Sollte aber, wie wir denn freilich auch auf diesen Fall rechnen müssen, unter allen dermalen bestehenden deutschen Staaten, kein einziger seyn, der unter seinen höchsten Bera¬ thern einen Mann hätte, der da fähig wäre, alles, das oben vorausgesezte, einzusehen, und davon ergriffen zu werden, und in wel¬ chem die Mehrheit der Berather, diesem einen sich wenigstens nicht widersetzte; so würde frei¬ lich diese Angelegenheit wohlgesinnten Privat¬ personen anheim fallen, und es wäre nun von diesen zu wünschen, daß sie einen Anfang mit der vorgeschlagenen neuen Erziehung machten. Zuförderst haben wir hiebei im Auge große Gutsbesitzer, die auf ihren Landgütern derglei¬ chen Erziehungsanstalten für die Kinder ihrer Unterthanen errichten könnten. Es gereicht Deutschland zum Ruhme, und zur sehr ehren¬ vollen Auszeichnung vor den übrigen Nationen des neuern Europa, daß es unter dem genann¬ ten Stande, immerfort hier und da mehrere gegeben hat, die sichs zum ernstlichen Geschäfte machten, für den Unterricht und die Bildung der Kinder auf ihren Besitzungen zu sorgen,
und
Sollte aber, wie wir denn freilich auch auf dieſen Fall rechnen muͤſſen, unter allen dermalen beſtehenden deutſchen Staaten, kein einziger ſeyn, der unter ſeinen hoͤchſten Bera¬ thern einen Mann haͤtte, der da faͤhig waͤre, alles, das oben vorausgeſezte, einzuſehen, und davon ergriffen zu werden, und in wel¬ chem die Mehrheit der Berather, dieſem einen ſich wenigſtens nicht widerſetzte; ſo wuͤrde frei¬ lich dieſe Angelegenheit wohlgeſinnten Privat¬ perſonen anheim fallen, und es waͤre nun von dieſen zu wuͤnſchen, daß ſie einen Anfang mit der vorgeſchlagenen neuen Erziehung machten. Zufoͤrderſt haben wir hiebei im Auge große Gutsbeſitzer, die auf ihren Landguͤtern derglei¬ chen Erziehungsanſtalten fuͤr die Kinder ihrer Unterthanen errichten koͤnnten. Es gereicht Deutſchland zum Ruhme, und zur ſehr ehren¬ vollen Auszeichnung vor den uͤbrigen Nationen des neuern Europa, daß es unter dem genann¬ ten Stande, immerfort hier und da mehrere gegeben hat, die ſichs zum ernſtlichen Geſchaͤfte machten, fuͤr den Unterricht und die Bildung der Kinder auf ihren Beſitzungen zu ſorgen,
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Sollte aber, wie wir denn freilich auch
auf dieſen Fall rechnen muͤſſen, unter allen
dermalen beſtehenden deutſchen Staaten, kein
einziger ſeyn, der unter ſeinen hoͤchſten Bera¬
thern einen Mann haͤtte, der da faͤhig waͤre,
alles, das oben vorausgeſezte, einzuſehen,
und davon ergriffen zu werden, und in wel¬
chem die Mehrheit der Berather, dieſem einen
ſich wenigſtens nicht widerſetzte; ſo wuͤrde frei¬
lich dieſe Angelegenheit wohlgeſinnten Privat¬
perſonen anheim fallen, und es waͤre nun von
dieſen zu wuͤnſchen, daß ſie einen Anfang mit
der vorgeſchlagenen neuen Erziehung machten.
Zufoͤrderſt haben wir hiebei im Auge große
Gutsbeſitzer, die auf ihren Landguͤtern derglei¬
chen Erziehungsanſtalten fuͤr die Kinder ihrer
Unterthanen errichten koͤnnten. Es gereicht
Deutſchland zum Ruhme, und zur ſehr ehren¬
vollen Auszeichnung vor den uͤbrigen Nationen
des neuern Europa, daß es unter dem genann¬
ten Stande, immerfort hier und da mehrere
gegeben hat, die ſichs zum ernſtlichen Geſchaͤfte
machten, fuͤr den Unterricht und die Bildung
der Kinder auf ihren Beſitzungen zu ſorgen,
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/374>, abgerufen am 25.11.2024.
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