Verzicht thun auf ein Vaterland hienieden, und sich allein mit dem himmlischen trösten. Ihnen, nicht als diesen und diesen Personen in unserm täglichen und beschränkten Leben, sondern als Stellvertretern der Nation, und hindurch durch Ihre Gehörswerkzeuge, der gan¬ zen Nation, rufen diese Reden also zu:
Es sind Jahrhunderte herabgesunken, seit¬ dem ihr nicht also zusammen berufen worden seyd, wie heute; in solcher Anzahl; in einer so großen, so dringenden, so gemeinschaftli¬ chen Angelegenheit; so durchaus als Nation, und Deutsche. Auch wird es euch niemals wiederum also geboten werden. Merket ihr jetzo nicht auf, und gehet in euch, lasset ihr auch diese Reden wieder als einen leeren Kützel der Ohren, oder als ein wunderliches Unge¬ thüm an euch vorüber gehen, so wird kein Mensch mehr auf euch rechnen. Endlich ein¬ mal höret, endlich einmal besinnt euch. Geht nur dieses mal nicht von der Stelle, ohne ei¬ nen festen Entschluß gefaßt zu haben; und jed¬ weder, der diese Stimme vernimmt, fasse die¬ sen Entschluß bei sich selbst, und für sich selbst,
Verzicht thun auf ein Vaterland hienieden, und ſich allein mit dem himmliſchen troͤſten. Ihnen, nicht als dieſen und dieſen Perſonen in unſerm taͤglichen und beſchraͤnkten Leben, ſondern als Stellvertretern der Nation, und hindurch durch Ihre Gehoͤrswerkzeuge, der gan¬ zen Nation, rufen dieſe Reden alſo zu:
Es ſind Jahrhunderte herabgeſunken, ſeit¬ dem ihr nicht alſo zuſammen berufen worden ſeyd, wie heute; in ſolcher Anzahl; in einer ſo großen, ſo dringenden, ſo gemeinſchaftli¬ chen Angelegenheit; ſo durchaus als Nation, und Deutſche. Auch wird es euch niemals wiederum alſo geboten werden. Merket ihr jetzo nicht auf, und gehet in euch, laſſet ihr auch dieſe Reden wieder als einen leeren Kuͤtzel der Ohren, oder als ein wunderliches Unge¬ thuͤm an euch voruͤber gehen, ſo wird kein Menſch mehr auf euch rechnen. Endlich ein¬ mal hoͤret, endlich einmal beſinnt euch. Geht nur dieſes mal nicht von der Stelle, ohne ei¬ nen feſten Entſchluß gefaßt zu haben; und jed¬ weder, der dieſe Stimme vernimmt, faſſe die¬ ſen Entſchluß bei ſich ſelbſt, und fuͤr ſich ſelbſt,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0460"n="454"/>
Verzicht thun auf ein Vaterland hienieden,<lb/>
und ſich allein mit dem himmliſchen troͤſten.<lb/>
Ihnen, nicht als dieſen und dieſen Perſonen<lb/>
in unſerm taͤglichen und beſchraͤnkten Leben,<lb/>ſondern als Stellvertretern der Nation, und<lb/>
hindurch durch Ihre Gehoͤrswerkzeuge, der gan¬<lb/>
zen Nation, rufen dieſe Reden alſo zu:</p><lb/><p>Es ſind Jahrhunderte herabgeſunken, ſeit¬<lb/>
dem ihr nicht alſo zuſammen berufen worden<lb/>ſeyd, wie heute; in ſolcher Anzahl; in einer<lb/>ſo großen, ſo dringenden, ſo gemeinſchaftli¬<lb/>
chen Angelegenheit; ſo durchaus als Nation,<lb/>
und Deutſche. Auch wird es euch niemals<lb/>
wiederum alſo geboten werden. Merket ihr<lb/>
jetzo nicht auf, und gehet in euch, laſſet ihr<lb/>
auch dieſe Reden wieder als einen leeren Kuͤtzel<lb/>
der Ohren, oder als ein wunderliches Unge¬<lb/>
thuͤm an euch voruͤber gehen, ſo wird kein<lb/>
Menſch mehr auf euch rechnen. Endlich ein¬<lb/>
mal hoͤret, endlich einmal beſinnt euch. Geht<lb/>
nur dieſes mal nicht von der Stelle, ohne ei¬<lb/>
nen feſten Entſchluß gefaßt zu haben; und jed¬<lb/>
weder, der dieſe Stimme vernimmt, faſſe die¬<lb/>ſen Entſchluß bei ſich ſelbſt, und fuͤr ſich ſelbſt,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[454/0460]
Verzicht thun auf ein Vaterland hienieden,
und ſich allein mit dem himmliſchen troͤſten.
Ihnen, nicht als dieſen und dieſen Perſonen
in unſerm taͤglichen und beſchraͤnkten Leben,
ſondern als Stellvertretern der Nation, und
hindurch durch Ihre Gehoͤrswerkzeuge, der gan¬
zen Nation, rufen dieſe Reden alſo zu:
Es ſind Jahrhunderte herabgeſunken, ſeit¬
dem ihr nicht alſo zuſammen berufen worden
ſeyd, wie heute; in ſolcher Anzahl; in einer
ſo großen, ſo dringenden, ſo gemeinſchaftli¬
chen Angelegenheit; ſo durchaus als Nation,
und Deutſche. Auch wird es euch niemals
wiederum alſo geboten werden. Merket ihr
jetzo nicht auf, und gehet in euch, laſſet ihr
auch dieſe Reden wieder als einen leeren Kuͤtzel
der Ohren, oder als ein wunderliches Unge¬
thuͤm an euch voruͤber gehen, ſo wird kein
Menſch mehr auf euch rechnen. Endlich ein¬
mal hoͤret, endlich einmal beſinnt euch. Geht
nur dieſes mal nicht von der Stelle, ohne ei¬
nen feſten Entſchluß gefaßt zu haben; und jed¬
weder, der dieſe Stimme vernimmt, faſſe die¬
ſen Entſchluß bei ſich ſelbſt, und fuͤr ſich ſelbſt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/460>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.