Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715.und dar beeinträchtiget zu werden / dieses Guten in seiner vollkommenen Krafft geniessen könne. Indessen / wie ein Christ / sowol als David / die Thränen-Speise Tag und Nacht kosten muß / so hat er auch wol Uhrsach sich nach GOTT zu sehnen / der ihm abwische die Thränen von seinen Augen; Wie er sowol als David / wie ein Hirsch hier und dar beängstiget / herum getrieben / von den Hunden umgeben / angehetzet und angeschossen wird / so wird seine Seele dadurch matt und ausgehelliget / es entstehet bey ihm ein anhaltender Durst / welcher nirgends anders / als bey GOTT der lebendigen Quelle hier gemäßiget / dort aber völlig gelöschet werden kan. So sehet ihr denn wohl M. A. daß bey einem jeden rechtschaffenen Christen eine heilige Gottes-Begierde sich finden müsse. Ja das ist eben die rechte Arth und Eigenschafft einer von GOtt begnadigten Seelen / daß sie alsdenn erst gnug hat / wenn sie GOtt hat. HERRPs. LXX, 25. wenn ich nur dich habe / sagt sie / mit Assaph / so frag ich nichts nach Himmel und Erden / wenn mir gleich Leib und Seel verschmacht / so bistu doch allezeit meines Hertzens Trost und mein Theil; daher sie denn immer den Jesaia nachspricht: VonJes. XXVI, 19. Hertzen begehr ich dein / Und abermahls mit David seufftzet: GOtt du bist mein GOtt / früh wache ich zuPs. LXIII, 2. dir / es durstet meine Seele nach dir. Meine SeelePs. CXLIII, 6. dürstet nach dir wie ein dürres Land. Und wenn wir die Sache recht ansehen / so begreiffen wir bald / daß dasjenige / was ein Mensch begehret / darum begehret wird / daß es ihn soll glückseeliger machen. Sehet aber an / alles was nicht GOtt ist / ihr werdet nichts darunter finden / daß solchen Effect und Würckung habe. Glückseelig seyn / will eine Vergnügung des Hertzens erfordern / wo ist die wol bey und dar beeinträchtiget zu werden / dieses Guten in seiner vollkommenen Krafft geniessen könne. Indessen / wie ein Christ / sowol als David / die Thränen-Speise Tag und Nacht kosten muß / so hat er auch wol Uhrsach sich nach GOTT zu sehnen / der ihm abwische die Thränen von seinen Augen; Wie er sowol als David / wie ein Hirsch hier und dar beängstiget / herum getrieben / von den Hunden umgeben / angehetzet und angeschossen wird / so wird seine Seele dadurch matt und ausgehelliget / es entstehet bey ihm ein anhaltender Durst / welcher nirgends anders / als bey GOTT der lebendigen Quelle hier gemäßiget / dort aber völlig gelöschet werden kan. So sehet ihr denn wohl M. A. daß bey einem jeden rechtschaffenen Christen eine heilige Gottes-Begierde sich finden müsse. Ja das ist eben die rechte Arth und Eigenschafft einer von GOtt begnadigten Seelen / daß sie alsdenn erst gnug hat / wenn sie GOtt hat. HERRPs. LXX, 25. wenn ich nur dich habe / sagt sie / mit Assaph / so frag ich nichts nach Himmel und Erden / wenn mir gleich Leib und Seel verschmacht / so bistu doch allezeit meines Hertzens Trost und mein Theil; daher sie denn immer den Jesaia nachspricht: VonJes. XXVI, 19. Hertzen begehr ich dein / Und abermahls mit David seufftzet: GOtt du bist mein GOtt / früh wache ich zuPs. LXIII, 2. dir / es durstet meine Seele nach dir. Meine SeelePs. CXLIII, 6. dürstet nach dir wie ein dürres Land. Und wenn wir die Sache recht ansehen / so begreiffen wir bald / daß dasjenige / was ein Mensch begehret / darum begehret wird / daß es ihn soll glückseeliger machen. Sehet aber an / alles was nicht GOtt ist / ihr werdet nichts darunter finden / daß solchen Effect und Würckung habe. Glückseelig seyn / will eine Vergnügung des Hertzens erfordern / wo ist die wol bey <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0025" n="19"/> und dar beeinträchtiget zu werden / dieses Guten in seiner vollkommenen Krafft geniessen könne. Indessen / wie ein Christ / sowol als David / die