Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.längst gewidmet war / ferner obzuliegen. Und wer wolte zweiffeln / daß dieses nicht anfangs zu grosser Freude seiner Eltern geschehen / und ferner würde geschehen seyn; Wenn nicht. -- -- Doch hier wil ich schweigen / und an statt fernern Lobes dieses beklagen / daß sich auf Christl. Academien / da man auf Fleiß / auf willige Folge der Gesetze / auf Frömmigkeit und Mäßigkeit geschwohren / sich dennoch einschleichen solche pestes, inutilia terrae pondera, qui numerus sunt fruges consumere nati, welche nicht achten das Exempel so vieler honneten und tugendliebenden Gemühter / die nur darauf sehen / wie sie durch Fleiß / durch vorsichtigen Wandel / den seufftzenden / den behtenden / und mit Schmertzen auf die fröliche Wiederkunfft ihrer Söhne hoffenden Eltern / wie sie auch dem Vaterlande / Kirchen und gemeinen Wesen ein Laetare gleichsam entgegen ruffen mögen: sondern vielmehr ein unzuläßiges Laetare suchen in Müßiggang / in Fressen und Sauffen / in liederlichen üppigen Leben. Ach diese Gottesvergessene Rotte machet es offtmahls / daß Eltern / welche wolerzogene Kinder mit guter Hoffnung auf hohe Schulen schicken / nachgehends von ihrer Hoffnung sagen müssen: Versa est in lacrymas. Was ist es / das unsers Sehl. Hrn. Morgensterns Eltern den Sonntag Laetare so traurig gemacht? Ist es nicht dieses / daß ihr Sohn / der sonst noch von vielen das Zeugnüß der Bescheidenheit und Ehrbarkeit auch eines guten Gemüths gehabt / zu manchen übermäßigen und unzuläßigen Laetari verleitet worden / und seine ohndem schon schwache constitution noch schwächer worden / darüber er auch am Sonntag Laetare das Leben müssen einbüssen. Das hieß / was jener vom Petro / da er bey dem Kohlfeuer saß / geschrieben: längst gewidmet war / ferner obzuliegen. Und wer wolte zweiffeln / daß dieses nicht anfangs zu grosser Freude seiner Eltern geschehen / und ferner würde geschehen seyn; Wenn nicht. — — Doch hier wil ich schweigen / und an statt fernern Lobes dieses beklagen / daß sich auf Christl. Academien / da man auf Fleiß / auf willige Folge der Gesetze / auf Frömmigkeit und Mäßigkeit geschwohren / sich dennoch einschleichen solche pestes, inutilia terrae pondera, qui numerus sunt fruges consumere nati, welche nicht achten das Exempel so vieler honnêten und tugendliebenden Gemühter / die nur darauf sehen / wie sie durch Fleiß / durch vorsichtigen Wandel / den seufftzenden / den behtenden / und mit Schmertzen auf die fröliche Wiederkunfft ihrer Söhne hoffenden Eltern / wie sie auch dem Vaterlande / Kirchen und gemeinen Wesen ein Laetare gleichsam entgegen ruffen mögen: sondern vielmehr ein unzuläßiges Laetare suchen in Müßiggang / in Fressen und Sauffen / in liederlichen üppigen Leben. Ach diese Gottesvergessene Rotte machet es offtmahls / daß Eltern / welche wolerzogene Kinder mit guter Hoffnung auf hohe Schulen schicken / nachgehends von ihrer Hoffnung sagen müssen: Versa est in lacrymas. Was ist es / das unsers Sehl. Hrn. Morgensterns Eltern den Sonntag Laetare so traurig gemacht? Ist es nicht dieses / daß ihr Sohn / der sonst noch von vielen das Zeugnüß der Bescheidenheit und Ehrbarkeit auch eines guten Gemüths gehabt / zu manchen übermäßigen und unzuläßigen Laetari verleitet worden / und seine ohndem schon schwache constitution noch schwächer worden / darüber er auch am Sonntag Laetare das Leben müssen einbüssen. Das hieß / was jener vom Petro / da er bey dem Kohlfeuer saß / geschrieben: <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0127" n="121"/> längst gewidmet war / ferner