Männern bringen, welche, wie es auch übri¬ gens um sie stehen möge, dennoch durch anhal¬ tende Uebung, und Gewöhnung wenigstens die Fertigkeit sich erworben haben, sich zu besinnen, daß Kinder sie beobachten, und das Vermögen, wenigstens so lange sich zusammenzunehmen, und die Kenntniß, wie man vor Kindern er¬ scheinen muß; wir müssen aus dieser Gesell¬ schaft in die unsrige sie nicht eher wieder zurük¬ lassen, bis sie unser ganzes Verderben gehörig verabscheuen gelernt haben, und vor aller An¬ stekung dadurch völlig gesichert sind.
So viel haben wir über die Erziehung zur Sittlichkeit im allgemeinen hier beizubringen für nöthig erachtet.
Daß die Kinder in gänzlicher Absonderung von den Erwachsenen mit ihren Lehrern und Vorstehern allein zusammenleben sollen, ist mehrmals erinnert. Es versteht sich ohne un¬ ser besonderes Bemerken, daß beiden Geschlech¬ tern diese Erziehung auf dieselbe Weise zu Theil werden müsse. Eine Absonderung dieser Ge¬ schlechter in besondere Anstalten für Knaben, und Mädchen, würde zwekwidrig seyn, und mehrere Hauptstüke der Erziehung zum voll¬
Maͤnnern bringen, welche, wie es auch uͤbri¬ gens um ſie ſtehen moͤge, dennoch durch anhal¬ tende Uebung, und Gewoͤhnung wenigſtens die Fertigkeit ſich erworben haben, ſich zu beſinnen, daß Kinder ſie beobachten, und das Vermoͤgen, wenigſtens ſo lange ſich zuſammenzunehmen, und die Kenntniß, wie man vor Kindern er¬ ſcheinen muß; wir muͤſſen aus dieſer Geſell¬ ſchaft in die unſrige ſie nicht eher wieder zuruͤk¬ laſſen, bis ſie unſer ganzes Verderben gehoͤrig verabſcheuen gelernt haben, und vor aller An¬ ſtekung dadurch voͤllig geſichert ſind.
So viel haben wir uͤber die Erziehung zur Sittlichkeit im allgemeinen hier beizubringen fuͤr noͤthig erachtet.
Daß die Kinder in gaͤnzlicher Abſonderung von den Erwachſenen mit ihren Lehrern und Vorſtehern allein zuſammenleben ſollen, iſt mehrmals erinnert. Es verſteht ſich ohne un¬ ſer beſonderes Bemerken, daß beiden Geſchlech¬ tern dieſe Erziehung auf dieſelbe Weiſe zu Theil werden muͤſſe. Eine Abſonderung dieſer Ge¬ ſchlechter in beſondere Anſtalten fuͤr Knaben, und Maͤdchen, wuͤrde zwekwidrig ſeyn, und mehrere Hauptſtuͤke der Erziehung zum voll¬
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Maͤnnern bringen, welche, wie es auch uͤbri¬
gens um ſie ſtehen moͤge, dennoch durch anhal¬
tende Uebung, und Gewoͤhnung wenigſtens die
Fertigkeit ſich erworben haben, ſich zu beſinnen,
daß Kinder ſie beobachten, und das Vermoͤgen,
wenigſtens ſo lange ſich zuſammenzunehmen,
und die Kenntniß, wie man vor Kindern er¬
ſcheinen muß; wir muͤſſen aus dieſer Geſell¬
ſchaft in die unſrige ſie nicht eher wieder zuruͤk¬
laſſen, bis ſie unſer ganzes Verderben gehoͤrig
verabſcheuen gelernt haben, und vor aller An¬
ſtekung dadurch voͤllig geſichert ſind.
So viel haben wir uͤber die Erziehung zur
Sittlichkeit im allgemeinen hier beizubringen
fuͤr noͤthig erachtet.
Daß die Kinder in gaͤnzlicher Abſonderung
von den Erwachſenen mit ihren Lehrern und
Vorſtehern allein zuſammenleben ſollen, iſt
mehrmals erinnert. Es verſteht ſich ohne un¬
ſer beſonderes Bemerken, daß beiden Geſchlech¬
tern dieſe Erziehung auf dieſelbe Weiſe zu Theil
werden muͤſſe. Eine Abſonderung dieſer Ge¬
ſchlechter in beſondere Anſtalten fuͤr Knaben,
und Maͤdchen, wuͤrde zwekwidrig ſeyn, und
mehrere Hauptſtuͤke der Erziehung zum voll¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/338>, abgerufen am 22.11.2024.
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