Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

barten Bodens erweitern wollen, um mehr
Raum zu gewinnen, und es wird sodann die
frühern Bewohner vertreiben; es kann einen
rauhen und unfruchtbaren Himmelsstrich gegen
einen mildern und gesegnetern vertauschen
wollen, und es wird in diesem Falle abermals
die frühern Besitzer austreiben; es kann, wenn
es auch ausartet, bloße Raubzüge unterneh¬
men, auf denen es, ohne des Bodens oder der
Bewohner zu begehren, bloß alles Brauchba¬
ren sich bemächtigt, und die ausgeleerten Län¬
der wieder verläßt; es kann endlich die frühern
Bewohner des eroberten Bodens, als eine
gleichfalls brauchbare Sache, wie Sklaven der
Einzelnen unter sich vertheilen: aber daß es
die fremde Völkerschaft, so wie dieselbe besteht,
als Bestandtheile des Staats sich anfüge, da¬
bei hat es nicht den geringsten Gewinn, und
es wird niemals in Versuchung kommen, dies
zu thun. Ist aber der Fall der, daß einem
gleich starken, oder wohl noch stärkern Neben¬
buhler eine reizende gemeinschaftliche Beute
abgekämpft werden soll, so steht die Rechnung
anders. Wie auch übrigens sonst das über¬

barten Bodens erweitern wollen, um mehr
Raum zu gewinnen, und es wird ſodann die
fruͤhern Bewohner vertreiben; es kann einen
rauhen und unfruchtbaren Himmelsſtrich gegen
einen mildern und geſegnetern vertauſchen
wollen, und es wird in dieſem Falle abermals
die fruͤhern Beſitzer austreiben; es kann, wenn
es auch ausartet, bloße Raubzuͤge unterneh¬
men, auf denen es, ohne des Bodens oder der
Bewohner zu begehren, bloß alles Brauchba¬
ren ſich bemaͤchtigt, und die ausgeleerten Laͤn¬
der wieder verlaͤßt; es kann endlich die fruͤhern
Bewohner des eroberten Bodens, als eine
gleichfalls brauchbare Sache, wie Sklaven der
Einzelnen unter ſich vertheilen: aber daß es
die fremde Voͤlkerſchaft, ſo wie dieſelbe beſteht,
als Beſtandtheile des Staats ſich anfuͤge, da¬
bei hat es nicht den geringſten Gewinn, und
es wird niemals in Verſuchung kommen, dies
zu thun. Iſt aber der Fall der, daß einem
gleich ſtarken, oder wohl noch ſtaͤrkern Neben¬
buhler eine reizende gemeinſchaftliche Beute
abgekaͤmpft werden ſoll, ſo ſteht die Rechnung
anders. Wie auch uͤbrigens ſonſt das uͤber¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0417" n="411"/>
barten Bodens erweitern wollen, um mehr<lb/>
Raum zu gewinnen, und es wird &#x017F;odann die<lb/>
fru&#x0364;hern Bewohner vertreiben; es kann einen<lb/>
rauhen und unfruchtbaren Himmels&#x017F;trich gegen<lb/>
einen mildern und ge&#x017F;egnetern vertau&#x017F;chen<lb/>
wollen, und es wird in die&#x017F;em Falle abermals<lb/>
die fru&#x0364;hern Be&#x017F;itzer austreiben; es kann, wenn<lb/>
es auch ausartet, bloße Raubzu&#x0364;ge unterneh¬<lb/>
men, auf denen es, ohne des Bodens oder der<lb/>
Bewohner zu begehren, bloß alles Brauchba¬<lb/>
ren &#x017F;ich bema&#x0364;chtigt, und die ausgeleerten La&#x0364;<lb/>
der wieder verla&#x0364;ßt; es kann endlich die fru&#x0364;hern<lb/>
Bewohner des eroberten Bodens, als eine<lb/>
gleichfalls brauchbare Sache, wie Sklaven der<lb/>
Einzelnen unter &#x017F;ich vertheilen: aber daß es<lb/>
die fremde Vo&#x0364;lker&#x017F;chaft, &#x017F;o wie die&#x017F;elbe be&#x017F;teht,<lb/>
als Be&#x017F;tandtheile des Staats &#x017F;ich anfu&#x0364;ge, da¬<lb/>
bei hat es nicht den gering&#x017F;ten Gewinn, und<lb/>
es wird niemals in Ver&#x017F;uchung kommen, dies<lb/>
zu thun. I&#x017F;t aber der Fall der, daß einem<lb/>
gleich &#x017F;tarken, oder wohl noch &#x017F;ta&#x0364;rkern Neben¬<lb/>
buhler eine reizende gemein&#x017F;chaftliche Beute<lb/>
abgeka&#x0364;mpft werden &#x017F;oll, &#x017F;o &#x017F;teht die Rechnung<lb/>
anders. Wie auch u&#x0364;brigens &#x017F;on&#x017F;t das u&#x0364;ber¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[411/0417] barten Bodens erweitern wollen, um mehr Raum zu gewinnen, und es wird ſodann die fruͤhern Bewohner vertreiben; es kann einen rauhen und unfruchtbaren Himmelsſtrich gegen einen mildern und geſegnetern vertauſchen wollen, und es wird in dieſem Falle abermals die fruͤhern Beſitzer austreiben; es kann, wenn es auch ausartet, bloße Raubzuͤge unterneh¬ men, auf denen es, ohne des Bodens oder der Bewohner zu begehren, bloß alles Brauchba¬ ren ſich bemaͤchtigt, und die ausgeleerten Laͤn¬ der wieder verlaͤßt; es kann endlich die fruͤhern Bewohner des eroberten Bodens, als eine gleichfalls brauchbare Sache, wie Sklaven der Einzelnen unter ſich vertheilen: aber daß es die fremde Voͤlkerſchaft, ſo wie dieſelbe beſteht, als Beſtandtheile des Staats ſich anfuͤge, da¬ bei hat es nicht den geringſten Gewinn, und es wird niemals in Verſuchung kommen, dies zu thun. Iſt aber der Fall der, daß einem gleich ſtarken, oder wohl noch ſtaͤrkern Neben¬ buhler eine reizende gemeinſchaftliche Beute abgekaͤmpft werden ſoll, ſo ſteht die Rechnung anders. Wie auch uͤbrigens ſonſt das uͤber¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/417
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/417>, abgerufen am 25.11.2024.