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Fiedler, Konrad: Der Ursprung der künstlerischen Thätigkeit. Leipzig, 1887.

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auf die Art der Thätigkeit, in der es zur Entwickelung
gelangt. Wer sich zu vollständig bewußtem Denken erwacht
glaubt, mag doch einem Anderen noch tief in den traum¬
haften Zuständen eines unentwickelten Bewußtseins befangen
erscheinen, nur deshalb, weil das Denken dieses Anderen
sich in einer regeren, weitergreifenden Bewegung befindet;
ja der Einzelne kann, vorzüglich wenn er sich in einem
Zustand gesteigerter Lebens- und Denkthätigkeit befindet,
leicht an sich die Erfahrung machen, daß ihm jeder Fort¬
schritt der Thätigkeit wie ein Erwachen aus relativ ge¬
trübtem zu relativ hellerem Bewußtsein vorkommt. Und
wenn die relative Klarheit des Bewußtseins nicht ein ge¬
gebener dauernder Zustand ist, in dem sich der Mensch be¬
finden und gewisse Thätigkeiten verrichten könne, sondern
im Grunde nur ein anderer Ausdruck für die jeweilige
Lebendigkeit der Denkthätigkeit, die der Mensch entwickelt,
so ist das Bewußtsein auch nicht etwas sich selbst Gleich¬
bleibendes, verschiedenartige Thätigkeiten des Menschen nur
Begleitendes, vielmehr stellt es sich in diesen verschieden¬
artigen Thätigkeiten selbst als ein der verschiedenartigsten
Entwickelung fähiges dar. Es ist sehr sonderbar, daß
man deshalb, weil man das eigene Bewußtsein an eine
andere als an die künstlerische Thätigkeit gebunden fand,
in dieser, die doch eine so planmäßige und überlegte ist,
das Walten eines so entwickelten Bewußtseins, wie man
es durch die eigene Thätigkeit erlangt hatte, nicht so recht
anerkennen wollte. Freilich kann der Mensch immer nur
eins auf einmal thun; je mehr sich seine Thätigkeit nach

auf die Art der Thätigkeit, in der es zur Entwickelung
gelangt. Wer ſich zu vollſtändig bewußtem Denken erwacht
glaubt, mag doch einem Anderen noch tief in den traum¬
haften Zuſtänden eines unentwickelten Bewußtſeins befangen
erſcheinen, nur deshalb, weil das Denken dieſes Anderen
ſich in einer regeren, weitergreifenden Bewegung befindet;
ja der Einzelne kann, vorzüglich wenn er ſich in einem
Zuſtand geſteigerter Lebens- und Denkthätigkeit befindet,
leicht an ſich die Erfahrung machen, daß ihm jeder Fort¬
ſchritt der Thätigkeit wie ein Erwachen aus relativ ge¬
trübtem zu relativ hellerem Bewußtſein vorkommt. Und
wenn die relative Klarheit des Bewußtſeins nicht ein ge¬
gebener dauernder Zuſtand iſt, in dem ſich der Menſch be¬
finden und gewiſſe Thätigkeiten verrichten könne, ſondern
im Grunde nur ein anderer Ausdruck für die jeweilige
Lebendigkeit der Denkthätigkeit, die der Menſch entwickelt,
ſo iſt das Bewußtſein auch nicht etwas ſich ſelbſt Gleich¬
bleibendes, verſchiedenartige Thätigkeiten des Menſchen nur
Begleitendes, vielmehr ſtellt es ſich in dieſen verſchieden¬
artigen Thätigkeiten ſelbſt als ein der verſchiedenartigſten
Entwickelung fähiges dar. Es iſt ſehr ſonderbar, daß
man deshalb, weil man das eigene Bewußtſein an eine
andere als an die künſtleriſche Thätigkeit gebunden fand,
in dieſer, die doch eine ſo planmäßige und überlegte iſt,
das Walten eines ſo entwickelten Bewußtſeins, wie man
es durch die eigene Thätigkeit erlangt hatte, nicht ſo recht
anerkennen wollte. Freilich kann der Menſch immer nur
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[106/0118] auf die Art der Thätigkeit, in der es zur Entwickelung gelangt. Wer ſich zu vollſtändig bewußtem Denken erwacht glaubt, mag doch einem Anderen noch tief in den traum¬ haften Zuſtänden eines unentwickelten Bewußtſeins befangen erſcheinen, nur deshalb, weil das Denken dieſes Anderen ſich in einer regeren, weitergreifenden Bewegung befindet; ja der Einzelne kann, vorzüglich wenn er ſich in einem Zuſtand geſteigerter Lebens- und Denkthätigkeit befindet, leicht an ſich die Erfahrung machen, daß ihm jeder Fort¬ ſchritt der Thätigkeit wie ein Erwachen aus relativ ge¬ trübtem zu relativ hellerem Bewußtſein vorkommt. Und wenn die relative Klarheit des Bewußtſeins nicht ein ge¬ gebener dauernder Zuſtand iſt, in dem ſich der Menſch be¬ finden und gewiſſe Thätigkeiten verrichten könne, ſondern im Grunde nur ein anderer Ausdruck für die jeweilige Lebendigkeit der Denkthätigkeit, die der Menſch entwickelt, ſo iſt das Bewußtſein auch nicht etwas ſich ſelbſt Gleich¬ bleibendes, verſchiedenartige Thätigkeiten des Menſchen nur Begleitendes, vielmehr ſtellt es ſich in dieſen verſchieden¬ artigen Thätigkeiten ſelbſt als ein der verſchiedenartigſten Entwickelung fähiges dar. Es iſt ſehr ſonderbar, daß man deshalb, weil man das eigene Bewußtſein an eine andere als an die künſtleriſche Thätigkeit gebunden fand, in dieſer, die doch eine ſo planmäßige und überlegte iſt, das Walten eines ſo entwickelten Bewußtſeins, wie man es durch die eigene Thätigkeit erlangt hatte, nicht ſo recht anerkennen wollte. Freilich kann der Menſch immer nur eins auf einmal thun; je mehr ſich ſeine Thätigkeit nach

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Zitationshilfe: Fiedler, Konrad: Der Ursprung der künstlerischen Thätigkeit. Leipzig, 1887, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fiedler_kuenstlerische_1887/118>, abgerufen am 24.11.2024.