Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.da seine allerliebste Tochter der Seelen nach mit ihrem Himmels-Bräutgam sich so nahe verpaaret. Wenn die Tochter wird von dem Bräutgam heimgeholet / muß der Braut-Schatz da seyn: und siehe! diese Jungfer bringt dem Bräutigam ihren eigenen Vater zum Braut-Schatz mit. Solte ich aber diesen Fall M. H. A. recht vor Augen stellen / so wolte ich einen Baum mahlen / von dem des Gärtners Messer einen Zweig geschnitten / aber ihn zu tieff verwundet / daß er sich / wie man redet / zu todt blutet / mit der Beschrifft: Der Seel. Herr Cämmerer war ja einem fruchtbaren Baum oder Stamm in seinem gantzen Leben nicht ungleich. Seit dem er / daß ich so reden mag / an den Wasserbächen der H. Tauffe gepflantzet worden / hat er ja allezeit seine Früchte bracht zu rechter Zeit; So daß ich wol von Ihm sagen mag / was jener über einen Feigen-Baum geschrieben: Semper fertilis: Bey mir ist allezeit Die süsse Frucht bereit.Bald in seiner zarten Jugend lasen seine Seel. Eltern von ihm die Früchte eines kindlichen Gehorsams / einer Trost-vollen Hoffnung an Ihm noch viel Freude zu erleben; Bald aber liessen sie solche Früchte denen über / bey welchen er der Edlen Kauffmannschafft halber / dieselbe theils zu lernen / theils zu üben / sich aufgehalten. Kan aber wol ein Baum durch zeitiges Verpflantzen an Früchten reicher and angenehmer werden? So hat man solches auch an dem Seel. Herrn Cämmerer wahrgenommen; Denn nach dem Er wieder in diesen unsern Helmstädtischen Kirch-Garten eingeflantzet da seine allerliebste Tochter der Seelen nach mit ihrem Himmels-Bräutgam sich so nahe verpaaret. Wenn die Tochter wird von dem Bräutgam heimgeholet / muß der Braut-Schatz da seyn: und siehe! diese Jungfer bringt dem Bräutigam ihren eigenen Vater zum Braut-Schatz mit. Solte ich aber diesen Fall M. H. A. recht vor Augen stellen / so wolte ich einen Baum mahlen / von dem des Gärtners Messer einen Zweig geschnitten / aber ihn zu tieff verwundet / daß er sich / wie man redet / zu todt blutet / mit der Beschrifft: Der Seel. Herr Cämmerer war ja einem fruchtbaren Baum oder Stamm in seinem gantzen Leben nicht ungleich. Seit dem er / daß ich so reden mag / an den Wasserbächen der H. Tauffe gepflantzet worden / hat er ja allezeit seine Früchte bracht zu rechter Zeit; So daß ich wol von Ihm sagen mag / was jener über einen Feigen-Baum geschrieben: Semper fertilis: Bey mir ist allezeit Die süsse Frucht bereit.Bald in seiner zarten Jugend lasen seine Seel. Eltern von ihm die Früchte eines kindlichen Gehorsams / einer Trost-vollen Hoffnung an Ihm noch viel Freude zu erleben; Bald aber liessen sie solche Früchte denen über / bey welchen er der Edlen Kauffmannschafft halber / dieselbe theils zu lernen / theils zu üben / sich aufgehalten. Kan aber wol ein Baum durch zeitiges Verpflantzen an Früchten reicher and angenehmer werden? So hat man solches auch an dem Seel. Herrn Cämmerer wahrgenommen; Denn nach dem Er wieder in diesen unsern Helmstädtischen Kirch-Garten eingeflantzet <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0062" n="56"/> da seine allerliebste Tochter der Seelen nach mit ihrem Himmels-Bräutgam sich so nahe verpaaret. Wenn die Tochter wird von dem Bräutgam heimgeholet / muß der Braut-Schatz da seyn: und siehe! diese Jungfer bringt dem Bräutigam ihren eigenen Vater zum Braut-Schatz mit. Solte ich aber diesen Fall M. H. A. recht vor Augen stellen / so wolte ich einen Baum mahlen / von dem des Gärtners Messer einen Zweig geschnitten / aber ihn zu tieff verwundet / daß er sich / wie man redet / zu todt blutet / mit der Beschrifft:</p> <l>Lethale vulnus: Der Abschnitt dieses Rebens Ein Abschnitt meines Lebens.</l> <p>Der Seel. Herr Cämmerer war ja einem fruchtbaren Baum oder Stamm in seinem gantzen Leben nicht ungleich. Seit dem er / daß ich so reden mag / an den Wasserbächen der H. Tauffe gepflantzet worden / hat er ja allezeit seine Früchte bracht zu rechter Zeit; So daß ich wol von Ihm sagen mag / was jener über einen Feigen-Baum geschrieben:</p> <l>Semper fertilis: Bey mir ist allezeit Die süsse Frucht bereit.</l> <p>Bald in seiner zarten Jugend lasen seine Seel. Eltern von ihm die Früchte eines kindlichen Gehorsams / einer Trost-vollen Hoffnung an Ihm noch viel Freude zu erleben; Bald aber liessen sie solche Früchte denen über / bey welchen er der Edlen Kauffmannschafft halber / dieselbe theils zu lernen / theils zu üben / sich aufgehalten. Kan aber wol ein Baum durch zeitiges Verpflantzen an Früchten reicher and angenehmer werden? So hat man solches auch an dem Seel. Herrn Cämmerer wahrgenommen; Denn nach dem Er wieder in diesen unsern Helmstädtischen Kirch-Garten eingeflantzet </p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0062]
da seine allerliebste Tochter der Seelen nach mit ihrem Himmels-Bräutgam sich so nahe verpaaret. Wenn die Tochter wird von dem Bräutgam heimgeholet / muß der Braut-Schatz da seyn: und siehe! diese Jungfer bringt dem Bräutigam ihren eigenen Vater zum Braut-Schatz mit. Solte ich aber diesen Fall M. H. A. recht vor Augen stellen / so wolte ich einen Baum mahlen / von dem des Gärtners Messer einen Zweig geschnitten / aber ihn zu tieff verwundet / daß er sich / wie man redet / zu todt blutet / mit der Beschrifft:
Lethale vulnus: Der Abschnitt dieses Rebens Ein Abschnitt meines Lebens. Der Seel. Herr Cämmerer war ja einem fruchtbaren Baum oder Stamm in seinem gantzen Leben nicht ungleich. Seit dem er / daß ich so reden mag / an den Wasserbächen der H. Tauffe gepflantzet worden / hat er ja allezeit seine Früchte bracht zu rechter Zeit; So daß ich wol von Ihm sagen mag / was jener über einen Feigen-Baum geschrieben:
Semper fertilis: Bey mir ist allezeit Die süsse Frucht bereit. Bald in seiner zarten Jugend lasen seine Seel. Eltern von ihm die Früchte eines kindlichen Gehorsams / einer Trost-vollen Hoffnung an Ihm noch viel Freude zu erleben; Bald aber liessen sie solche Früchte denen über / bey welchen er der Edlen Kauffmannschafft halber / dieselbe theils zu lernen / theils zu üben / sich aufgehalten. Kan aber wol ein Baum durch zeitiges Verpflantzen an Früchten reicher and angenehmer werden? So hat man solches auch an dem Seel. Herrn Cämmerer wahrgenommen; Denn nach dem Er wieder in diesen unsern Helmstädtischen Kirch-Garten eingeflantzet
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/62>, abgerufen am 16.02.2025. |