Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.uneben schickte / da er zwey Juristen mahlete / welche gleich denen Wäscherinnen ein nasses Tuch außwrungen / und so lange der eine hie der andre dorthin dreheten / biß nicht ein Tropffe darinnen blieben / mit der Beyschrifft: Studia in contraria. So sey doch GOtt dafür / daß man deßwegen den gantzen Orden und Herren Juristen solte böse heissen; Es gibt auch Untheologische Theologos, die nicht glauben oder thun was sie lehren / ja offte so krumme Causen und Sprünge machen / als nimmermehr ein Juriste thun mag / soll man deswegen insgemein von ihnen allen so liederlich urtheilen! Wann in einem Beutel voll Ducaten einige falsche mit unter wären / wolte man sie deswegen alle wegschmeissen? Wann in einem schönen Diamanten-Schmuck einige Böhmische Steine mit untergestecket wären / wer wolte deswegen den gantzen Schmuck wegwerffen? Wer Böses thut wird seine Last tragen / und seinen Lohn schon bekommen. Wie es dißfals um unsern Sehl. Hr. Hildebr. in seiner bißherigen praxi stehe / weiß GOtt am besten. Was Menschen sagen / darauff kan man nicht bauen; Omnis homo mendax: Man leugt gerne auf die Leute; und wie es den lieben GOtt mit dem Gewitter gehet / daß ers nimmer allen kan recht machen / so gehet es auch offt den Herren Richtern und Advocaten mit der haberechtischen Welt; Laudantur ab his, culpantur ab illis. Laß es aber seyn / daß er auch das Recht zuweilen bey der wächsern Nase gekriegt / und es nach seinen Willen zu drehen gesuchet / so sage ich: wer will einen Reinen finden / da keiner rein ist. Er hat auch viel gutes an sich gehabt / und offte / was andre ihren nothleidenden Nächsten verdrehet hatten / wieder gleich gemacht. Ich habe aber eben erwehnet / daß der Sehl. zu guter letzt noch einen Process bekommen / darüber er alle andere Acten müssen liegen lassen / davon / wenn ich mit ihrer Ver- uneben schickte / da er zwey Juristen mahlete / welche gleich denen Wäscherinnen ein nasses Tuch außwrungen / und so lange der eine hie der andre dorthin dreheten / biß nicht ein Tropffe darinnen blieben / mit der Beyschrifft: Studia in contraria. So sey doch GOtt dafür / daß man deßwegen den gantzen Orden und Herren Juristen solte böse heissen; Es gibt auch Untheologische Theologos, die nicht glauben oder thun was sie lehren / ja offte so krumme Causen und Sprünge machen / als nimmermehr ein Juriste thun mag / soll man deswegen insgemein von ihnen allen so liederlich urtheilen! Wann in einem Beutel voll Ducaten einige falsche mit unter wären / wolte man sie deswegen alle wegschmeissen? Wann in einem schönen Diamanten-Schmuck einige Böhmische Steine mit untergestecket wären / wer wolte deswegen den gantzen Schmuck wegwerffen? Wer Böses thut wird seine Last tragen / und seinen Lohn schon bekommen. Wie es dißfals um unsern Sehl. Hr. Hildebr. in seiner bißherigen praxi stehe / weiß GOtt am besten. Was Menschen sagen / darauff kan man nicht bauen; Omnis homo mendax: Man leugt gerne auf die Leute; und wie es den lieben GOtt mit dem Gewitter gehet / daß ers nimmer allen kan recht machen / so gehet es auch offt den Herren Richtern und Advocaten mit der haberechtischen Welt; Laudantur ab his, culpantur ab illis. Laß es aber seyn / daß er auch das Recht zuweilen bey der wächsern Nase gekriegt / und es nach seinen Willen zu drehen gesuchet / so sage ich: wer will einen Reinen finden / da keiner rein ist. Er hat auch viel gutes an sich gehabt / und offte / was andre ihren nothleidenden Nächsten verdrehet hatten / wieder gleich gemacht. Ich habe aber eben erwehnet / daß der Sehl. zu guter letzt noch einen Process bekommen / darüber er alle andere Acten müssen liegen lassen / davon / wenn ich mit ihrer Ver- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0017" n="11"/> uneben schickte / da er zwey Juristen mahlete / welche gleich denen Wäscherinnen ein nasses Tuch außwrungen / und so lange der eine hie der andre dorthin dreheten / biß nicht ein Tropffe darinnen blieben / mit der Beyschrifft: Studia in contraria.