sie selbst bleiben doch immer denselben Bedingungen unter¬ worfen.
Alle diese Thatsachen sind uns, wie gesagt, hinläng¬ lich bekannt; sie kommen uns auf Schritt und Tritt zum Bewußtsein; wir werden aus ihnen aber nicht den Schluß ziehen, daß sie uns nur eine mangelhafte sinnliche Kennt¬ niß der uns umgebenden Welt gestatten. Wir wissen, daß uns das, was uns gleichzeitig zu thun versagt ist, nach einander mühelos gelingt, und daß wir so das Mittel be¬ sitzen, durch welches wir zur Vollständigkeit der sinnlichen Auffassung gelangen. Es sind viel verborgenere und nicht so mühelos zu überwindende Schranken unserer Natur, die wir im Sinn haben, wenn wir behaupten, der Mensch lasse sich, ihm selbst unbewußt, an einem sehr unvollkom¬ menen und unentwickelten Weltbild genügen.
Jene Vollständigkeit der sinnlichen Auffassung, zu der wir gelangen zu können vermeinen, ist im Grunde doch nur eine scheinbare; sie ist in Wahrheit nicht vorhanden; sie stellt sich nicht als ein bestimmtes nachweisbares Ge¬ bilde dar; sie ist eine Annahme, eine Voraussetzung, die wir in unserem Bewußtsein nicht realisiren können. Ver¬ gegenwärtigen wir uns unseren eigenen Zustand, an den jene angebliche Vollständigkeit der sinnlichen Auffassung auch nur eines einzelnen Gegenstandes gebunden ist, so sehen wir uns einem Herumirren unserer Sinne an dem Gegenstand preisgegeben. Heften wir unsere Aufmerksam¬ keit auf die einzelne Sinnesqualität, so endet unser Be¬ mühen in Rathlosigkeit. Die sinnliche Sicherheit und
ſie ſelbſt bleiben doch immer denſelben Bedingungen unter¬ worfen.
Alle dieſe Thatſachen ſind uns, wie geſagt, hinläng¬ lich bekannt; ſie kommen uns auf Schritt und Tritt zum Bewußtſein; wir werden aus ihnen aber nicht den Schluß ziehen, daß ſie uns nur eine mangelhafte ſinnliche Kennt¬ niß der uns umgebenden Welt geſtatten. Wir wiſſen, daß uns das, was uns gleichzeitig zu thun verſagt iſt, nach einander mühelos gelingt, und daß wir ſo das Mittel be¬ ſitzen, durch welches wir zur Vollſtändigkeit der ſinnlichen Auffaſſung gelangen. Es ſind viel verborgenere und nicht ſo mühelos zu überwindende Schranken unſerer Natur, die wir im Sinn haben, wenn wir behaupten, der Menſch laſſe ſich, ihm ſelbſt unbewußt, an einem ſehr unvollkom¬ menen und unentwickelten Weltbild genügen.
Jene Vollſtändigkeit der ſinnlichen Auffaſſung, zu der wir gelangen zu können vermeinen, iſt im Grunde doch nur eine ſcheinbare; ſie iſt in Wahrheit nicht vorhanden; ſie ſtellt ſich nicht als ein beſtimmtes nachweisbares Ge¬ bilde dar; ſie iſt eine Annahme, eine Vorausſetzung, die wir in unſerem Bewußtſein nicht realiſiren können. Ver¬ gegenwärtigen wir uns unſeren eigenen Zuſtand, an den jene angebliche Vollſtändigkeit der ſinnlichen Auffaſſung auch nur eines einzelnen Gegenſtandes gebunden iſt, ſo ſehen wir uns einem Herumirren unſerer Sinne an dem Gegenſtand preisgegeben. Heften wir unſere Aufmerkſam¬ keit auf die einzelne Sinnesqualität, ſo endet unſer Be¬ mühen in Rathloſigkeit. Die ſinnliche Sicherheit und
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ſie ſelbſt bleiben doch immer denſelben Bedingungen unter¬
worfen.
Alle dieſe Thatſachen ſind uns, wie geſagt, hinläng¬
lich bekannt; ſie kommen uns auf Schritt und Tritt zum
Bewußtſein; wir werden aus ihnen aber nicht den Schluß
ziehen, daß ſie uns nur eine mangelhafte ſinnliche Kennt¬
niß der uns umgebenden Welt geſtatten. Wir wiſſen, daß
uns das, was uns gleichzeitig zu thun verſagt iſt, nach
einander mühelos gelingt, und daß wir ſo das Mittel be¬
ſitzen, durch welches wir zur Vollſtändigkeit der ſinnlichen
Auffaſſung gelangen. Es ſind viel verborgenere und nicht
ſo mühelos zu überwindende Schranken unſerer Natur,
die wir im Sinn haben, wenn wir behaupten, der Menſch
laſſe ſich, ihm ſelbſt unbewußt, an einem ſehr unvollkom¬
menen und unentwickelten Weltbild genügen.
Jene Vollſtändigkeit der ſinnlichen Auffaſſung, zu der
wir gelangen zu können vermeinen, iſt im Grunde doch
nur eine ſcheinbare; ſie iſt in Wahrheit nicht vorhanden;
ſie ſtellt ſich nicht als ein beſtimmtes nachweisbares Ge¬
bilde dar; ſie iſt eine Annahme, eine Vorausſetzung, die
wir in unſerem Bewußtſein nicht realiſiren können. Ver¬
gegenwärtigen wir uns unſeren eigenen Zuſtand, an den
jene angebliche Vollſtändigkeit der ſinnlichen Auffaſſung
auch nur eines einzelnen Gegenſtandes gebunden iſt, ſo
ſehen wir uns einem Herumirren unſerer Sinne an dem
Gegenſtand preisgegeben. Heften wir unſere Aufmerkſam¬
keit auf die einzelne Sinnesqualität, ſo endet unſer Be¬
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Fiedler, Konrad: Der Ursprung der künstlerischen Thätigkeit. Leipzig, 1887, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fiedler_kuenstlerische_1887/65>, abgerufen am 27.07.2024.
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