Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.Sinnbilde / doch zum Bilde den Tod in seiner sonst gewöhnlichen positur darstellen in seinem knöchrichten Finger einen Todten Zettel haltend / darauff geschrieben Todte 87. wolte aber diese Uberschrifft dabey machen: GOTT hat mich in sein Lebens-Buch nicht lassen in so weit hinein sehen / daß ich gewiß wissen solte / ob alle / welche auff diesen Todten-Zettel gezeichnet nicht todt sondern schlaffen / und der Seelen nach bey Ihm im Himmel leben / doch hoffe ich von allen das Beste. Was aber den Sehl. Kuaben betrifft / so bin ich dessen gantz gewiß versichert / daß er / ob er gleich gestorben / dennoch nicht todt / sondern lebe; Von Natur war er zwar sofort / da er anfieng zu leben / wie alle Adams Kinder mit auf den Todten-Zettul / allein dieser Todten-Zettul wurde bald geändert / da er als ein Bundes-Genosse Gottes in das Buch des Lebens eingezeichnet worden. Und nachgehends war diß nur seiner lieben Eltern eintziger Wunsch / daß dieses ihnen von GOtt geschencktes wehrtes Pfand noch lange nicht unter die Todten-Zahl möchte gezehlet werden. Denn was vor süsse Hoffnung kunten sie ihnen nicht von dem Sehl. Knaben machen / bevorab da er der Jüngste / und fast bey herbeykommenden verdrießlichen Alters-Jahren von GOtt geschencket war / als auf welchen / wie der gelehrte Philo schreibet / die väterliche affection sich Strom-weise zu ergiessen pfleget / deswegen weil Eltern an demselben einen Stab und Stecken in der letzten Lebens-Zeit hoffen und erwarten können. Der unvergleichliche Redner Cicero hat niemahls mit grössern affect geredet / als wenn er von seinen Kindern geredet. Nachdencklich ist das Sendschreiben / darinn er das Ableben seiner eintzigen Tochter beklaget; Nachdencklich diß Sinnbilde / doch zum Bilde den Tod in seiner sonst gewöhnlichen positur darstellen in seinem knöchrichten Finger einen Todten Zettel haltend / darauff geschrieben Todte 87. wolte aber diese Uberschrifft dabey machen: GOTT hat mich in sein Lebens-Buch nicht lassen in so weit hinein sehen / daß ich gewiß wissen solte / ob alle / welche auff diesen Todten-Zettel gezeichnet nicht todt sondern schlaffen / und der Seelen nach bey Ihm im Himmel leben / doch hoffe ich von allen das Beste. Was aber den Sehl. Kuaben betrifft / so bin ich dessen gantz gewiß versichert / daß er / ob er gleich gestorben / dennoch nicht todt / sondern lebe; Von Natur war er zwar sofort / da er anfieng zu leben / wie alle Adams Kinder mit auf den Todten-Zettul / allein dieser Todten-Zettul wurde bald geändert / da er als ein Bundes-Genosse Gottes in das Buch des Lebens eingezeichnet worden. Und nachgehends war diß nur seiner lieben Eltern eintziger Wunsch / daß dieses ihnen von GOtt geschencktes wehrtes Pfand noch lange nicht unter die Todten-Zahl möchte gezehlet werden. Deñ was vor süsse Hoffnung kunten sie ihnen nicht von dem Sehl. Knaben machen / bevorab da er der Jüngste / und fast bey herbeykommenden verdrießlichen Alters-Jahren von GOtt geschencket war / als auf welchen / wie der gelehrte Philo schreibet / die väterliche affection sich Strom-weise zu ergiessen pfleget / deswegen weil Eltern an demselben einen Stab und Stecken in der letzten Lebens-Zeit hoffen und erwarten können. Der unvergleichliche Redner Cicero hat niemahls mit grössern affect geredet / als wenn er von seinen Kindern geredet. Nachdencklich ist das Sendschreiben / darinn er das Ableben seiner eintzigen Tochter beklaget; Nachdencklich diß <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0114" n="108"/> Sinnbilde / doch zum Bilde den Tod in seiner sonst gewöhnlichen positur darstellen in seinem knöchrichten Finger einen Todten Zettel haltend / darauff geschrieben Todte 87. wolte aber diese Uberschrifft dabey machen:</p> <l>Salvo errore calculi, Was gilts die Zahl ist falsch / in Rechnen ist gefehlet / Es ist nicht alles rodt / was hier wird todt gezehlet.