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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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lung mit dem jetztbetrübten Hrn. Witwer getroffen / die 5. Jahr / darin Sie GOtt mit Kindern gesegnet / und vielleicht einige andere mehr; so wird doch die Zahl der unglückl. Jahre noch viel grösser seyn. Die Jahre / da sie ihre liebe Eltern / da sie ihre Kinder und sonderlich das letztere verlohren / die Jahre da das Hauß-Creutz ihr Hauß betroffen / wie viel Wünsche sind ihr denn umsonst geschehen. Indessen verdienten ihre Tugenden wol / daß man Ihr alles Gutes wünschete! Ich beruffe mich dißfalls auf ihre verlesene Personalien. Soll ich aber zu derselben Gedächtnüß und Erzehlung mich ihres Nahmens bedienen / so darff ich wol sagen / daß sie eine rechte Margarita gewesen / daß sie viel Perlen-gleiches an sich gehabt. Von der Perlen heist es: Candor commendat, die weisse Farbe bringt sie in den Wehrt / und macht sie angenehm; Die Sehl. Frau muste auch GOtt und Menschen angenehm werden durch ihre reine Tugenden / unter denen die Gottesfurcht / wie eine schöne Zahl-Perle sich hervor that. Von der Perle heisset es: E mari nihil, Ob sie gleich im Meer ist / so nimmt sie doch wegen der festgeschlossenen Muschel nichts von dem saltzigten Meer-Wasser an sich; so hatte die Sehl. Frau / ob sie gleich in der Welt / tamen e mundo nihil, Sie wolte von der Welt Boßheit / Falschheit und Heucheley nichts an sich nehmen / vielmehr wie die Perle nebst ihrer weissen Zierde auch ihre grosse Wirckung und Nutzen hat / und Hertz und Geister stärcken kan; Daß es wol heist: Ornat & prodest: Sie zieret und nutzet: So hat auch bey der Sehligen die Würckung redlicher Liebe gegen ihren Nechsten / milder Hülffe gegen die Nohtleidende / und insonderheit der aufrichtigen Treu gegen ihren Ehherrn und liebe Kinder nicht ein geringes Lob verdienet. Wer siehet nun nicht / daß redliche Christen ihres Gleichen / Nachbahren einer willigen Helfferinn / Eh-Mann und Kinder ihrer Verpflegerin billig alles Gutes gewünschet; Aber ach dieses

lung mit dem jetztbetrübten Hrn. Witwer getroffen / die 5. Jahr / darin Sie GOtt mit Kindern gesegnet / und vielleicht einige andere mehr; so wird doch die Zahl der unglückl. Jahre noch viel grösser seyn. Die Jahre / da sie ihre liebe Eltern / da sie ihre Kinder und sonderlich das letztere verlohren / die Jahre da das Hauß-Creutz ihr Hauß betroffen / wie viel Wünsche sind ihr denn umsonst geschehen. Indessen verdienten ihre Tugenden wol / daß man Ihr alles Gutes wünschete! Ich beruffe mich dißfalls auf ihre verlesene Personalien. Soll ich aber zu derselben Gedächtnüß und Erzehlung mich ihres Nahmens bedienen / so darff ich wol sagen / daß sie eine rechte Margarita gewesen / daß sie viel Perlen-gleiches an sich gehabt. Von der Perlen heist es: Candor commendat, die weisse Farbe bringt sie in den Wehrt / und macht sie angenehm; Die Sehl. Frau muste auch GOtt und Menschen angenehm werden durch ihre reine Tugenden / unter denen die Gottesfurcht / wie eine schöne Zahl-Perle sich hervor that. Von der Perle heisset es: E mari nihil, Ob sie gleich im Meer ist / so nim̃t sie doch wegen der festgeschlossenen Muschel nichts von dem saltzigten Meer-Wasser an sich; so hatte die Sehl. Frau / ob sie gleich in der Welt / tamen ê mundo nihil, Sie wolte von der Welt Boßheit / Falschheit und Heucheley nichts an sich nehmen / vielmehr wie die Perle nebst ihrer weissen Zierde auch ihre grosse Wirckung und Nutzen hat / und Hertz und Geister stärcken kan; Daß es wol heist: Ornat & prodest: Sie zieret und nutzet: So hat auch bey der Sehligen die Würckung redlicher Liebe gegen ihren Nechsten / milder Hülffe gegen die Nohtleidende / und insonderheit der aufrichtigen Treu gegen ihren Ehherrn und liebe Kinder nicht ein geringes Lob verdienet. Wer siehet nun nicht / daß redliche Christen ihres Gleichen / Nachbahren einer willigen Helfferinn / Eh-Mann und Kinder ihrer Verpflegerin billig alles Gutes gewünschet; Aber ach dieses

