dawider sagen? Wer ist / der
GOttes Thun und Schickung tadeln kan? Was dessen weiser Rath noch über mich
ersehen / Erwart ich mit Gedult / und geh es willig ein: So kan mir in der Welt
nichts widriges geschehen / Ja / so werd ich beglückt / und endlich seelig seyn.
Der seeligsten Mama danck ich für alle Liebe / Die mein geringes Lob unendlich
übersteigt: Ich danck ihr für die mehr als Mütterliche Triebe; Und weil kein
Mittel sonst sich zur Vergeltung zeigt / So bleibt mein armes Hertz mit
Danckbarkeit erfüllet / Ja / GOtt stellt sich für mich selbst als Vergelter ein.
So lang ein Tropffen Blut in meinen Adern quillet / Soll ihre Mutter-Treu bey
mir im Segen seyn. Ihr Angedencken soll in meinem Hertzen leben / Ihr schönes
Contrefait mir stets vor Augen stehn / Ihr angenehmer Geist in meiner Seelen
schweben / Und ihrer Tugend Glantz vor mir als Fackel gehn.
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Ja / wenn auch lauter Blut von meinen Wangen rollte / So ließ mein Schmertz doch nur die mindsten Zeichen sehn: Ich wolte / (wenns mit mir auch nur der Himmel wolte /) Daß meine Leiche möcht an ihrer Stelle stehn. Jedoch / was hilffet mir mein Weinen und mein Klagen? Der HErr des Lebens ists / der diesen Riß gethan: Der hat auch Recht dazu; wer darf dawider sagen? Wer ist / der GOttes Thun und Schickung tadeln kan? Was dessen weiser Rath noch über mich ersehen / Erwart ich mit Gedult / und geh es willig ein: So kan mir in der Welt nichts widriges geschehen / Ja / so werd ich beglückt / und endlich seelig seyn. Der seeligsten Mama danck ich für alle Liebe / Die mein geringes Lob unendlich übersteigt: Ich danck ihr für die mehr als Mütterliche Triebe; Und weil kein Mittel sonst sich zur Vergeltung zeigt / So bleibt mein armes Hertz mit Danckbarkeit erfüllet / Ja / GOtt stellt sich für mich selbst als Vergelter ein. So lang ein Tropffen Blut in meinen Adern quillet / Soll ihre Mutter-Treu bey mir im Segen seyn. Ihr Angedencken soll in meinem Hertzen leben / Ihr schönes Contrefait mir stets vor Augen stehn / Ihr angenehmer Geist in meiner Seelen schweben / Und ihrer Tugend Glantz vor mir als Fackel gehn.
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Der Seine Seele stillende David/ Und die Rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Braunschweig, 1720, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1720/51>, abgerufen am 16.07.2024. |