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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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Aber was auff der Welt vor Freude vor eine Wittwe? Man möchte Sie wol vergleichen mit einem gewissen Kraute / welches vormahlen ein Graf in Franckreich zu seinen Zeichen in einem Ritter-Spiel erwehlet / welches allezeit voller Tropffen / wenn es nicht von der Sonnen beschienen wird / und deßwegen diese Beyschrifft führet: Aut radios, aut lacrymas;

Hab ich nicht Sonnenschein / So werdens Thränen seyn.

Uxor coruscat radiis mariti, das Weib hat ihren Schein von dem Manne; So lange der lebet / kan sie sagen: Tuam vitam vivo;

Mir kan dein Leben Das Leben geben.

Wenn aber diese Ehe-Sonne untergehet / und sie zur Wittwen wird / so heißt es: Tua morte morior;

Seh ich dein Sterben / Muß ich verderben.

Ja das Ende des Lebens eines Ehemannes ist der Anfang des Todes einer Frauen. Denn die Freude und Glückseeligkeit / welche ihr Leben zum Leben macht / endiget sich / wenn sich des Mannes Leben endiget. Da trifft wohl ein / was jener auf den Wittwen-Stand gesagt: Wo einer erst am Creutze hängt / da wilihn jederman mit Galle träncken. Ich meyne die Seel. Fr. Matthießen habe dieses wohl erfahren. Wie viel saure Mühe und Arbeit / wie viel Verdruß Sie die 22. Jahr ihres Wittwen-Standes ausgestanden / ist vielen gar wol bekandt. Doch bey dem allen hat Sie einen guten Vortheil erlernet / nemlich sich auf das

Aber was auff der Welt vor Freude vor eine Wittwe? Man möchte Sie wol vergleichen mit einem gewissen Kraute / welches vormahlen ein Graf in Franckreich zu seinen Zeichen in einem Ritter-Spiel erwehlet / welches allezeit voller Tropffen / wenn es nicht von der Sonnen beschienen wird / und deßwegen diese Beyschrifft führet: Aut radios, aut lacrymas;

Hab ich nicht Sonnenschein / So werdens Thränen seyn.

Uxor coruscat radiis mariti, das Weib hat ihren Schein von dem Manne; So lange der lebet / kan sie sagen: Tuam vitam vivo;

Mir kan dein Leben Das Leben geben.

Weñ aber diese Ehe-Soñe untergehet / und sie zur Wittwen wird / so heißt es: Tua morte morior;

Seh ich dein Sterben / Muß ich verderben.

Ja das Ende des Lebens eines Ehemannes ist der Anfang des Todes einer Frauen. Denn die Freude und Glückseeligkeit / welche ihr Leben zum Leben macht / endiget sich / wenn sich des Mannes Leben endiget. Da trifft wohl ein / was jener auf den Wittwen-Stand gesagt: Wo einer erst am Creutze hängt / da wilihn jederman mit Galle träncken. Ich meyne die Seel. Fr. Matthießen habe dieses wohl erfahren. Wie viel saure Mühe und Arbeit / wie viel Verdruß Sie die 22. Jahr ihres Wittwen-Standes ausgestanden / ist vielen gar wol bekandt. Doch bey dem allen hat Sie einen guten Vortheil erlernet / nemlich sich auf das

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                     mit Galle träncken. Ich meyne die Seel. Fr. Matthießen habe dieses wohl
                     erfahren. Wie viel saure Mühe und Arbeit / wie viel Verdruß Sie die 22. Jahr
                     ihres Wittwen-Standes ausgestanden / ist vielen gar wol bekandt. Doch bey dem
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[140/0146] Aber was auff der Welt vor Freude vor eine Wittwe? Man möchte Sie wol vergleichen mit einem gewissen Kraute / welches vormahlen ein Graf in Franckreich zu seinen Zeichen in einem Ritter-Spiel erwehlet / welches allezeit voller Tropffen / wenn es nicht von der Sonnen beschienen wird / und deßwegen diese Beyschrifft führet: Aut radios, aut lacrymas; Hab ich nicht Sonnenschein / So werdens Thränen seyn. Uxor coruscat radiis mariti, das Weib hat ihren Schein von dem Manne; So lange der lebet / kan sie sagen: Tuam vitam vivo; Mir kan dein Leben Das Leben geben. Weñ aber diese Ehe-Soñe untergehet / und sie zur Wittwen wird / so heißt es: Tua morte morior; Seh ich dein Sterben / Muß ich verderben. Ja das Ende des Lebens eines Ehemannes ist der Anfang des Todes einer Frauen. Denn die Freude und Glückseeligkeit / welche ihr Leben zum Leben macht / endiget sich / wenn sich des Mannes Leben endiget. Da trifft wohl ein / was jener auf den Wittwen-Stand gesagt: Wo einer erst am Creutze hängt / da wilihn jederman mit Galle träncken. Ich meyne die Seel. Fr. Matthießen habe dieses wohl erfahren. Wie viel saure Mühe und Arbeit / wie viel Verdruß Sie die 22. Jahr ihres Wittwen-Standes ausgestanden / ist vielen gar wol bekandt. Doch bey dem allen hat Sie einen guten Vortheil erlernet / nemlich sich auf das

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/146>, abgerufen am 24.11.2024.