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Fichte, Johann Gottlieb: Über den Begriff der Wissenschaftslehre oder der sogenannten Philosophie. Weimar, 1794.

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Grunde zu legen vermöge; und dass sie nicht den-
noch die Resultate eines tiefer gehenden, und fe-
sten Systems seyn sollten. Freilich verspricht er sich
erst nach Jahren es dem Publikum in einer dessel-
ben würdigen Gestalt vorlegen zu können; aber
die Billigkeit, dass man nicht absprechen werde,
ehe man das Ganze geprüft habe, erwartet er schon
jetzt.

Die erste Absicht dieser Blätter war die, die
studierenden Jünglinge der hohen Schule, auf wel-
che der Verfasser gerufen ist, in den Stand zu
setzen, zu urtheilen, ob sie sich seiner Führung
auf dem Wege der ersten unter den Wissenschaften
anvertrauen, und ob sie hoffen dürften, dass er so
viel Licht über dieselbe zu verbreiten vermöge, als
sie bedürfen, um ihn ohne gefährliches Straucheln
zu gehen: die zweite, die Urtheile seiner Gönner
und Freunde über sein Unternehmen einzuholen.

Für diejenigen, die weder unter die ersten,
noch unter die zweiten gehören, wenn ihnen die-
se Schrift in die Hände kommen sollte, sind fol-
gende Anmerkungen.

Der Verfasser ist bis jetzt innig überzeugt, dass
kein menschlicher Verstand weiter, als bis zu der
Grenze vordringen könne, an der Kant besonders

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Grunde zu legen vermöge; und daſs ſie nicht den-
noch die Reſultate eines tiefer gehenden, und fe-
ſten Syſtems ſeyn ſollten. Freilich verſpricht er ſich
erſt nach Jahren es dem Publikum in einer deſſel-
ben würdigen Geſtalt vorlegen zu können; aber
die Billigkeit, daſs man nicht abſprechen werde,
ehe man das Ganze geprüft habe, erwartet er ſchon
jetzt.

Die erſte Abſicht dieſer Blätter war die, die
ſtudierenden Jünglinge der hohen Schule, auf wel-
che der Verfaſſer gerufen iſt, in den Stand zu
ſetzen, zu urtheilen, ob ſie ſich ſeiner Führung
auf dem Wege der erſten unter den Wiſſenſchaften
anvertrauen, und ob ſie hoffen dürften, daſs er ſo
viel Licht über dieſelbe zu verbreiten vermöge, als
ſie bedürfen, um ihn ohne gefährliches Straucheln
zu gehen: die zweite, die Urtheile ſeiner Gönner
und Freunde über ſein Unternehmen einzuholen.

Für diejenigen, die weder unter die erſten,
noch unter die zweiten gehören, wenn ihnen die-
ſe Schrift in die Hände kommen ſollte, ſind fol-
gende Anmerkungen.

Der Verfaſſer iſt bis jetzt innig überzeugt, daſs
kein menſchlicher Verſtand weiter, als bis zu der
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[V/0013] Grunde zu legen vermöge; und daſs ſie nicht den- noch die Reſultate eines tiefer gehenden, und fe- ſten Syſtems ſeyn ſollten. Freilich verſpricht er ſich erſt nach Jahren es dem Publikum in einer deſſel- ben würdigen Geſtalt vorlegen zu können; aber die Billigkeit, daſs man nicht abſprechen werde, ehe man das Ganze geprüft habe, erwartet er ſchon jetzt. Die erſte Abſicht dieſer Blätter war die, die ſtudierenden Jünglinge der hohen Schule, auf wel- che der Verfaſſer gerufen iſt, in den Stand zu ſetzen, zu urtheilen, ob ſie ſich ſeiner Führung auf dem Wege der erſten unter den Wiſſenſchaften anvertrauen, und ob ſie hoffen dürften, daſs er ſo viel Licht über dieſelbe zu verbreiten vermöge, als ſie bedürfen, um ihn ohne gefährliches Straucheln zu gehen: die zweite, die Urtheile ſeiner Gönner und Freunde über ſein Unternehmen einzuholen. Für diejenigen, die weder unter die erſten, noch unter die zweiten gehören, wenn ihnen die- ſe Schrift in die Hände kommen ſollte, ſind fol- gende Anmerkungen. Der Verfaſſer iſt bis jetzt innig überzeugt, daſs kein menſchlicher Verſtand weiter, als bis zu der Grenze vordringen könne, an der Kant beſonders in A 3

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Über den Begriff der Wissenschaftslehre oder der sogenannten Philosophie. Weimar, 1794, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_wissenschaftslehre_1794/13>, abgerufen am 24.11.2024.