selbst es uns verschaffen: und insbesondre, wenn nicht jeder Einzelne unter uns in seiner Weise thut und wirket, als ob er allein sey, und als ob lediglich auf ihm das Heil der künf¬ tigen Geschlechter beruhe.
Dies ists, was ihr zu thun habt; dies ohne Säumen zu thun, beschwören euch diese Reden.
Sie beschwören euch Jünglinge. Ich, der ich schon seit geraumer Zeit aufgehört habe, zu euch zu gehören, halte dafür, und habe es auch in diesen Reden ausgesprochen, daß ihr noch fähiger seyd eines jeglichen über das ge¬ meine hinausliegenden Gedankens, und erreg¬ barer für jedes gute, und tüchtige, weil euer Alter noch näher liegt den Jahren der kindli¬ chen Unschuld, und der Natur. Ganz anders sieht diesen Grundzug an euch an die Mehrheit der ältern Welt. Diese klaget euch an der Anmaßung, des vorschnellen, vermessenen, und eure Kräfte überfliegenden Urtheils, der Recht¬ haberei, der Neuerungssucht. Jedoch lächelt sie nur gutmüthig dieser eurer Fehler. Alles dieses, meint sie, sey begründet lediglich durch
ſelbſt es uns verſchaffen: und insbeſondre, wenn nicht jeder Einzelne unter uns in ſeiner Weiſe thut und wirket, als ob er allein ſey, und als ob lediglich auf ihm das Heil der kuͤnf¬ tigen Geſchlechter beruhe.
Dies iſts, was ihr zu thun habt; dies ohne Saͤumen zu thun, beſchwoͤren euch dieſe Reden.
Sie beſchwoͤren euch Juͤnglinge. Ich, der ich ſchon ſeit geraumer Zeit aufgehoͤrt habe, zu euch zu gehoͤren, halte dafuͤr, und habe es auch in dieſen Reden ausgeſprochen, daß ihr noch faͤhiger ſeyd eines jeglichen uͤber das ge¬ meine hinausliegenden Gedankens, und erreg¬ barer fuͤr jedes gute, und tuͤchtige, weil euer Alter noch naͤher liegt den Jahren der kindli¬ chen Unſchuld, und der Natur. Ganz anders ſieht dieſen Grundzug an euch an die Mehrheit der aͤltern Welt. Dieſe klaget euch an der Anmaßung, des vorſchnellen, vermeſſenen, und eure Kraͤfte uͤberfliegenden Urtheils, der Recht¬ haberei, der Neuerungsſucht. Jedoch laͤchelt ſie nur gutmuͤthig dieſer eurer Fehler. Alles dieſes, meint ſie, ſey begruͤndet lediglich durch
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0472"n="466"/>ſelbſt es uns verſchaffen: und insbeſondre,<lb/>
wenn nicht jeder Einzelne unter uns in ſeiner<lb/>
Weiſe thut und wirket, als ob er allein ſey,<lb/>
und als ob lediglich auf ihm das Heil der kuͤnf¬<lb/>
tigen Geſchlechter beruhe.</p><lb/><p>Dies iſts, was ihr zu thun habt; dies ohne<lb/>
Saͤumen zu thun, beſchwoͤren euch dieſe Reden.</p><lb/><p>Sie beſchwoͤren euch Juͤnglinge. Ich, der<lb/>
ich ſchon ſeit geraumer Zeit aufgehoͤrt habe, zu<lb/>
euch zu gehoͤren, halte dafuͤr, und habe es<lb/>
auch in dieſen Reden ausgeſprochen, daß ihr<lb/>
noch faͤhiger ſeyd eines jeglichen uͤber das ge¬<lb/>
meine hinausliegenden Gedankens, und erreg¬<lb/>
barer fuͤr jedes gute, und tuͤchtige, weil euer<lb/>
Alter noch naͤher liegt den Jahren der kindli¬<lb/>
chen Unſchuld, und der Natur. Ganz anders<lb/>ſieht dieſen Grundzug an euch an die Mehrheit<lb/>
der aͤltern Welt. Dieſe klaget euch an der<lb/>
Anmaßung, des vorſchnellen, vermeſſenen, und<lb/>
eure Kraͤfte uͤberfliegenden Urtheils, der Recht¬<lb/>
haberei, der Neuerungsſucht. Jedoch laͤchelt<lb/>ſie nur gutmuͤthig dieſer eurer Fehler. Alles<lb/>
dieſes, meint ſie, ſey begruͤndet lediglich durch<lb/></p></div></body></text></TEI>
[466/0472]
ſelbſt es uns verſchaffen: und insbeſondre,
wenn nicht jeder Einzelne unter uns in ſeiner
Weiſe thut und wirket, als ob er allein ſey,
und als ob lediglich auf ihm das Heil der kuͤnf¬
tigen Geſchlechter beruhe.
Dies iſts, was ihr zu thun habt; dies ohne
Saͤumen zu thun, beſchwoͤren euch dieſe Reden.
Sie beſchwoͤren euch Juͤnglinge. Ich, der
ich ſchon ſeit geraumer Zeit aufgehoͤrt habe, zu
euch zu gehoͤren, halte dafuͤr, und habe es
auch in dieſen Reden ausgeſprochen, daß ihr
noch faͤhiger ſeyd eines jeglichen uͤber das ge¬
meine hinausliegenden Gedankens, und erreg¬
barer fuͤr jedes gute, und tuͤchtige, weil euer
Alter noch naͤher liegt den Jahren der kindli¬
chen Unſchuld, und der Natur. Ganz anders
ſieht dieſen Grundzug an euch an die Mehrheit
der aͤltern Welt. Dieſe klaget euch an der
Anmaßung, des vorſchnellen, vermeſſenen, und
eure Kraͤfte uͤberfliegenden Urtheils, der Recht¬
haberei, der Neuerungsſucht. Jedoch laͤchelt
ſie nur gutmuͤthig dieſer eurer Fehler. Alles
dieſes, meint ſie, ſey begruͤndet lediglich durch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/472>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.