Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

könnte? Oder setzet, daß ihm selbst diese Umbil¬
dung gelänge, so wird nun gerade durch sein
Mittel die Erreichung seines Zweks vereitelt
werden. Ein solches Volk erblikt von nun an
in eroberten Menschen, Ländern, und Kunster¬
zeugungen nichts mehr, denn ein Mittel, in
höchster Eil Geld zu machen, um weiter zu ge¬
hen, und abermals Geld zu machen; es er¬
preßt schnell, und wirft das Ausgesogene weg auf
jedes mögliche Schiksal; es haut ab den Baum,
zu dessen Früchten es gelangen will: wer
mit solchen Werkzeugen handelt, dem werden
alle Künste der Verführung, der Ueberredung,
und des Truges vereitelt; nur aus der Entfer¬
nung können sie täuschen, wie man sie in der
Nähe erblikt, fällt die thierische Rohheit, und
die schamlose und freche Raubsucht selbst dem
Blödsinnigsten in die Augen, und der Abscheu
des ganzen menschlichen Geschlechts erklärt sich
laut. Mit solchen kann man die Erde zwar
ausplündern und wüste machen, und sie zu
einem dumpfen Chaos zerreiben, nimmer¬
mehr aber sie zu einer Universal-Monarchie
ordnen.

koͤnnte? Oder ſetzet, daß ihm ſelbſt dieſe Umbil¬
dung gelaͤnge, ſo wird nun gerade durch ſein
Mittel die Erreichung ſeines Zweks vereitelt
werden. Ein ſolches Volk erblikt von nun an
in eroberten Menſchen, Laͤndern, und Kunſter¬
zeugungen nichts mehr, denn ein Mittel, in
hoͤchſter Eil Geld zu machen, um weiter zu ge¬
hen, und abermals Geld zu machen; es er¬
preßt ſchnell, und wirft das Ausgeſogene weg auf
jedes moͤgliche Schikſal; es haut ab den Baum,
zu deſſen Fruͤchten es gelangen will: wer
mit ſolchen Werkzeugen handelt, dem werden
alle Kuͤnſte der Verfuͤhrung, der Ueberredung,
und des Truges vereitelt; nur aus der Entfer¬
nung koͤnnen ſie taͤuſchen, wie man ſie in der
Naͤhe erblikt, faͤllt die thieriſche Rohheit, und
die ſchamloſe und freche Raubſucht ſelbſt dem
Bloͤdſinnigſten in die Augen, und der Abſcheu
des ganzen menſchlichen Geſchlechts erklaͤrt ſich
laut. Mit ſolchen kann man die Erde zwar
auspluͤndern und wuͤſte machen, und ſie zu
einem dumpfen Chaos zerreiben, nimmer¬
mehr aber ſie zu einer Univerſal-Monarchie
ordnen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0433" n="427"/>
ko&#x0364;nnte? Oder &#x017F;etzet, daß ihm &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;e Umbil¬<lb/>
dung gela&#x0364;nge, &#x017F;o wird nun gerade durch &#x017F;ein<lb/>
Mittel die Erreichung &#x017F;eines Zweks vereitelt<lb/>
werden. Ein &#x017F;olches Volk erblikt von nun an<lb/>
in eroberten Men&#x017F;chen, La&#x0364;ndern, und Kun&#x017F;ter¬<lb/>
zeugungen nichts mehr, denn ein Mittel, in<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ter Eil Geld zu machen, um weiter zu ge¬<lb/>
hen, und abermals Geld zu machen; es er¬<lb/>
preßt &#x017F;chnell, und wirft das Ausge&#x017F;ogene weg auf<lb/>
jedes mo&#x0364;gliche Schik&#x017F;al; es haut ab den Baum,<lb/>
zu de&#x017F;&#x017F;en Fru&#x0364;chten es gelangen will: wer<lb/>
mit &#x017F;olchen Werkzeugen handelt, dem werden<lb/>
alle Ku&#x0364;n&#x017F;te der Verfu&#x0364;hrung, der Ueberredung,<lb/>
und des Truges vereitelt; nur aus der Entfer¬<lb/>
nung ko&#x0364;nnen &#x017F;ie ta&#x0364;u&#x017F;chen, wie man &#x017F;ie in der<lb/>
Na&#x0364;he erblikt, fa&#x0364;llt die thieri&#x017F;che Rohheit, und<lb/>
die &#x017F;chamlo&#x017F;e und freche Raub&#x017F;ucht &#x017F;elb&#x017F;t dem<lb/>
Blo&#x0364;d&#x017F;innig&#x017F;ten in die Augen, und der Ab&#x017F;cheu<lb/>
des ganzen men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechts erkla&#x0364;rt &#x017F;ich<lb/>
laut. Mit &#x017F;olchen kann man die Erde zwar<lb/>
ausplu&#x0364;ndern und wu&#x0364;&#x017F;te machen, und &#x017F;ie zu<lb/>
einem dumpfen Chaos zerreiben, nimmer¬<lb/>
mehr aber &#x017F;ie zu einer Univer&#x017F;al-Monarchie<lb/>
ordnen.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[427/0433] koͤnnte? Oder ſetzet, daß ihm ſelbſt dieſe Umbil¬ dung gelaͤnge, ſo wird nun gerade durch ſein Mittel die Erreichung ſeines Zweks vereitelt werden. Ein ſolches Volk erblikt von nun an in eroberten Menſchen, Laͤndern, und Kunſter¬ zeugungen nichts mehr, denn ein Mittel, in hoͤchſter Eil Geld zu machen, um weiter zu ge¬ hen, und abermals Geld zu machen; es er¬ preßt ſchnell, und wirft das Ausgeſogene weg auf jedes moͤgliche Schikſal; es haut ab den Baum, zu deſſen Fruͤchten es gelangen will: wer mit ſolchen Werkzeugen handelt, dem werden alle Kuͤnſte der Verfuͤhrung, der Ueberredung, und des Truges vereitelt; nur aus der Entfer¬ nung koͤnnen ſie taͤuſchen, wie man ſie in der Naͤhe erblikt, faͤllt die thieriſche Rohheit, und die ſchamloſe und freche Raubſucht ſelbſt dem Bloͤdſinnigſten in die Augen, und der Abſcheu des ganzen menſchlichen Geſchlechts erklaͤrt ſich laut. Mit ſolchen kann man die Erde zwar auspluͤndern und wuͤſte machen, und ſie zu einem dumpfen Chaos zerreiben, nimmer¬ mehr aber ſie zu einer Univerſal-Monarchie ordnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/433
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/433>, abgerufen am 25.11.2024.