ist nichts anderes als der Vorgang, in dem die sichtbare Erscheinung der Natur gebannt und zu immer klarerer und unverhüllterer Offenbarung ihrer selbst gezwungen wird.
Es kann sehr gewagt erscheinen, die Ansprüche, deren Erfüllung von der künstlerischen Thätigkeit gefordert wird, als ungerechtfertigt abzuweisen und dafür etwas als die Aufgabe der Kunst zu bezeichnen, was vielleicht manchem gar nicht von besonderer Wichtigkeit zu sein scheinen mag. Aber wenn man sich fragt, um welches Erfolges willen eine Thätigkeit ausgeübt wird, so muß man in Rücksicht ziehen, welcherlei Erfolge nicht ausschließlich dieser Thätig¬ keit angehören, was hingegen ganz allein durch dieselbe erreicht werden kann. Man kann, wenn auch in etwas unbestimmter Weise, fast alle die Forderungen, die an jede Kunstübung gestellt zu werden pflegen, unter zwei Rubriken bringen: man fordert Empfindungswerthe von der Kunst und Bedeutungswerthe. Nun kann nicht geleugnet werden, daß durch die Kunst Empfindungswerthe sowohl als Bedeutungswerthe eigenthümlicher Art geschaffen werden. Aber wenn die Kunst auch unser Empfinden in besonderer Weise anzuregen, unser Denken in besonderer Weise zu beschäftigen vermag, so lernen wir doch Empfinden und Denken nicht erst durch die Kunst kennen; vielmehr giebt es auf dem weiten Gebiete des Vorhandenen nichts, was nicht als ein Empfindungswerth oder als ein Bedeutungs¬ werth sich geltend machen könnte. Verwerthen wir also die Erzeugnisse künstlerischer Thätigkeit für unser Empfinden oder unser Denken, so thun wir etwas, was wir, wie mit
iſt nichts anderes als der Vorgang, in dem die ſichtbare Erſcheinung der Natur gebannt und zu immer klarerer und unverhüllterer Offenbarung ihrer ſelbſt gezwungen wird.
Es kann ſehr gewagt erſcheinen, die Anſprüche, deren Erfüllung von der künſtleriſchen Thätigkeit gefordert wird, als ungerechtfertigt abzuweiſen und dafür etwas als die Aufgabe der Kunſt zu bezeichnen, was vielleicht manchem gar nicht von beſonderer Wichtigkeit zu ſein ſcheinen mag. Aber wenn man ſich fragt, um welches Erfolges willen eine Thätigkeit ausgeübt wird, ſo muß man in Rückſicht ziehen, welcherlei Erfolge nicht ausſchließlich dieſer Thätig¬ keit angehören, was hingegen ganz allein durch dieſelbe erreicht werden kann. Man kann, wenn auch in etwas unbeſtimmter Weiſe, faſt alle die Forderungen, die an jede Kunſtübung geſtellt zu werden pflegen, unter zwei Rubriken bringen: man fordert Empfindungswerthe von der Kunſt und Bedeutungswerthe. Nun kann nicht geleugnet werden, daß durch die Kunſt Empfindungswerthe ſowohl als Bedeutungswerthe eigenthümlicher Art geſchaffen werden. Aber wenn die Kunſt auch unſer Empfinden in beſonderer Weiſe anzuregen, unſer Denken in beſonderer Weiſe zu beſchäftigen vermag, ſo lernen wir doch Empfinden und Denken nicht erſt durch die Kunſt kennen; vielmehr giebt es auf dem weiten Gebiete des Vorhandenen nichts, was nicht als ein Empfindungswerth oder als ein Bedeutungs¬ werth ſich geltend machen könnte. Verwerthen wir alſo die Erzeugniſſe künſtleriſcher Thätigkeit für unſer Empfinden oder unſer Denken, ſo thun wir etwas, was wir, wie mit
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iſt nichts anderes als der Vorgang, in dem die ſichtbare
Erſcheinung der Natur gebannt und zu immer klarerer
und unverhüllterer Offenbarung ihrer ſelbſt gezwungen wird.
Es kann ſehr gewagt erſcheinen, die Anſprüche, deren
Erfüllung von der künſtleriſchen Thätigkeit gefordert wird,
als ungerechtfertigt abzuweiſen und dafür etwas als die
Aufgabe der Kunſt zu bezeichnen, was vielleicht manchem
gar nicht von beſonderer Wichtigkeit zu ſein ſcheinen mag.
Aber wenn man ſich fragt, um welches Erfolges willen
eine Thätigkeit ausgeübt wird, ſo muß man in Rückſicht
ziehen, welcherlei Erfolge nicht ausſchließlich dieſer Thätig¬
keit angehören, was hingegen ganz allein durch dieſelbe
erreicht werden kann. Man kann, wenn auch in etwas
unbeſtimmter Weiſe, faſt alle die Forderungen, die an jede
Kunſtübung geſtellt zu werden pflegen, unter zwei Rubriken
bringen: man fordert Empfindungswerthe von der Kunſt
und Bedeutungswerthe. Nun kann nicht geleugnet werden,
daß durch die Kunſt Empfindungswerthe ſowohl als
Bedeutungswerthe eigenthümlicher Art geſchaffen werden.
Aber wenn die Kunſt auch unſer Empfinden in beſonderer
Weiſe anzuregen, unſer Denken in beſonderer Weiſe zu
beſchäftigen vermag, ſo lernen wir doch Empfinden und
Denken nicht erſt durch die Kunſt kennen; vielmehr giebt
es auf dem weiten Gebiete des Vorhandenen nichts, was
nicht als ein Empfindungswerth oder als ein Bedeutungs¬
werth ſich geltend machen könnte. Verwerthen wir alſo
die Erzeugniſſe künſtleriſcher Thätigkeit für unſer Empfinden
oder unſer Denken, ſo thun wir etwas, was wir, wie mit
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Fiedler, Konrad: Der Ursprung der künstlerischen Thätigkeit. Leipzig, 1887, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fiedler_kuenstlerische_1887/137>, abgerufen am 19.07.2024.
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