Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.Liebe und Treu / und war bemühet gleiches mit gleichen zu vergelten / so daß beyderseits Ehgatten die Jahre / so sie miteinander gelebet / zu kurtzen Tagen worden; Sie fand zeitliche Güter / davon bekam der Arme sein mildes Theil. Ihr Glück nahm auch sonsten von Tage zu Tage zu / und Ihre Gottesfurcht und Wilfährtigkeit Ihren Nechsten zu dienen nimmer ab; auch nicht einmahl da Sie GOtt ließ zu einer betrübten Witwen werden. Durch dessen Verhängniß muste auch das / was an Ihrem zeitlichen Wolseyn schiene abzunehmen / wieder eine Zunahme gewinnen / indem Sie sich zum andern mahl mit dem jetzo hochbetrübten Witwer Herrn Johann Friedrich Bützern vermählete. Desselben Gegenwart wil mir nicht gestatten noch viel Gutes von der Sehl. Frauen zu rühmen / weil ich bedencken trage den Verlust solches Guten ihn dadurch noch empfindlicher und sein Leyd noch grösser zu machen; genug / daß ich dieses nicht ohn schmertzliches Andencken sagen muß / daß / wie nunmehro seiner Sehl. Frauen mit den abgehenden Tagen Ihr kürtzter Tag war herzu genahet / auch Ihr zeitlich Wolseyn in Abnahme kommen. Dazu halffen allerhand Wiederwärtigkeiten und Unglück / fürnehmlich aber die so beschwerliche Kranckheit / womit Sie sich so lange schleppen müssen; Dieselbe fieng denn im Junio mit dem längsten Tage an / und nahm bey abnehmenden Tagen immer zu / biß endlich ihr kürtzster Tag gekommen / biß endlich die zum Abzuge schon längst fertige mit wahrer Busse / mit Gebeht bereitete / mit dem Leib und Blut versorgte Seele den längsten Tag / den Tag ohne Abend in der Ewigkeit angefangen. Hier aber muß ich nun mein obiges Bild / die Sonne in tropico Capricorni, nochmahls zum Vorschein bringen / dabey aber jetzo setzen: Liebe und Treu / und war bemühet gleiches mit gleichen zu vergelten / so daß beyderseits Ehgatten die Jahre / so sie miteinander gelebet / zu kurtzen Tagen worden; Sie fand zeitliche Güter / davon bekam der Arme sein mildes Theil. Ihr Glück nahm auch sonsten von Tage zu Tage zu / und Ihre Gottesfurcht und Wilfährtigkeit Ihren Nechsten zu dienen nimmer ab; auch nicht einmahl da Sie GOtt ließ zu einer betrübten Witwen werden. Durch dessen Verhängniß muste auch das / was an Ihrem zeitlichen Wolseyn schiene abzunehmen / wieder eine Zunahme gewinnen / indem Sie sich zum andern mahl mit dem jetzo hochbetrübten Witwer Herrn Johann Friedrich Bützern vermählete. Desselben Gegenwart wil mir nicht gestatten noch viel Gutes von der Sehl. Frauen zu rühmen / weil ich bedencken trage den Verlust solches Guten ihn dadurch noch empfindlicher und sein Leyd noch grösser zu machen; genug / daß ich dieses nicht ohn schmertzliches Andencken sagen muß / daß / wie nunmehro seiner Sehl. Frauen mit den abgehenden Tagen Ihr kürtzter Tag war herzu genahet / auch Ihr zeitlich Wolseyn in Abnahme kommen. Dazu halffen allerhand Wiederwärtigkeiten und Unglück / fürnehmlich aber die so beschwerliche Kranckheit / womit Sie sich so lange schleppen müssen; Dieselbe fieng denn im Junio mit dem längsten Tage an / und nahm bey abnehmenden Tagen immer zu / biß endlich ihr kürtzster Tag gekom̃en / biß endlich die zum Abzuge schon längst fertige mit wahrer Busse / mit Gebeht bereitete / mit dem Leib und Blut versorgte Seele den längsten Tag / den Tag ohne Abend in der Ewigkeit angefangen. Hier aber muß ich nun mein obiges Bild / die Sonne in tropico Capricorni, nochmahls zum Vorschein bringen / dabey aber jetzo setzen: <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0110" n="104"/> Liebe und Treu / und war bemühet gleiches