sey; daß jeder dieser Anmuthung freiwillig ge¬ nüge, und nicht aus Zwang, indem es dem Nicht¬ wollenden auch frei steht, sie abzulehnen; daß er dafür keine Belohnung zu erwarten habe, indem in dieser Verfassung alle in Beziehung auf Ar¬ beit und Genuß ganz gleich gesezt sind, nicht einmal Lob, indem es die herrschende Denkart ist in der Gemeine, daß daran jeder eben nur seine Schuldigkeit thue, sondern daß er allein genieße die Freude an seinem Thun und Wir¬ ken für das Ganze, und an dem Gelingen des¬ selben, falls ihm dieses zu Theil wird. In dieser Verfassung wird sonach aus erworbener größerer Geschiklichkeit, und aus der hierauf verwendeten Mühe, nur neue Mühe und Ar¬ beit folgen, und gerade der Tüchtigere wird oft wachen müssen, wenn andere schlafen, und nachdenken müssen, wenn andere spielen.
Die Zöglinge welche, ohnerachtet ihnen die¬ ses alles vollkommen klar, und verständlich ist, dennoch fortgesezt, und also, daß man mit Sicherheit auf sie rechnen könne, jene erste Mühe, und die aus ihr folgenden weiteren Mühen, freudig übernehmen, und in dem Ge¬ fühle ihrer Kraft und Thätigkeit stark bleiben und stärker werden, -- diese kann die Erzie¬
ſey; daß jeder dieſer Anmuthung freiwillig ge¬ nuͤge, und nicht aus Zwang, indem es dem Nicht¬ wollenden auch frei ſteht, ſie abzulehnen; daß er dafuͤr keine Belohnung zu erwarten habe, indem in dieſer Verfaſſung alle in Beziehung auf Ar¬ beit und Genuß ganz gleich geſezt ſind, nicht einmal Lob, indem es die herrſchende Denkart iſt in der Gemeine, daß daran jeder eben nur ſeine Schuldigkeit thue, ſondern daß er allein genieße die Freude an ſeinem Thun und Wir¬ ken fuͤr das Ganze, und an dem Gelingen deſ¬ ſelben, falls ihm dieſes zu Theil wird. In dieſer Verfaſſung wird ſonach aus erworbener groͤßerer Geſchiklichkeit, und aus der hierauf verwendeten Muͤhe, nur neue Muͤhe und Ar¬ beit folgen, und gerade der Tuͤchtigere wird oft wachen muͤſſen, wenn andere ſchlafen, und nachdenken muͤſſen, wenn andere ſpielen.
Die Zoͤglinge welche, ohnerachtet ihnen die¬ ſes alles vollkommen klar, und verſtaͤndlich iſt, dennoch fortgeſezt, und alſo, daß man mit Sicherheit auf ſie rechnen koͤnne, jene erſte Muͤhe, und die aus ihr folgenden weiteren Muͤhen, freudig uͤbernehmen, und in dem Ge¬ fuͤhle ihrer Kraft und Thaͤtigkeit ſtark bleiben und ſtaͤrker werden, — dieſe kann die Erzie¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0085"n="79"/>ſey; daß jeder dieſer Anmuthung freiwillig ge¬<lb/>
nuͤge, und nicht aus Zwang, indem es dem Nicht¬<lb/>
wollenden auch frei ſteht, ſie abzulehnen; daß er<lb/>
dafuͤr keine Belohnung zu erwarten habe, indem<lb/>
in dieſer Verfaſſung alle in Beziehung auf Ar¬<lb/>
beit und Genuß ganz gleich geſezt ſind, nicht<lb/>
einmal Lob, indem es die herrſchende Denkart<lb/>
iſt in der Gemeine, daß daran jeder eben nur<lb/>ſeine Schuldigkeit thue, ſondern daß er allein<lb/>
genieße die Freude an ſeinem Thun und Wir¬<lb/>
ken fuͤr das Ganze, und an dem Gelingen deſ¬<lb/>ſelben, falls ihm dieſes zu Theil wird. In<lb/>
dieſer Verfaſſung wird ſonach aus erworbener<lb/>
groͤßerer Geſchiklichkeit, und aus der hierauf<lb/>
verwendeten Muͤhe, nur neue Muͤhe und Ar¬<lb/>
beit folgen, und gerade der Tuͤchtigere wird oft<lb/>
wachen muͤſſen, wenn andere ſchlafen, und<lb/>
nachdenken muͤſſen, wenn andere ſpielen.</p><lb/><p>Die Zoͤglinge welche, ohnerachtet ihnen die¬<lb/>ſes alles vollkommen klar, und verſtaͤndlich iſt,<lb/>
dennoch fortgeſezt, und alſo, daß man mit<lb/>
Sicherheit auf ſie rechnen koͤnne, jene erſte<lb/>
Muͤhe, und die aus ihr folgenden weiteren<lb/>
Muͤhen, freudig uͤbernehmen, und in dem Ge¬<lb/>
fuͤhle ihrer Kraft und Thaͤtigkeit ſtark bleiben<lb/>
und ſtaͤrker werden, — dieſe kann die Erzie¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[79/0085]
ſey; daß jeder dieſer Anmuthung freiwillig ge¬
nuͤge, und nicht aus Zwang, indem es dem Nicht¬
wollenden auch frei ſteht, ſie abzulehnen; daß er
dafuͤr keine Belohnung zu erwarten habe, indem
in dieſer Verfaſſung alle in Beziehung auf Ar¬
beit und Genuß ganz gleich geſezt ſind, nicht
einmal Lob, indem es die herrſchende Denkart
iſt in der Gemeine, daß daran jeder eben nur
ſeine Schuldigkeit thue, ſondern daß er allein
genieße die Freude an ſeinem Thun und Wir¬
ken fuͤr das Ganze, und an dem Gelingen deſ¬
ſelben, falls ihm dieſes zu Theil wird. In
dieſer Verfaſſung wird ſonach aus erworbener
groͤßerer Geſchiklichkeit, und aus der hierauf
verwendeten Muͤhe, nur neue Muͤhe und Ar¬
beit folgen, und gerade der Tuͤchtigere wird oft
wachen muͤſſen, wenn andere ſchlafen, und
nachdenken muͤſſen, wenn andere ſpielen.
Die Zoͤglinge welche, ohnerachtet ihnen die¬
ſes alles vollkommen klar, und verſtaͤndlich iſt,
dennoch fortgeſezt, und alſo, daß man mit
Sicherheit auf ſie rechnen koͤnne, jene erſte
Muͤhe, und die aus ihr folgenden weiteren
Muͤhen, freudig uͤbernehmen, und in dem Ge¬
fuͤhle ihrer Kraft und Thaͤtigkeit ſtark bleiben
und ſtaͤrker werden, — dieſe kann die Erzie¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/85>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.