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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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blike an keine Schmähschriften mehr gedrukt
werden, sobald man sicher ist, daß keine mehr
gekauft werden, und sobald die Verfasser und
Verleger derselben nicht mehr auf Leser rechnen
können, die durch Müßiggang, leere Neugier,
und Schwazsucht, oder durch die Schaden¬
freude, gedemüthigt zu sehen, was ihnen einst
das schmerzhafte Gefühl der Achtung einflößte,
angelokt werden. Gebe jeder, der die Schmach
fühlt, eine ihm zum Lesen dargebotene Schmäh¬
schrift mit der gebührenden Verachtung zurük;
thue er es, obwohl er glaubt, er sey der einzige,
der also handelt, bis es Sitte unter uns wird,
daß jeder Ehrenmann also thut; und wir wer¬
den, ohne gewaltsame Bücherverbote, gar bald
dieses schmachvollen Theils unsrer Literatur
erledigt werden.

Am allertiefsten endlich erniedriget es uns
vor dem Auslande, wenn wir uns darauf le¬
gen, demselben zu schmeicheln. Ein Theil von
uns hat schon früher sich sattsam verächtlich,
lächerlich und ekelhaft gemacht, indem sie den
vaterländischen Gewalthabern bei jeder Gele¬
genheit groben Weihrauch darbrachten, und

blike an keine Schmaͤhſchriften mehr gedrukt
werden, ſobald man ſicher iſt, daß keine mehr
gekauft werden, und ſobald die Verfaſſer und
Verleger derſelben nicht mehr auf Leſer rechnen
koͤnnen, die durch Muͤßiggang, leere Neugier,
und Schwazſucht, oder durch die Schaden¬
freude, gedemuͤthigt zu ſehen, was ihnen einſt
das ſchmerzhafte Gefuͤhl der Achtung einfloͤßte,
angelokt werden. Gebe jeder, der die Schmach
fuͤhlt, eine ihm zum Leſen dargebotene Schmaͤh¬
ſchrift mit der gebuͤhrenden Verachtung zuruͤk;
thue er es, obwohl er glaubt, er ſey der einzige,
der alſo handelt, bis es Sitte unter uns wird,
daß jeder Ehrenmann alſo thut; und wir wer¬
den, ohne gewaltſame Buͤcherverbote, gar bald
dieſes ſchmachvollen Theils unſrer Literatur
erledigt werden.

Am allertiefſten endlich erniedriget es uns
vor dem Auslande, wenn wir uns darauf le¬
gen, demſelben zu ſchmeicheln. Ein Theil von
uns hat ſchon fruͤher ſich ſattſam veraͤchtlich,
laͤcherlich und ekelhaft gemacht, indem ſie den
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[444/0450] blike an keine Schmaͤhſchriften mehr gedrukt werden, ſobald man ſicher iſt, daß keine mehr gekauft werden, und ſobald die Verfaſſer und Verleger derſelben nicht mehr auf Leſer rechnen koͤnnen, die durch Muͤßiggang, leere Neugier, und Schwazſucht, oder durch die Schaden¬ freude, gedemuͤthigt zu ſehen, was ihnen einſt das ſchmerzhafte Gefuͤhl der Achtung einfloͤßte, angelokt werden. Gebe jeder, der die Schmach fuͤhlt, eine ihm zum Leſen dargebotene Schmaͤh¬ ſchrift mit der gebuͤhrenden Verachtung zuruͤk; thue er es, obwohl er glaubt, er ſey der einzige, der alſo handelt, bis es Sitte unter uns wird, daß jeder Ehrenmann alſo thut; und wir wer¬ den, ohne gewaltſame Buͤcherverbote, gar bald dieſes ſchmachvollen Theils unſrer Literatur erledigt werden. Am allertiefſten endlich erniedriget es uns vor dem Auslande, wenn wir uns darauf le¬ gen, demſelben zu ſchmeicheln. Ein Theil von uns hat ſchon fruͤher ſich ſattſam veraͤchtlich, laͤcherlich und ekelhaft gemacht, indem ſie den vaterlaͤndiſchen Gewalthabern bei jeder Gele¬ genheit groben Weihrauch darbrachten, und

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/450>, abgerufen am 25.11.2024.