barten Bodens erweitern wollen, um mehr Raum zu gewinnen, und es wird sodann die frühern Bewohner vertreiben; es kann einen rauhen und unfruchtbaren Himmelsstrich gegen einen mildern und gesegnetern vertauschen wollen, und es wird in diesem Falle abermals die frühern Besitzer austreiben; es kann, wenn es auch ausartet, bloße Raubzüge unterneh¬ men, auf denen es, ohne des Bodens oder der Bewohner zu begehren, bloß alles Brauchba¬ ren sich bemächtigt, und die ausgeleerten Län¬ der wieder verläßt; es kann endlich die frühern Bewohner des eroberten Bodens, als eine gleichfalls brauchbare Sache, wie Sklaven der Einzelnen unter sich vertheilen: aber daß es die fremde Völkerschaft, so wie dieselbe besteht, als Bestandtheile des Staats sich anfüge, da¬ bei hat es nicht den geringsten Gewinn, und es wird niemals in Versuchung kommen, dies zu thun. Ist aber der Fall der, daß einem gleich starken, oder wohl noch stärkern Neben¬ buhler eine reizende gemeinschaftliche Beute abgekämpft werden soll, so steht die Rechnung anders. Wie auch übrigens sonst das über¬
barten Bodens erweitern wollen, um mehr Raum zu gewinnen, und es wird ſodann die fruͤhern Bewohner vertreiben; es kann einen rauhen und unfruchtbaren Himmelsſtrich gegen einen mildern und geſegnetern vertauſchen wollen, und es wird in dieſem Falle abermals die fruͤhern Beſitzer austreiben; es kann, wenn es auch ausartet, bloße Raubzuͤge unterneh¬ men, auf denen es, ohne des Bodens oder der Bewohner zu begehren, bloß alles Brauchba¬ ren ſich bemaͤchtigt, und die ausgeleerten Laͤn¬ der wieder verlaͤßt; es kann endlich die fruͤhern Bewohner des eroberten Bodens, als eine gleichfalls brauchbare Sache, wie Sklaven der Einzelnen unter ſich vertheilen: aber daß es die fremde Voͤlkerſchaft, ſo wie dieſelbe beſteht, als Beſtandtheile des Staats ſich anfuͤge, da¬ bei hat es nicht den geringſten Gewinn, und es wird niemals in Verſuchung kommen, dies zu thun. Iſt aber der Fall der, daß einem gleich ſtarken, oder wohl noch ſtaͤrkern Neben¬ buhler eine reizende gemeinſchaftliche Beute abgekaͤmpft werden ſoll, ſo ſteht die Rechnung anders. Wie auch uͤbrigens ſonſt das uͤber¬
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barten Bodens erweitern wollen, um mehr
Raum zu gewinnen, und es wird ſodann die
fruͤhern Bewohner vertreiben; es kann einen
rauhen und unfruchtbaren Himmelsſtrich gegen
einen mildern und geſegnetern vertauſchen
wollen, und es wird in dieſem Falle abermals
die fruͤhern Beſitzer austreiben; es kann, wenn
es auch ausartet, bloße Raubzuͤge unterneh¬
men, auf denen es, ohne des Bodens oder der
Bewohner zu begehren, bloß alles Brauchba¬
ren ſich bemaͤchtigt, und die ausgeleerten Laͤn¬
der wieder verlaͤßt; es kann endlich die fruͤhern
Bewohner des eroberten Bodens, als eine
gleichfalls brauchbare Sache, wie Sklaven der
Einzelnen unter ſich vertheilen: aber daß es
die fremde Voͤlkerſchaft, ſo wie dieſelbe beſteht,
als Beſtandtheile des Staats ſich anfuͤge, da¬
bei hat es nicht den geringſten Gewinn, und
es wird niemals in Verſuchung kommen, dies
zu thun. Iſt aber der Fall der, daß einem
gleich ſtarken, oder wohl noch ſtaͤrkern Neben¬
buhler eine reizende gemeinſchaftliche Beute
abgekaͤmpft werden ſoll, ſo ſteht die Rechnung
anders. Wie auch uͤbrigens ſonſt das uͤber¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/417>, abgerufen am 25.11.2024.
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