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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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nicht ein Unglück uns über dem Haupt schwebe / welchem diese Marter-Höltzer aus dem Wege gehen! Traun / wenn jener Bischoff zu Marsilien / Salvianus genant / die Warheit geschrieben / wie nicht leicht jemand streiten wird / wenn er schreibet: Fromme Wittwen sind insgemein die Salveguarden, die GOtt in die Städte leget / und die sich mit ihrem Gebeht zur Mauer machen / und vor den Riß treten / um derer willen GOtt offt unser schonet / und durch die wir offt eines geruhigen Lebens zu geniessen haben; So haben wir denn an diesen 16. ein Grosses verlohren / und wol Ursach dem lieben GOtt in die Ruhte zu fallen. Zwar die Welt macht kein groß Wesen über arme und verlassene Wittwen / sie siehet dieselbe kaum über die Schulter an / sie leben ihnen viel zu lange / und ihre Thränen sind ihnen so ungelegen als die Regen-Tropffen bey feuchten Herbst-Wetter; Was Wunder denn / daß sie wünschen je eher je lieber aus der Welt zu kommen? Unter die Zahl derer / so dieses gewünschet / zehle ich billig die weyland Viel-Ehr- und Tugendsahme Frau / Frau Agnesa Druden / gebohrne Oeppichen / Seel Herrn Caspar Drudens nachgelassene Wittwe. Diese hat sonder zweiffel schon vor 20 Jahren Ihren Zustand so befunden / daß Sie gedacht / es wäre hohe Zeit / daß Sie stürbe. Denn so lang ist es / daß Sie / wie ich glaubwürdig berichtet bin / Ihr den Sarck verfertigen lassen / in welchen Ihr gantz ausgemergelter Cörper vor uns hin zu Grabe getragen worden. Zu Neapolis sollen sich in der Kirchen S. Mariae Maj. in der Grabschrifft Johannis Joviani Pontani diese Worte finden: Vivus domum hanc mihi paravi, qua quie-

nicht ein Unglück uns über dem Haupt schwebe / welchem diese Marter-Höltzer aus dem Wege gehen! Traun / wenn jener Bischoff zu Marsilien / Salvianus genant / die Warheit geschrieben / wie nicht leicht jemand streiten wird / wenn er schreibet: Fromme Wittwen sind insgemein die Salveguarden, die GOtt in die Städte leget / und die sich mit ihrem Gebeht zur Mauer machen / und vor den Riß treten / um derer willen GOtt offt unser schonet / und durch die wir offt eines geruhigen Lebens zu geniessen haben; So haben wir denn an diesen 16. ein Grosses verlohren / und wol Ursach dem lieben GOtt in die Ruhte zu fallen. Zwar die Welt macht kein groß Wesen über arme und verlassene Wittwen / sie siehet dieselbe kaum über die Schulter an / sie leben ihnen viel zu lange / und ihre Thränen sind ihnen so ungelegen als die Regen-Tropffen bey feuchten Herbst-Wetter; Was Wunder denn / daß sie wünschen je eher je lieber aus der Welt zu kommen? Unter die Zahl derer / so dieses gewünschet / zehle ich billig die weyland Viel-Ehr- und Tugendsahme Frau / Frau Agnesa Druden / gebohrne Oeppichen / Seel Herrn Caspar Drudens nachgelassene Wittwe. Diese hat sonder zweiffel schon vor 20 Jahren Ihren Zustand so befunden / daß Sie gedacht / es wäre hohe Zeit / daß Sie stürbe. Denn so lang ist es / daß Sie / wie ich glaubwürdig berichtet bin / Ihr den Sarck verfertigen lassen / in welchen Ihr gantz ausgemergelter Cörper vor uns hin zu Grabe getragen worden. Zu Neapolis sollen sich in der Kirchen S. Mariae Maj. in der Grabschrifft Johannis Joviani Pontani diese Worte finden: Vivus domum hanc mihi paravi, qua quie-

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                     offt eines geruhigen Lebens zu geniessen haben; So haben wir denn an diesen 16.
                     ein Grosses verlohren / und wol Ursach dem lieben GOtt in die Ruhte zu fallen.
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                     siehet dieselbe kaum über die Schulter an / sie leben ihnen viel zu lange / und
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[150/0156] nicht ein Unglück uns über dem Haupt schwebe / welchem diese Marter-Höltzer aus dem Wege gehen! Traun / wenn jener Bischoff zu Marsilien / Salvianus genant / die Warheit geschrieben / wie nicht leicht jemand streiten wird / wenn er schreibet: Fromme Wittwen sind insgemein die Salveguarden, die GOtt in die Städte leget / und die sich mit ihrem Gebeht zur Mauer machen / und vor den Riß treten / um derer willen GOtt offt unser schonet / und durch die wir offt eines geruhigen Lebens zu geniessen haben; So haben wir denn an diesen 16. ein Grosses verlohren / und wol Ursach dem lieben GOtt in die Ruhte zu fallen. Zwar die Welt macht kein groß Wesen über arme und verlassene Wittwen / sie siehet dieselbe kaum über die Schulter an / sie leben ihnen viel zu lange / und ihre Thränen sind ihnen so ungelegen als die Regen-Tropffen bey feuchten Herbst-Wetter; Was Wunder denn / daß sie wünschen je eher je lieber aus der Welt zu kommen? Unter die Zahl derer / so dieses gewünschet / zehle ich billig die weyland Viel-Ehr- und Tugendsahme Frau / Frau Agnesa Druden / gebohrne Oeppichen / Seel Herrn Caspar Drudens nachgelassene Wittwe. Diese hat sonder zweiffel schon vor 20 Jahren Ihren Zustand so befunden / daß Sie gedacht / es wäre hohe Zeit / daß Sie stürbe. Denn so lang ist es / daß Sie / wie ich glaubwürdig berichtet bin / Ihr den Sarck verfertigen lassen / in welchen Ihr gantz ausgemergelter Cörper vor uns hin zu Grabe getragen worden. Zu Neapolis sollen sich in der Kirchen S. Mariae Maj. in der Grabschrifft Johannis Joviani Pontani diese Worte finden: Vivus domum hanc mihi paravi, qua quie-

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/156>, abgerufen am 23.11.2024.