Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.die Seel. Fr. Pröbstinne gestorben: Kan auch ein Mensch von neuen gebohren werden / wenn Er alt ist; Und getraue mir dieselbe mit Ihrem Exempel zu bejahen. Denn diese ist in Ihrem hohen Alter wieder jung geworden / und gewiß ich sehe die Aelteste der Stadt in neuer Jugend an. Was man von dem so genanten Vogel Phoenix berichtet oder tichtet / daß derselbe / nachdem Er auf einen von ihm selbst zusammen getragenen und von der Sonnenstrahlen angezündeten Scheider-Hauffen verbrand / aus der Aschen gantz jung wieder hervorgehe / hat längst zu einem Sinnbilde Anlaß gegeben / und diese Beyschrifft verdienet: Mihi cunae rogus; Ich mögte diese Worte wol etwas verändert auf das Grab der Seel. Fr. Pröbstinn setzen: Mihi cunae tumulus; Ich muß im Grabe liegen / Doch hier sind meine Wiegen.Oder soll ich mit David reden / so mag ich sagen: Sie sey nun wieder jung worden wie ein Adler / und könte denn auch hieher sich schicken der die alten Federn abwerffende Adler / welchen man vormahls in das castrum doloris des Philippi IVti mahlete / mit der Beyschrifft: Abjecisse juvat, oder ut juvenescam. Trauen die Seel Fr. Pröbstinn hat es in Ihrem gantzen Leben so gehalten / daß Sie offtmahls wieder jung und wie neu gebohren worden. Da Ihre Eltern / deren Gedächtniß aus jetz-verlesenen Personalien M. H. A. noch im Gedächtniß ist / diese Ihre Tochter zu dem Bade der die Seel. Fr. Pröbstinne gestorben: Kan auch ein Mensch von neuen gebohren werden / wenn Er alt ist; Und getraue mir dieselbe mit Ihrem Exempel zu bejahen. Denn diese ist in Ihrem hohen Alter wieder jung geworden / und gewiß ich sehe die Aelteste der Stadt in neuer Jugend an. Was man von dem so genanten Vogel Phoenix berichtet oder tichtet / daß derselbe / nachdem Er auf einen von ihm selbst zusammen getragenen und von der Sonnenstrahlen angezündeten Scheider-Hauffen verbrand / aus der Aschen gantz jung wieder hervorgehe / hat längst zu einem Siñbilde Anlaß gegeben / und diese Beyschrifft verdienet: Mihi cunae rogus; Ich mögte diese Worte wol etwas verändert auf das Grab der Seel. Fr. Pröbstinn setzen: Mihi cunae tumulus; Ich muß im Grabe liegen / Doch hier sind meine Wiegen.Oder soll ich mit David reden / so mag ich sagen: Sie sey nun wieder jung worden wie ein Adler / und könte denn auch hieher sich schicken der die alten Federn abwerffende Adler / welchen man vormahls in das castrum doloris des Philippi IVti mahlete / mit der Beyschrifft: Abjecisse juvat, oder ut juvenescam. Trauen die Seel Fr. Pröbstinn hat es in Ihrem gantzen Leben so gehalten / daß Sie offtmahls wieder jung und wie neu gebohren worden. Da Ihre Eltern / deren Gedächtniß aus jetz-verlesenen Personalien M. H. A. noch im Gedächtniß ist / diese Ihre Tochter zu dem Bade der <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0151" n="145"/> die Seel. Fr. Pröbstinne gestorben: Kan auch ein Mensch von neuen gebohren werden / wenn Er alt ist; Und getraue mir dieselbe mit Ihrem Exempel zu bejahen. Denn diese ist in Ihrem hohen Alter wieder jung geworden / und gewiß ich sehe die Aelteste der Stadt in neuer Jugend an. Was man von dem so genanten Vogel Phoenix berichtet oder tichtet / daß derselbe / nachdem Er auf einen von ihm selbst zusammen getragenen und von der Sonnenstrahlen angezündeten Scheider-Hauffen verbrand / aus der Aschen gantz jung wieder hervorgehe / hat längst zu einem Siñbilde Anlaß gegeben / und diese Beyschrifft verdienet: Mihi cunae rogus;</p> <l>Dieses Holtz / da ich muß brennen / Kan ich meine Wiegen nennen.</l> <p>Ich mögte diese Worte wol etwas verändert auf das Grab der Seel. Fr. Pröbstinn setzen: Mihi cunae tumulus;</p> <l>Ich muß im Grabe liegen / Doch hier sind meine Wiegen.</l> <p>Oder soll ich mit David reden / so mag ich sagen: Sie sey nun wieder jung worden wie ein Adler / und könte denn auch hieher sich schicken der die alten Federn abwerffende Adler / welchen man vormahls in das castrum doloris des Philippi IVti mahlete / mit der Beyschrifft: Abjecisse juvat, oder ut juvenescam.</p> <p>Trauen die Seel Fr. Pröbstinn hat es in Ihrem gantzen Leben so gehalten / daß Sie offtmahls wieder jung und wie neu gebohren worden. Da Ihre Eltern / deren Gedächtniß aus jetz-verlesenen Personalien M. H. A. noch im Gedächtniß ist / diese Ihre Tochter zu dem Bade der </p> </div> </body> </text> </TEI> [145/0151]
die Seel. Fr. Pröbstinne gestorben: Kan auch ein Mensch von neuen gebohren werden / wenn Er alt ist; Und getraue mir dieselbe mit Ihrem Exempel zu bejahen. Denn diese ist in Ihrem hohen Alter wieder jung geworden / und gewiß ich sehe die Aelteste der Stadt in neuer Jugend an. Was man von dem so genanten Vogel Phoenix berichtet oder tichtet / daß derselbe / nachdem Er auf einen von ihm selbst zusammen getragenen und von der Sonnenstrahlen angezündeten Scheider-Hauffen verbrand / aus der Aschen gantz jung wieder hervorgehe / hat längst zu einem Siñbilde Anlaß gegeben / und diese Beyschrifft verdienet: Mihi cunae rogus;
Dieses Holtz / da ich muß brennen / Kan ich meine Wiegen nennen. Ich mögte diese Worte wol etwas verändert auf das Grab der Seel. Fr. Pröbstinn setzen: Mihi cunae tumulus;
Ich muß im Grabe liegen / Doch hier sind meine Wiegen. Oder soll ich mit David reden / so mag ich sagen: Sie sey nun wieder jung worden wie ein Adler / und könte denn auch hieher sich schicken der die alten Federn abwerffende Adler / welchen man vormahls in das castrum doloris des Philippi IVti mahlete / mit der Beyschrifft: Abjecisse juvat, oder ut juvenescam.
Trauen die Seel Fr. Pröbstinn hat es in Ihrem gantzen Leben so gehalten / daß Sie offtmahls wieder jung und wie neu gebohren worden. Da Ihre Eltern / deren Gedächtniß aus jetz-verlesenen Personalien M. H. A. noch im Gedächtniß ist / diese Ihre Tochter zu dem Bade der
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/151>, abgerufen am 16.07.2024. |