Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.
In
diesen Sarck gelegt. Acht Hertzen sind darin / Und doch nur eins; Das macht /
daß ich ohn Hertze bin.
Alleine / es ist ein Irrtuhum hierin. Die Hochbetübte Fr. Witwe und liebe Kinder besinnen sich nur recht / und nehmen ihre Hertzen wieder / denn ihres seel. Mannes / ihres seel. Vaters Hertz ist nicht mit in den Sarck gekommen / es war viel zu gut / viel zu gesund dazu / daß es in einer bösen und krancken Brust länger bleiben / geschweige denn / daß es in der finstern Erde solte verscharret werden. Nein / der Himmel selbst hat es aufgenommen. Da man bey den Heyden noch die Leichnam der Verstorbenen verbrandte / ist wol eher das Hertz unversehrt in der Asche wieder gefunden / weil man vorher den Cörper heimlich geöffnet und das Hertz in Salamander oder dergleichen unverbrennliche Materie eingewickelt. Was denn vormahls eine sinnreiche Feder bey ein solches Hertze gesetzet / da kan ihr Sehl. Ehe-Herr und Vater mit besserm Recht von seinem Hertzen sagen: Non consumetur: Wenn meine böse Brust von Würmern wird verzehret / So bleibt diß gute Hertz doch allzeit unversehret.Denn dieses Hertz war in etwas bessers und noch daurhaffters eingehüllet / in das Blut JEsu CHristi. Die Alliance, welche zwischen der Fr. Wirwen ued ihres sehl. Mannes Hertzen gewesen / war nur auf eine gewisse Zeit gemacht; aber die / welche sein Hertz mit JESU gemacht /
In
diesen Sarck gelegt. Acht Hertzen sind darin / Und doch nur eins; Das macht /
daß ich ohn Hertze bin.
Alleine / es ist ein Irrtuhum hierin. Die Hochbetübte Fr. Witwe und liebe Kinder besinnen sich nur recht / und nehmen ihre Hertzen wieder / denn ihres seel. Mannes / ihres seel. Vaters Hertz ist nicht mit in den Sarck gekommen / es war viel zu gut / viel zu gesund dazu / daß es in einer bösen und krancken Brust länger bleiben / geschweige denn / daß es in der finstern Erde solte verscharret werden. Nein / der Himmel selbst hat es aufgenommen. Da man bey den Heyden noch die Leichnam der Verstorbenen verbrandte / ist wol eher das Hertz unversehrt in der Asche wieder gefunden / weil man vorher den Cörper heimlich geöffnet und das Hertz in Salamander oder dergleichen unverbrennliche Materie eingewickelt. Was denn vormahls eine sinnreiche Feder bey ein solches Hertze gesetzet / da kan ihr Sehl. Ehe-Herr und Vater mit besserm Recht von seinem Hertzen sagen: Non consumetur: Wenn meine böse Brust von Würmern wird verzehret / So bleibt diß gute Hertz doch allzeit unversehret.Denn dieses Hertz war in etwas bessers und noch daurhaffters eingehüllet / in das Blut JEsu CHristi. Die Alliance, welche zwischen der Fr. Wirwen ued ihres sehl. Mannes Hertzen gewesen / war nur auf eine gewisse Zeit gemacht; aber die / welche sein Hertz mit JESU gemacht / <TEI> <text> <body> <div> <l><pb facs="#f0076" n="70"/> In diesen Sarck gelegt. Acht Hertzen sind darin / Und doch nur eins; Das macht / daß ich ohn Hertze bin.</l> <p>Alleine / es ist ein Irrtuhum hierin. Die Hochbetübte Fr. Witwe und liebe Kinder besinnen sich nur recht / und nehmen ihre Hertzen wieder / denn ihres seel. Mannes / ihres seel. Vaters Hertz ist nicht mit in den Sarck gekommen / es war viel zu gut / viel zu gesund dazu / daß es in einer bösen und krancken Brust länger bleiben / geschweige denn / daß es in der finstern Erde solte verscharret werden. Nein / der Himmel selbst hat es aufgenommen. Da man bey den Heyden noch die Leichnam der Verstorbenen verbrandte / ist wol eher das Hertz unversehrt in der Asche wieder gefunden / weil man vorher den Cörper heimlich geöffnet und das Hertz in Salamander oder dergleichen unverbrennliche Materie eingewickelt. Was denn vormahls eine sinnreiche Feder bey ein solches Hertze gesetzet / da kan ihr Sehl. Ehe-Herr und Vater mit besserm Recht von seinem Hertzen sagen:</p> <l>Non consumetur: Wenn meine böse Brust von Würmern wird verzehret / So bleibt diß gute Hertz doch allzeit unversehret.</l> <p>Denn dieses Hertz war in etwas bessers und noch daurhaffters eingehüllet / in das Blut JEsu CHristi. Die Alliance, welche zwischen der Fr. Wirwen ued ihres sehl. Mannes Hertzen gewesen / war nur auf eine gewisse Zeit gemacht; aber die / welche sein Hertz mit JESU gemacht / </p> </div> </body> </text> </TEI> [70/0076]
In diesen Sarck gelegt. Acht Hertzen sind darin / Und doch nur eins; Das macht / daß ich ohn Hertze bin. Alleine / es ist ein Irrtuhum hierin. Die Hochbetübte Fr. Witwe und liebe Kinder besinnen sich nur recht / und nehmen ihre Hertzen wieder / denn ihres seel. Mannes / ihres seel. Vaters Hertz ist nicht mit in den Sarck gekommen / es war viel zu gut / viel zu gesund dazu / daß es in einer bösen und krancken Brust länger bleiben / geschweige denn / daß es in der finstern Erde solte verscharret werden. Nein / der Himmel selbst hat es aufgenommen. Da man bey den Heyden noch die Leichnam der Verstorbenen verbrandte / ist wol eher das Hertz unversehrt in der Asche wieder gefunden / weil man vorher den Cörper heimlich geöffnet und das Hertz in Salamander oder dergleichen unverbrennliche Materie eingewickelt. Was denn vormahls eine sinnreiche Feder bey ein solches Hertze gesetzet / da kan ihr Sehl. Ehe-Herr und Vater mit besserm Recht von seinem Hertzen sagen:
Non consumetur: Wenn meine böse Brust von Würmern wird verzehret / So bleibt diß gute Hertz doch allzeit unversehret. Denn dieses Hertz war in etwas bessers und noch daurhaffters eingehüllet / in das Blut JEsu CHristi. Die Alliance, welche zwischen der Fr. Wirwen ued ihres sehl. Mannes Hertzen gewesen / war nur auf eine gewisse Zeit gemacht; aber die / welche sein Hertz mit JESU gemacht /
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/76>, abgerufen am 16.07.2024. |