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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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länger rechnen; und eben so wenig kann sie
auf den Sieger rechnen. Dieser müßte eben so
unbesonnen, und eben so feige und verzagt
seyn, als jene Nation selbst erst war, wenn er
die errungenen Vortheile nicht fest hielte, und
sie nicht auf alle Weise verfolgte. Oder wenn
er einst im Verlauf der Zeiten, doch so unbe¬
sonnen und feige würde, so würde er zwar
eben also zu Grunde gehen, wie wir, aber
nicht zu unserm Vortheile, sondern er würde
die Beute eines neuen Siegers, und wir wür¬
den die sich von selbst verstehende, wenig be¬
deutende Zugabe zu dieser Beute. Sollte eine
so gesunkene Nation dennoch sich retten kön¬
nen, so müßte dies durch ein ganz neues, bis¬
her noch niemals gebrauchtes Mittel, vermit¬
telst der Erschaffung einer ganz neuen Ordnung
der Dinge, geschehen. Lassen Sie uns also
sehen, welches in der bisherigen Ordnung der
Dinge der Grund war, warum es mit dieser
Ordnung irgend einmal nothwendig ein Ende
nehmen mußte, damit wir an dem Gegentheile
dieses Grundes des Untergangs das neue Glied
finden, welches in die Zeit eingefügt werden

müßte,

laͤnger rechnen; und eben ſo wenig kann ſie
auf den Sieger rechnen. Dieſer muͤßte eben ſo
unbeſonnen, und eben ſo feige und verzagt
ſeyn, als jene Nation ſelbſt erſt war, wenn er
die errungenen Vortheile nicht feſt hielte, und
ſie nicht auf alle Weiſe verfolgte. Oder wenn
er einſt im Verlauf der Zeiten, doch ſo unbe¬
ſonnen und feige wuͤrde, ſo wuͤrde er zwar
eben alſo zu Grunde gehen, wie wir, aber
nicht zu unſerm Vortheile, ſondern er wuͤrde
die Beute eines neuen Siegers, und wir wuͤr¬
den die ſich von ſelbſt verſtehende, wenig be¬
deutende Zugabe zu dieſer Beute. Sollte eine
ſo geſunkene Nation dennoch ſich retten koͤn¬
nen, ſo muͤßte dies durch ein ganz neues, bis¬
her noch niemals gebrauchtes Mittel, vermit¬
telſt der Erſchaffung einer ganz neuen Ordnung
der Dinge, geſchehen. Laſſen Sie uns alſo
ſehen, welches in der bisherigen Ordnung der
Dinge der Grund war, warum es mit dieſer
Ordnung irgend einmal nothwendig ein Ende
nehmen mußte, damit wir an dem Gegentheile
dieſes Grundes des Untergangs das neue Glied
finden, welches in die Zeit eingefuͤgt werden

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[32/0038] laͤnger rechnen; und eben ſo wenig kann ſie auf den Sieger rechnen. Dieſer muͤßte eben ſo unbeſonnen, und eben ſo feige und verzagt ſeyn, als jene Nation ſelbſt erſt war, wenn er die errungenen Vortheile nicht feſt hielte, und ſie nicht auf alle Weiſe verfolgte. Oder wenn er einſt im Verlauf der Zeiten, doch ſo unbe¬ ſonnen und feige wuͤrde, ſo wuͤrde er zwar eben alſo zu Grunde gehen, wie wir, aber nicht zu unſerm Vortheile, ſondern er wuͤrde die Beute eines neuen Siegers, und wir wuͤr¬ den die ſich von ſelbſt verſtehende, wenig be¬ deutende Zugabe zu dieſer Beute. Sollte eine ſo geſunkene Nation dennoch ſich retten koͤn¬ nen, ſo muͤßte dies durch ein ganz neues, bis¬ her noch niemals gebrauchtes Mittel, vermit¬ telſt der Erſchaffung einer ganz neuen Ordnung der Dinge, geſchehen. Laſſen Sie uns alſo ſehen, welches in der bisherigen Ordnung der Dinge der Grund war, warum es mit dieſer Ordnung irgend einmal nothwendig ein Ende nehmen mußte, damit wir an dem Gegentheile dieſes Grundes des Untergangs das neue Glied finden, welches in die Zeit eingefuͤgt werden muͤßte,

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/38>, abgerufen am 24.11.2024.