</p> <p>So sey doch GOtt dafür / daß man deßwegen den gantzen Orden und Herren Juristen solte böse heissen; Es gibt auch Untheologische Theologos, die nicht glauben oder thun was sie lehren / ja offte so krumme Causen und Sprünge machen / als nimmermehr ein Juriste thun mag / soll man deswegen insgemein von ihnen allen so liederlich urtheilen! Wann in einem Beutel voll Ducaten einige falsche mit unter wären / wolte man sie deswegen alle wegschmeissen? Wann in einem schönen Diamanten-Schmuck einige Böhmische Steine mit untergestecket wären / wer wolte deswegen den gantzen Schmuck wegwerffen? Wer Böses thut wird seine Last tragen / und seinen Lohn schon bekommen. Wie es dißfals um unsern Sehl. Hr. Hildebr. in seiner bißherigen praxi stehe / weiß GOtt am besten. Was Menschen sagen / darauff kan man nicht bauen; Omnis homo mendax: Man leugt gerne auf die Leute; und wie es den lieben GOtt mit dem Gewitter gehet / daß ers nimmer allen kan recht machen / so gehet es auch offt den Herren Richtern und Advocaten mit der haberechtischen Welt; Laudantur ab his, culpantur ab illis. Laß es aber seyn / daß er auch das Recht zuweilen bey der wächsern Nase gekriegt / und es nach seinen Willen zu drehen gesuchet / so sage ich: wer will einen Reinen finden / da keiner rein ist. Er hat auch viel gutes an sich gehabt / und offte / was andre ihren nothleidenden Nächsten verdrehet hatten / wieder gleich gemacht.</p> <p>Ich habe aber eben erwehnet / daß der Sehl. zu guter letzt noch einen Process bekommen / darüber er alle andere Acten müssen liegen lassen / davon / wenn ich mit ihrer Ver- </p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0017]
uneben schickte / da er zwey Juristen mahlete / welche gleich denen Wäscherinnen ein nasses Tuch außwrungen / und so lange der eine hie der andre dorthin dreheten / biß nicht ein Tropffe darinnen blieben / mit der Beyschrifft: Studia in contraria.
So sey doch GOtt dafür / daß man deßwegen den gantzen Orden und Herren Juristen solte böse heissen; Es gibt auch Untheologische Theologos, die nicht glauben oder thun was sie lehren / ja offte so krumme Causen und Sprünge machen / als nimmermehr ein Juriste thun mag / soll man deswegen insgemein von ihnen allen so liederlich urtheilen! Wann in einem Beutel voll Ducaten einige falsche mit unter wären / wolte man sie deswegen alle wegschmeissen? Wann in einem schönen Diamanten-Schmuck einige Böhmische Steine mit untergestecket wären / wer wolte deswegen den gantzen Schmuck wegwerffen? Wer Böses thut wird seine Last tragen / und seinen Lohn schon bekommen. Wie es dißfals um unsern Sehl. Hr. Hildebr. in seiner bißherigen praxi stehe / weiß GOtt am besten. Was Menschen sagen / darauff kan man nicht bauen; Omnis homo mendax: Man leugt gerne auf die Leute; und wie es den lieben GOtt mit dem Gewitter gehet / daß ers nimmer allen kan recht machen / so gehet es auch offt den Herren Richtern und Advocaten mit der haberechtischen Welt; Laudantur ab his, culpantur ab illis. Laß es aber seyn / daß er auch das Recht zuweilen bey der wächsern Nase gekriegt / und es nach seinen Willen zu drehen gesuchet / so sage ich: wer will einen Reinen finden / da keiner rein ist. Er hat auch viel gutes an sich gehabt / und offte / was andre ihren nothleidenden Nächsten verdrehet hatten / wieder gleich gemacht.
Ich habe aber eben erwehnet / daß der Sehl. zu guter letzt noch einen Process bekommen / darüber er alle andere Acten müssen liegen lassen / davon / wenn ich mit ihrer Ver-
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/17>, abgerufen am 16.07.2024. |