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lung mit dem jetztbetrübten
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                     viel grösser seyn. Die Jahre / da sie ihre liebe Eltern / da sie ihre Kinder und
                     sonderlich das letztere verlohren / die Jahre da das Hauß-Creutz ihr Hauß
                     betroffen / wie viel Wünsche sind ihr denn umsonst geschehen. Indessen
                     verdienten ihre Tugenden wol / daß man Ihr alles Gutes wünschete! Ich beruffe
                     mich dißfalls auf ihre verlesene Personalien. Soll ich aber zu derselben
                     Gedächtnüß und Erzehlung mich ihres Nahmens bedienen / so darff ich wol sagen /
                     daß sie eine rechte Margarita gewesen / daß sie viel Perlen-gleiches an sich
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                     in den Wehrt / und macht sie angenehm; Die Sehl. Frau muste auch GOtt und
                     Menschen angenehm werden durch ihre reine Tugenden / unter denen die
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                     liebe Kinder nicht ein geringes Lob verdienet. Wer siehet nun nicht / daß
                     redliche Christen ihres Gleichen / Nachbahren einer willigen Helfferinn /
                     Eh-Mann und Kinder ihrer Verpflegerin billig alles Gutes gewünschet; Aber ach
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[114/0120] lung mit dem jetztbetrübten Hrn. Witwer getroffen / die 5. Jahr / darin Sie GOtt mit Kindern gesegnet / und vielleicht einige andere mehr; so wird doch die Zahl der unglückl. Jahre noch viel grösser seyn. Die Jahre / da sie ihre liebe Eltern / da sie ihre Kinder und sonderlich das letztere verlohren / die Jahre da das Hauß-Creutz ihr Hauß betroffen / wie viel Wünsche sind ihr denn umsonst geschehen. Indessen verdienten ihre Tugenden wol / daß man Ihr alles Gutes wünschete! Ich beruffe mich dißfalls auf ihre verlesene Personalien. Soll ich aber zu derselben Gedächtnüß und Erzehlung mich ihres Nahmens bedienen / so darff ich wol sagen / daß sie eine rechte Margarita gewesen / daß sie viel Perlen-gleiches an sich gehabt. Von der Perlen heist es: Candor commendat, die weisse Farbe bringt sie in den Wehrt / und macht sie angenehm; Die Sehl. Frau muste auch GOtt und Menschen angenehm werden durch ihre reine Tugenden / unter denen die Gottesfurcht / wie eine schöne Zahl-Perle sich hervor that. Von der Perle heisset es: E mari nihil, Ob sie gleich im Meer ist / so nim̃t sie doch wegen der festgeschlossenen Muschel nichts von dem saltzigten Meer-Wasser an sich; so hatte die Sehl. Frau / ob sie gleich in der Welt / tamen ê mundo nihil, Sie wolte von der Welt Boßheit / Falschheit und Heucheley nichts an sich nehmen / vielmehr wie die Perle nebst ihrer weissen Zierde auch ihre grosse Wirckung und Nutzen hat / und Hertz und Geister stärcken kan; Daß es wol heist: Ornat & prodest: Sie zieret und nutzet: So hat auch bey der Sehligen die Würckung redlicher Liebe gegen ihren Nechsten / milder Hülffe gegen die Nohtleidende / und insonderheit der aufrichtigen Treu gegen ihren Ehherrn und liebe Kinder nicht ein geringes Lob verdienet. Wer siehet nun nicht / daß redliche Christen ihres Gleichen / Nachbahren einer willigen Helfferinn / Eh-Mann und Kinder ihrer Verpflegerin billig alles Gutes gewünschet; Aber ach dieses

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/120>, abgerufen am 25.11.2024.