Thränen-Speise Tag und Nacht kosten muß / so hat er auch wol Uhrsach sich nach GOTT zu sehnen / der ihm abwische die Thränen von seinen Augen; Wie er sowol als David / wie ein Hirsch hier und dar beängstiget / herum getrieben / von den Hunden umgeben / angehetzet und angeschossen wird / so wird seine Seele dadurch matt und ausgehelliget / es entstehet bey ihm ein anhaltender Durst / welcher nirgends anders / als bey GOTT der lebendigen Quelle hier gemäßiget / dort aber völlig gelöschet werden kan. So sehet ihr denn wohl M. A. daß bey einem jeden rechtschaffenen Christen eine heilige Gottes-Begierde sich finden müsse. Ja das ist eben die rechte Arth und Eigenschafft einer von GOtt begnadigten Seelen / daß sie alsdenn erst gnug hat / wenn sie GOtt hat. HERR<note place="right"><hi rendition="#i">Ps. LXX, 25.</hi></note> wenn ich nur dich habe / sagt sie / mit Assaph / so frag ich nichts nach Himmel und Erden / wenn mir gleich Leib und Seel verschmacht / so bistu doch allezeit meines Hertzens Trost und mein Theil; daher sie denn immer den Jesaia nachspricht: Von<note place="right"><hi rendition="#i">Jes. XXVI, 19.</hi></note> Hertzen begehr ich dein / Und abermahls mit David seufftzet: GOtt du bist mein GOtt / früh wache ich zu<note place="right"><hi rendition="#i">Ps. LXIII, 2.</hi></note> dir / es durstet meine Seele nach dir. Meine Seele<note place="right"><hi rendition="#i">Ps. CXLIII, 6.</hi></note> dürstet nach dir wie ein dürres Land.</p> <p>Und wenn wir die Sache recht ansehen / so begreiffen wir bald / daß dasjenige / was ein Mensch begehret / darum begehret wird / daß es ihn soll glückseeliger machen. Sehet aber an / alles was nicht GOtt ist / ihr werdet nichts darunter finden / daß solchen Effect und Würckung habe. Glückseelig seyn / will eine Vergnügung des Hertzens erfordern / wo ist die wol bey </p> </div> </body> </text> </TEI> [19/0025]
und dar beeinträchtiget zu werden / dieses Guten in seiner vollkommenen Krafft geniessen könne. Indessen / wie ein Christ / sowol als David / die Thränen-Speise Tag und Nacht kosten muß / so hat er auch wol Uhrsach sich nach GOTT zu sehnen / der ihm abwische die Thränen von seinen Augen; Wie er sowol als David / wie ein Hirsch hier und dar beängstiget / herum getrieben / von den Hunden umgeben / angehetzet und angeschossen wird / so wird seine Seele dadurch matt und ausgehelliget / es entstehet bey ihm ein anhaltender Durst / welcher nirgends anders / als bey GOTT der lebendigen Quelle hier gemäßiget / dort aber völlig gelöschet werden kan. So sehet ihr denn wohl M. A. daß bey einem jeden rechtschaffenen Christen eine heilige Gottes-Begierde sich finden müsse. Ja das ist eben die rechte Arth und Eigenschafft einer von GOtt begnadigten Seelen / daß sie alsdenn erst gnug hat / wenn sie GOtt hat. HERR wenn ich nur dich habe / sagt sie / mit Assaph / so frag ich nichts nach Himmel und Erden / wenn mir gleich Leib und Seel verschmacht / so bistu doch allezeit meines Hertzens Trost und mein Theil; daher sie denn immer den Jesaia nachspricht: Von Hertzen begehr ich dein / Und abermahls mit David seufftzet: GOtt du bist mein GOtt / früh wache ich zu dir / es durstet meine Seele nach dir. Meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land.
Ps. LXX, 25.
Jes. XXVI, 19.
Ps. LXIII, 2.
Ps. CXLIII, 6. Und wenn wir die Sache recht ansehen / so begreiffen wir bald / daß dasjenige / was ein Mensch begehret / darum begehret wird / daß es ihn soll glückseeliger machen. Sehet aber an / alles was nicht GOtt ist / ihr werdet nichts darunter finden / daß solchen Effect und Würckung habe. Glückseelig seyn / will eine Vergnügung des Hertzens erfordern / wo ist die wol bey
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715/25 |
Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715/25>, abgerufen am 22.07.2024. |