Sie wollen euch entschuldigen, diese Reden, mit der Voraussetzung, daß ihr die Wichtig¬ keit eures Geschäfts nicht begriffen hättet; sie beschwören euch, daß ihr euch von Stund an bekannt macht mit dieser Wichtigkeit, und es nicht länger, als ein bloßes Gewerbe treibt. Lernt euch selbst achten, und zeigt in eurem Handeln, daß ihr es thut, und die Welt wird euch achten. Die erste Probe davon werdet ihr ablegen durch den Einfluß, den ihr auf die angetragene Entschließung euch geben, und durch die Weise, wie ihr euch dabei benehmen werdet.
Diese Reden beschwören euch Fürsten Deutsch¬ lands. Diejenigen, die euch gegenüber so thun, als ob man euch gar nichts sagen dürfte, oder zu sagen hätte, sind verächtliche Schmeichler, sie sind arge Verläumder eurer selbst; weiset sie weit weg von euch. Die Wahrheit ist, daß ihr eben so unwissend geboren werdet, als wir andern alle, und daß ihr hören müßt, und lernen, gleichwie auch wir, wenn ihr heraus¬ kommen sollt aus dieser natürlichen Unwissen¬ heit. Euer Antheil an der Herbeiführung des
Sie wollen euch entſchuldigen, dieſe Reden, mit der Vorausſetzung, daß ihr die Wichtig¬ keit eures Geſchaͤfts nicht begriffen haͤttet; ſie beſchwoͤren euch, daß ihr euch von Stund an bekannt macht mit dieſer Wichtigkeit, und es nicht laͤnger, als ein bloßes Gewerbe treibt. Lernt euch ſelbſt achten, und zeigt in eurem Handeln, daß ihr es thut, und die Welt wird euch achten. Die erſte Probe davon werdet ihr ablegen durch den Einfluß, den ihr auf die angetragene Entſchließung euch geben, und durch die Weiſe, wie ihr euch dabei benehmen werdet.
Dieſe Reden beſchwoͤren euch Fuͤrſten Deutſch¬ lands. Diejenigen, die euch gegenuͤber ſo thun, als ob man euch gar nichts ſagen duͤrfte, oder zu ſagen haͤtte, ſind veraͤchtliche Schmeichler, ſie ſind arge Verlaͤumder eurer ſelbſt; weiſet ſie weit weg von euch. Die Wahrheit iſt, daß ihr eben ſo unwiſſend geboren werdet, als wir andern alle, und daß ihr hoͤren muͤßt, und lernen, gleichwie auch wir, wenn ihr heraus¬ kommen ſollt aus dieſer natuͤrlichen Unwiſſen¬ heit. Euer Antheil an der Herbeifuͤhrung des
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Sie wollen euch entſchuldigen, dieſe Reden,
mit der Vorausſetzung, daß ihr die Wichtig¬
keit eures Geſchaͤfts nicht begriffen haͤttet; ſie
beſchwoͤren euch, daß ihr euch von Stund an
bekannt macht mit dieſer Wichtigkeit, und es
nicht laͤnger, als ein bloßes Gewerbe treibt.
Lernt euch ſelbſt achten, und zeigt in eurem
Handeln, daß ihr es thut, und die Welt wird
euch achten. Die erſte Probe davon werdet
ihr ablegen durch den Einfluß, den ihr auf
die angetragene Entſchließung euch geben, und
durch die Weiſe, wie ihr euch dabei benehmen
werdet.
Dieſe Reden beſchwoͤren euch Fuͤrſten Deutſch¬
lands. Diejenigen, die euch gegenuͤber ſo thun,
als ob man euch gar nichts ſagen duͤrfte, oder zu
ſagen haͤtte, ſind veraͤchtliche Schmeichler, ſie
ſind arge Verlaͤumder eurer ſelbſt; weiſet ſie
weit weg von euch. Die Wahrheit iſt, daß
ihr eben ſo unwiſſend geboren werdet, als wir
andern alle, und daß ihr hoͤren muͤßt, und
lernen, gleichwie auch wir, wenn ihr heraus¬
kommen ſollt aus dieſer natuͤrlichen Unwiſſen¬
heit. Euer Antheil an der Herbeifuͤhrung des
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/484>, abgerufen am 24.11.2024.
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