</l> <p>GOTT hat mich in sein Lebens-Buch nicht lassen in so weit hinein sehen / daß ich gewiß wissen solte / ob alle / welche auff diesen Todten-Zettel gezeichnet nicht todt sondern schlaffen / und der Seelen nach bey Ihm im Himmel leben / doch hoffe ich von allen das Beste. Was aber den Sehl. Kuaben betrifft / so bin ich dessen gantz gewiß versichert / daß er / ob er gleich gestorben / dennoch nicht todt / sondern lebe; Von Natur war er zwar sofort / da er anfieng zu leben / wie alle Adams Kinder mit auf den Todten-Zettul / allein dieser Todten-Zettul wurde bald geändert / da er als ein Bundes-Genosse Gottes in das Buch des Lebens eingezeichnet worden. Und nachgehends war diß nur seiner lieben Eltern eintziger Wunsch / daß dieses ihnen von GOtt geschencktes wehrtes Pfand noch lange nicht unter die Todten-Zahl möchte gezehlet werden. Deñ was vor süsse Hoffnung kunten sie ihnen nicht von dem Sehl. Knaben machen / bevorab da er der Jüngste / und fast bey herbeykommenden verdrießlichen Alters-Jahren von GOtt geschencket war / als auf welchen / wie der gelehrte Philo schreibet / die väterliche affection sich Strom-weise zu ergiessen pfleget / deswegen weil Eltern an demselben einen Stab und Stecken in der letzten Lebens-Zeit hoffen und erwarten können. Der unvergleichliche Redner Cicero hat niemahls mit grössern affect geredet / als wenn er von seinen Kindern geredet. Nachdencklich ist das Sendschreiben / darinn er das Ableben seiner eintzigen Tochter beklaget; Nachdencklich diß </p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0114]
Sinnbilde / doch zum Bilde den Tod in seiner sonst gewöhnlichen positur darstellen in seinem knöchrichten Finger einen Todten Zettel haltend / darauff geschrieben Todte 87. wolte aber diese Uberschrifft dabey machen:
Salvo errore calculi, Was gilts die Zahl ist falsch / in Rechnen ist gefehlet / Es ist nicht alles rodt / was hier wird todt gezehlet. GOTT hat mich in sein Lebens-Buch nicht lassen in so weit hinein sehen / daß ich gewiß wissen solte / ob alle / welche auff diesen Todten-Zettel gezeichnet nicht todt sondern schlaffen / und der Seelen nach bey Ihm im Himmel leben / doch hoffe ich von allen das Beste. Was aber den Sehl. Kuaben betrifft / so bin ich dessen gantz gewiß versichert / daß er / ob er gleich gestorben / dennoch nicht todt / sondern lebe; Von Natur war er zwar sofort / da er anfieng zu leben / wie alle Adams Kinder mit auf den Todten-Zettul / allein dieser Todten-Zettul wurde bald geändert / da er als ein Bundes-Genosse Gottes in das Buch des Lebens eingezeichnet worden. Und nachgehends war diß nur seiner lieben Eltern eintziger Wunsch / daß dieses ihnen von GOtt geschencktes wehrtes Pfand noch lange nicht unter die Todten-Zahl möchte gezehlet werden. Deñ was vor süsse Hoffnung kunten sie ihnen nicht von dem Sehl. Knaben machen / bevorab da er der Jüngste / und fast bey herbeykommenden verdrießlichen Alters-Jahren von GOtt geschencket war / als auf welchen / wie der gelehrte Philo schreibet / die väterliche affection sich Strom-weise zu ergiessen pfleget / deswegen weil Eltern an demselben einen Stab und Stecken in der letzten Lebens-Zeit hoffen und erwarten können. Der unvergleichliche Redner Cicero hat niemahls mit grössern affect geredet / als wenn er von seinen Kindern geredet. Nachdencklich ist das Sendschreiben / darinn er das Ableben seiner eintzigen Tochter beklaget; Nachdencklich diß
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/114>, abgerufen am 16.02.2025. |