Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715.Von Hertzen / heist es / begehre ich dein des Nachts; Wolten wir dieses annehmen von der Nacht der Trübsahl / wäre wol nicht ungereimt; denn wenn Es. XXVI, 16.Trübsahl da ist so sucht man ja den HERRN. Weil aber die Früh-Stunden der Nacht entgegen gesetzet werden / so behalten wir lieber die eigentliche Bedeutung / doch so / daß wir nicht sowohl die Nacht selbst / als den Anfang derselben / den Abend / und die Zeit da sich die Sonne unsern Augen entziehet / und uns eine traurige Dunckelheit hinterlässet / verstehen. Denn GOtt will eben nicht von uns haben daß wir die Ruhe / dazu Er die Nacht erschaffen / uns mit einer unzeitigen Andacht stöhren sollen. Alles hat seine Zeit / und so hat auch die Andacht ihre Zeit; Ehe aber die Gläubigen sich zur Ruhe begeben heiligen sie ihre Abend-Stunden / womit? Mit einem hertzlichen Begehren ihres GOttes. Von Hertzen begehre ich dein des Nachts. Dieses Begehren ist nach der Sprache des Heil. Geistes gar ein sonderliches und ernstliches Begehren / Sehnsucht und Verlangen nach einer angenehmen Sache. Wie es also gebraucht wird vor dem Appetit oder Lüsternheit nach süssen Mich. VII, 1. Deut. XIV, 26.Wein-Trauben; oder nach allerhand Speiß und Geträncke / dergleichen Begehren GOtt selbst Ihm zueignet Ps. 132, 13.durch den Mund Davids sagend: Ich begehre in Zion zu wohnen. Die Gläubigen aber richten solches Begehren nach GOtt; Ich begehre Dein heist es. Unter der Sonnen finden sie nichts bessers / nichts daß ihres Wündschens und Verlangens so wehrt als GOtt; Wie derselbige seine Vortrefflichkeiten und allvergnügende Eigenschafften in seinem Worte denen Gläubigen zu erkennen giebet / mithin / wie Paulus redet / seine Liebe in ihr Hertz durch den Eimer so vieler Wolthaten / und den süssesten Geschmack seiner Freundlichkeit gleichsam wie mit einem starcken Guß Von Hertzen / heist es / begehre ich dein des Nachts; Wolten wir dieses annehmen von der Nacht der Trübsahl / wäre wol nicht ungereimt; denn wenn Es. XXVI, 16.Trübsahl da ist so sucht man ja den HERRN. Weil aber die Früh-Stunden der Nacht entgegen gesetzet werden / so behalten wir lieber die eigentliche Bedeutung / doch so / daß wir nicht sowohl die Nacht selbst / als den Anfang derselben / den Abend / und die Zeit da sich die Sonne unsern Augen entziehet / und uns eine traurige Dunckelheit hinterlässet / verstehen. Denn GOtt will eben nicht von uns haben daß wir die Ruhe / dazu Er die Nacht erschaffen / uns mit einer unzeitigen Andacht stöhren sollen. Alles hat seine Zeit / und so hat auch die Andacht ihre Zeit; Ehe aber die Gläubigen sich zur Ruhe begeben heiligen sie ihre Abend-Stunden / womit? Mit einem hertzlichen Begehren ihres GOttes. Von Hertzen begehre ich dein des Nachts. Dieses Begehren ist nach der Sprache des Heil. Geistes gar ein sonderliches und ernstliches Begehren / Sehnsucht und Verlangen nach einer angenehmen Sache. Wie es also gebraucht wird vor dem Appetit oder Lüsternheit nach süssen Mich. VII, 1. Deut. XIV, 26.Wein-Trauben; oder nach allerhand Speiß und Geträncke / dergleichen Begehren GOtt selbst Ihm zueignet Ps. 132, 13.durch den Mund Davids sagend: Ich begehre in Zion zu wohnen. Die Gläubigen aber richten solches Begehren nach GOtt; Ich begehre Dein heist es. Unter der Sonnen finden sie nichts bessers / nichts daß ihres Wündschens und Verlangens so wehrt als GOtt; Wie derselbige seine Vortrefflichkeiten und allvergnügende Eigenschafften in seinem Worte denen Gläubigen zu erkennen giebet / mithin / wie Paulus redet / seine Liebe in ihr Hertz durch den Eimer so vieler Wolthaten / und den süssesten Geschmack seiner Freundlichkeit gleichsam wie mit einem starcken Guß <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0012" n="6"/> <p>Von Hertzen / heist es / begehre ich dein des Nachts; Wolten wir dieses annehmen von der Nacht der Trübsahl / wäre wol nicht ungereimt; denn wenn <note place="left"><hi rendition="#i">Es. XXVI, 16.</hi></note>Trübsahl da ist so sucht man ja den HERRN. 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Von Hertzen / heist es / begehre ich dein des Nachts; Wolten wir dieses annehmen von der Nacht der Trübsahl / wäre wol nicht ungereimt; denn wenn Trübsahl da ist so sucht man ja den HERRN. Weil aber die Früh-Stunden der Nacht entgegen gesetzet werden / so behalten wir lieber die eigentliche Bedeutung / doch so / daß wir nicht sowohl die Nacht selbst / als den Anfang derselben / den Abend / und die Zeit da sich die Sonne unsern Augen entziehet / und uns eine traurige Dunckelheit hinterlässet / verstehen. Denn GOtt will eben nicht von uns haben daß wir die Ruhe / dazu Er die Nacht erschaffen / uns mit einer unzeitigen Andacht stöhren sollen. Alles hat seine Zeit / und so hat auch die Andacht ihre Zeit; Ehe aber die Gläubigen sich zur Ruhe begeben heiligen sie ihre Abend-Stunden / womit? Mit einem hertzlichen Begehren ihres GOttes. Von Hertzen begehre ich dein des Nachts. Dieses Begehren ist nach der Sprache des Heil. Geistes gar ein sonderliches und ernstliches Begehren / Sehnsucht und Verlangen nach einer angenehmen Sache. Wie es also gebraucht wird vor dem Appetit oder Lüsternheit nach süssen Wein-Trauben; oder nach allerhand Speiß und Geträncke / dergleichen Begehren GOtt selbst Ihm zueignet durch den Mund Davids sagend: Ich begehre in Zion zu wohnen. Die Gläubigen aber richten solches Begehren nach GOtt; Ich begehre Dein heist es. Unter der Sonnen finden sie nichts bessers / nichts daß ihres Wündschens und Verlangens so wehrt als GOtt; Wie derselbige seine Vortrefflichkeiten und allvergnügende Eigenschafften in seinem Worte denen Gläubigen zu erkennen giebet / mithin / wie Paulus redet / seine Liebe in ihr Hertz durch den Eimer so vieler Wolthaten / und den süssesten Geschmack seiner Freundlichkeit gleichsam wie mit einem starcken Guß
Es. XXVI, 16.
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Der Gott-begierige David Und Gott-begierige Christe. Braunschweig, 1715, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1715/12>, abgerufen am 23.07.2024. |