obzuliegen. Und wer wolte zweiffeln / daß dieses nicht anfangs zu grosser Freude seiner Eltern geschehen / und ferner würde geschehen seyn; Wenn nicht. — — Doch hier wil ich schweigen / und an statt fernern Lobes dieses beklagen / daß sich auf Christl. Academien / da man auf Fleiß / auf willige Folge der Gesetze / auf Frömmigkeit und Mäßigkeit geschwohren / sich dennoch einschleichen solche pestes, inutilia terrae pondera, qui numerus sunt fruges consumere nati, welche nicht achten das Exempel so vieler honnêten und tugendliebenden Gemühter / die nur darauf sehen / wie sie durch Fleiß / durch vorsichtigen Wandel / den seufftzenden / den behtenden / und mit Schmertzen auf die fröliche Wiederkunfft ihrer Söhne hoffenden Eltern / wie sie auch dem Vaterlande / Kirchen und gemeinen Wesen ein Laetare gleichsam entgegen ruffen mögen: sondern vielmehr ein unzuläßiges Laetare suchen in Müßiggang / in Fressen und Sauffen / in liederlichen üppigen Leben. Ach diese Gottesvergessene Rotte machet es offtmahls / daß Eltern / welche wolerzogene Kinder mit guter Hoffnung auf hohe Schulen schicken / nachgehends von ihrer Hoffnung sagen müssen: Versa est in lacrymas. Was ist es / das unsers Sehl. Hrn. Morgensterns Eltern den Sonntag Laetare so traurig gemacht? Ist es nicht dieses / daß ihr Sohn / der sonst noch von vielen das Zeugnüß der Bescheidenheit und Ehrbarkeit auch eines guten Gemüths gehabt / zu manchen übermäßigen und unzuläßigen Laetari verleitet worden / und seine ohndem schon schwache constitution noch schwächer worden / darüber er auch am Sonntag Laetare das Leben müssen einbüssen. Das hieß / was jener vom Petro / da er bey dem Kohlfeuer saß / geschrieben:</p> <l>Tanti est conjungi malis!</l> </div> </body> </text> </TEI> [121/0127]
längst gewidmet war / ferner obzuliegen. Und wer wolte zweiffeln / daß dieses nicht anfangs zu grosser Freude seiner Eltern geschehen / und ferner würde geschehen seyn; Wenn nicht. — — Doch hier wil ich schweigen / und an statt fernern Lobes dieses beklagen / daß sich auf Christl. Academien / da man auf Fleiß / auf willige Folge der Gesetze / auf Frömmigkeit und Mäßigkeit geschwohren / sich dennoch einschleichen solche pestes, inutilia terrae pondera, qui numerus sunt fruges consumere nati, welche nicht achten das Exempel so vieler honnêten und tugendliebenden Gemühter / die nur darauf sehen / wie sie durch Fleiß / durch vorsichtigen Wandel / den seufftzenden / den behtenden / und mit Schmertzen auf die fröliche Wiederkunfft ihrer Söhne hoffenden Eltern / wie sie auch dem Vaterlande / Kirchen und gemeinen Wesen ein Laetare gleichsam entgegen ruffen mögen: sondern vielmehr ein unzuläßiges Laetare suchen in Müßiggang / in Fressen und Sauffen / in liederlichen üppigen Leben. Ach diese Gottesvergessene Rotte machet es offtmahls / daß Eltern / welche wolerzogene Kinder mit guter Hoffnung auf hohe Schulen schicken / nachgehends von ihrer Hoffnung sagen müssen: Versa est in lacrymas. Was ist es / das unsers Sehl. Hrn. Morgensterns Eltern den Sonntag Laetare so traurig gemacht? Ist es nicht dieses / daß ihr Sohn / der sonst noch von vielen das Zeugnüß der Bescheidenheit und Ehrbarkeit auch eines guten Gemüths gehabt / zu manchen übermäßigen und unzuläßigen Laetari verleitet worden / und seine ohndem schon schwache constitution noch schwächer worden / darüber er auch am Sonntag Laetare das Leben müssen einbüssen. Das hieß / was jener vom Petro / da er bey dem Kohlfeuer saß / geschrieben:
Tanti est conjungi malis!
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/127>, abgerufen am 16.02.2025. |