mit gleichen zu vergelten / so daß beyderseits Ehgatten die Jahre / so sie miteinander gelebet / zu kurtzen Tagen worden; Sie fand zeitliche Güter / davon bekam der Arme sein mildes Theil. Ihr Glück nahm auch sonsten von Tage zu Tage zu / und Ihre Gottesfurcht und Wilfährtigkeit Ihren Nechsten zu dienen nimmer ab; auch nicht einmahl da Sie GOtt ließ zu einer betrübten Witwen werden. Durch dessen Verhängniß muste auch das / was an Ihrem zeitlichen Wolseyn schiene abzunehmen / wieder eine Zunahme gewinnen / indem Sie sich zum andern mahl mit dem jetzo hochbetrübten Witwer Herrn Johann Friedrich Bützern vermählete. Desselben Gegenwart wil mir nicht gestatten noch viel Gutes von der Sehl. Frauen zu rühmen / weil ich bedencken trage den Verlust solches Guten ihn dadurch noch empfindlicher und sein Leyd noch grösser zu machen; genug / daß ich dieses nicht ohn schmertzliches Andencken sagen muß / daß / wie nunmehro seiner Sehl. Frauen mit den abgehenden Tagen Ihr kürtzter Tag war herzu genahet / auch Ihr zeitlich Wolseyn in Abnahme kommen. Dazu halffen allerhand Wiederwärtigkeiten und Unglück / fürnehmlich aber die so beschwerliche Kranckheit / womit Sie sich so lange schleppen müssen; Dieselbe fieng denn im Junio mit dem längsten Tage an / und nahm bey abnehmenden Tagen immer zu / biß endlich ihr kürtzster Tag gekom̃en / biß endlich die zum Abzuge schon längst fertige mit wahrer Busse / mit Gebeht bereitete / mit dem Leib und Blut versorgte Seele den längsten Tag / den Tag ohne Abend in der Ewigkeit angefangen. Hier aber muß ich nun mein obiges Bild / die Sonne in tropico Capricorni, nochmahls zum Vorschein bringen / dabey aber jetzo setzen:</p> <l>Initia hyemis, Winters Anfang.</l> </div> </body> </text> </TEI> [104/0110]
Liebe und Treu / und war bemühet gleiches mit gleichen zu vergelten / so daß beyderseits Ehgatten die Jahre / so sie miteinander gelebet / zu kurtzen Tagen worden; Sie fand zeitliche Güter / davon bekam der Arme sein mildes Theil. Ihr Glück nahm auch sonsten von Tage zu Tage zu / und Ihre Gottesfurcht und Wilfährtigkeit Ihren Nechsten zu dienen nimmer ab; auch nicht einmahl da Sie GOtt ließ zu einer betrübten Witwen werden. Durch dessen Verhängniß muste auch das / was an Ihrem zeitlichen Wolseyn schiene abzunehmen / wieder eine Zunahme gewinnen / indem Sie sich zum andern mahl mit dem jetzo hochbetrübten Witwer Herrn Johann Friedrich Bützern vermählete. Desselben Gegenwart wil mir nicht gestatten noch viel Gutes von der Sehl. Frauen zu rühmen / weil ich bedencken trage den Verlust solches Guten ihn dadurch noch empfindlicher und sein Leyd noch grösser zu machen; genug / daß ich dieses nicht ohn schmertzliches Andencken sagen muß / daß / wie nunmehro seiner Sehl. Frauen mit den abgehenden Tagen Ihr kürtzter Tag war herzu genahet / auch Ihr zeitlich Wolseyn in Abnahme kommen. Dazu halffen allerhand Wiederwärtigkeiten und Unglück / fürnehmlich aber die so beschwerliche Kranckheit / womit Sie sich so lange schleppen müssen; Dieselbe fieng denn im Junio mit dem längsten Tage an / und nahm bey abnehmenden Tagen immer zu / biß endlich ihr kürtzster Tag gekom̃en / biß endlich die zum Abzuge schon längst fertige mit wahrer Busse / mit Gebeht bereitete / mit dem Leib und Blut versorgte Seele den längsten Tag / den Tag ohne Abend in der Ewigkeit angefangen. Hier aber muß ich nun mein obiges Bild / die Sonne in tropico Capricorni, nochmahls zum Vorschein bringen / dabey aber jetzo setzen:
Initia hyemis, Winters Anfang.
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/110>, abgerufen am 16.02.2025. |