Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.nur die Last behielte. Sibi onus möchte es von Ihm heissen: Groß Wesen wuste er dabey nicht zu machen / und mit der Welt groß zuthun / hierinn war er den Feigen gleich / die haben Dulcorem non speciem: Von aussen keine Zierlichkeit / Doch binnen viele Süßigkeit.Wo Er seinen Nächsten dienen kunte mit dem / was er von GOtt hatte / war er willig und bereit dazu. Nicht anders als ein Baum / der die Sonnenstrahlen aufnimmt und davor dem / der es verlanget / wieder einen kühlen Schatten giebt: Umbram pro luce rependit: Wenn Gott von Himmel ließ was gutes auf ihn fliessen / So ließ er andre auch was Gutes mit geniessen.Aber / M. H. A. sind denn von diesem schönen Stamm keine Zweige ausgeschlagen? Ja / da sehen sie einige davon um sich stehen / von denen ich nichts mehr sage als diese Worte: Non degeneres: Was hiervon ausgeschlagen / Wird aus der Art nicht schlagen.Aber ach! der eine Zweig / welchen der ungeschickte Gärtner der Tod von diesem Baum abgerissen / ich meyne die Sehl. Jungfer Grüblings / wolte zum wenigsten keinen unter diesen etwas nachgeben / solche Früchte als der Stamm brachte auch zu bringen / ich meyne: des Vatern Gottesfurcht / Redlichkeit und andern Tugenden nachzuahmen. Wie ein junger Zweig / wenn er aus dem Stamm schläget / sich alsobald in die höhe beuget: Sursum: So bald ich kan / Nur Himmel-an.So hat sich auch bey der Seel. Jungfer von Jugend auff nur die Last behielte. Sibi onus möchte es von Ihm heissen: Groß Wesen wuste er dabey nicht zu machen / und mit der Welt groß zuthun / hieriñ war er den Feigen gleich / die haben Dulcorem non speciem: Von aussen keine Zierlichkeit / Doch binnen viele Süßigkeit.Wo Er seinen Nächsten dienen kunte mit dem / was er von GOtt hatte / war er willig und bereit dazu. Nicht anders als ein Baum / der die Sonnenstrahlen aufnim̃t und davor dem / der es verlanget / wieder einen kühlen Schatten giebt: Umbram pro luce rependit: Weñ Gott von Him̃el ließ was gutes auf ihn fliessen / So ließ er andre auch was Gutes mit geniessen.Aber / M. H. A. sind denn von diesem schönen Stamm keine Zweige ausgeschlagen? Ja / da sehen sie einige davon um sich stehen / von denen ich nichts mehr sage als diese Worte: Non degeneres: Was hiervon ausgeschlagen / Wird aus der Art nicht schlagen.Aber ach! der eine Zweig / welchen der ungeschickte Gärtner der Tod von diesem Baum abgerissen / ich meyne die Sehl. Jungfer Grüblings / wolte zum wenigsten keinen unter diesen etwas nachgeben / solche Früchte als der Stam̃ brachte auch zu bringen / ich meyne: des Vatern Gottesfurcht / Redlichkeit und andern Tugenden nachzuahmen. Wie ein junger Zweig / wenn er aus dem Stamm schläget / sich alsobald in die höhe beuget: Sursum: So bald ich kan / Nur Himmel-an.So hat sich auch bey der Seel. Jungfer von Jugend auff <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0064" n="58"/> nur die Last behielte. Sibi onus möchte es von Ihm heissen:</p> <l>Die Früchte / welche andre lesen / Sind Ihm nur eine Last gewesen.</l> <p>Groß Wesen wuste er dabey nicht zu machen / und mit der Welt groß zuthun / hieriñ war er den Feigen gleich / die haben</p> <l>Dulcorem non speciem: Von aussen keine Zierlichkeit / Doch binnen viele Süßigkeit.</l> <p>Wo Er seinen Nächsten dienen kunte mit dem / was er von GOtt hatte / war er willig und bereit dazu. Nicht anders als ein Baum / der die Sonnenstrahlen aufnim̃t und davor dem / der es verlanget / wieder einen kühlen Schatten giebt:</p> <l>Umbram pro luce rependit: Weñ Gott von Him̃el ließ was gutes auf ihn fliessen / So ließ er andre auch was Gutes mit geniessen.</l> <p>Aber / M. H. A. sind denn von diesem schönen Stamm keine Zweige ausgeschlagen? Ja / da sehen sie einige davon um sich stehen / von denen ich nichts mehr sage als diese Worte:</p> <l>Non degeneres: Was hiervon ausgeschlagen / Wird aus der Art nicht schlagen.</l> <p>Aber ach! der eine Zweig / welchen der ungeschickte Gärtner der Tod von diesem Baum abgerissen / ich meyne die Sehl. Jungfer Grüblings / wolte zum wenigsten keinen unter diesen etwas nachgeben / solche Früchte als der Stam̃ brachte auch zu bringen / ich meyne: des Vatern Gottesfurcht / Redlichkeit und andern Tugenden nachzuahmen. Wie ein junger Zweig / wenn er aus dem Stamm schläget / sich alsobald in die höhe beuget: Sursum:</p> <l>So bald ich kan / Nur Himmel-an.</l> <p>So hat sich auch bey der Seel. Jungfer von Jugend auff </p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0064]
nur die Last behielte. Sibi onus möchte es von Ihm heissen:
Die Früchte / welche andre lesen / Sind Ihm nur eine Last gewesen. Groß Wesen wuste er dabey nicht zu machen / und mit der Welt groß zuthun / hieriñ war er den Feigen gleich / die haben
Dulcorem non speciem: Von aussen keine Zierlichkeit / Doch binnen viele Süßigkeit. Wo Er seinen Nächsten dienen kunte mit dem / was er von GOtt hatte / war er willig und bereit dazu. Nicht anders als ein Baum / der die Sonnenstrahlen aufnim̃t und davor dem / der es verlanget / wieder einen kühlen Schatten giebt:
Umbram pro luce rependit: Weñ Gott von Him̃el ließ was gutes auf ihn fliessen / So ließ er andre auch was Gutes mit geniessen. Aber / M. H. A. sind denn von diesem schönen Stamm keine Zweige ausgeschlagen? Ja / da sehen sie einige davon um sich stehen / von denen ich nichts mehr sage als diese Worte:
Non degeneres: Was hiervon ausgeschlagen / Wird aus der Art nicht schlagen. Aber ach! der eine Zweig / welchen der ungeschickte Gärtner der Tod von diesem Baum abgerissen / ich meyne die Sehl. Jungfer Grüblings / wolte zum wenigsten keinen unter diesen etwas nachgeben / solche Früchte als der Stam̃ brachte auch zu bringen / ich meyne: des Vatern Gottesfurcht / Redlichkeit und andern Tugenden nachzuahmen. Wie ein junger Zweig / wenn er aus dem Stamm schläget / sich alsobald in die höhe beuget: Sursum:
So bald ich kan / Nur Himmel-an. So hat sich auch bey der Seel. Jungfer von Jugend auff
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