ders seine durchaus irrige Ansicht der Sprache, als eines Mittels unser Geschlecht von dunkler Anschauung zu deutlichen Begriffen zu erheben. Wir unsres Orts haben nicht von Erziehung des Volks im Gegensatze höherer Stände ge¬ redet, indem wir Volk in diesem Sinne, nie¬ dern und gemeinen Pöbel, gar nicht länger ha¬ ben wollen, noch er für die deutschen Natio¬ nalangelegenheiten ferner ertragen werden kann, sondern wir haben von Nationalerzie¬ hung geredet. Soll es jemals zu dieser kom¬ men, so muß der armseelige Wunsch, daß die Erziehung doch ja recht bald vollendet seyn, und das Kind wieder hinter die Arbeit gestellt werden möge, gar nicht mehr zu Odem kom¬ men, sondern sogleich an der Schwelle der Be¬ rathung über diese Angelegenheit abgelegt wer¬ den. Zwar wird meines Erachtens diese Er¬ ziehung nicht kostspielig seyn, die Anstalten werden guten Theils sich selbst erhalten kön¬ nen, und es wird der Arbeit kein Eintrag ge¬ schehen; und ich werde meine Gedanken hier¬ über zu seiner Zeit darlegen: aber wenn dies auch nicht so wäre, so muß unbedingt und auf jede Gefahr der Zögling in der Erziehung so
ders ſeine durchaus irrige Anſicht der Sprache, als eines Mittels unſer Geſchlecht von dunkler Anſchauung zu deutlichen Begriffen zu erheben. Wir unſres Orts haben nicht von Erziehung des Volks im Gegenſatze hoͤherer Staͤnde ge¬ redet, indem wir Volk in dieſem Sinne, nie¬ dern und gemeinen Poͤbel, gar nicht laͤnger ha¬ ben wollen, noch er fuͤr die deutſchen Natio¬ nalangelegenheiten ferner ertragen werden kann, ſondern wir haben von Nationalerzie¬ hung geredet. Soll es jemals zu dieſer kom¬ men, ſo muß der armſeelige Wunſch, daß die Erziehung doch ja recht bald vollendet ſeyn, und das Kind wieder hinter die Arbeit geſtellt werden moͤge, gar nicht mehr zu Odem kom¬ men, ſondern ſogleich an der Schwelle der Be¬ rathung uͤber dieſe Angelegenheit abgelegt wer¬ den. Zwar wird meines Erachtens dieſe Er¬ ziehung nicht koſtſpielig ſeyn, die Anſtalten werden guten Theils ſich ſelbſt erhalten koͤn¬ nen, und es wird der Arbeit kein Eintrag ge¬ ſchehen; und ich werde meine Gedanken hier¬ uͤber zu ſeiner Zeit darlegen: aber wenn dies auch nicht ſo waͤre, ſo muß unbedingt und auf jede Gefahr der Zoͤgling in der Erziehung ſo
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[299/0305]
ders ſeine durchaus irrige Anſicht der Sprache,
als eines Mittels unſer Geſchlecht von dunkler
Anſchauung zu deutlichen Begriffen zu erheben.
Wir unſres Orts haben nicht von Erziehung
des Volks im Gegenſatze hoͤherer Staͤnde ge¬
redet, indem wir Volk in dieſem Sinne, nie¬
dern und gemeinen Poͤbel, gar nicht laͤnger ha¬
ben wollen, noch er fuͤr die deutſchen Natio¬
nalangelegenheiten ferner ertragen werden
kann, ſondern wir haben von Nationalerzie¬
hung geredet. Soll es jemals zu dieſer kom¬
men, ſo muß der armſeelige Wunſch, daß die
Erziehung doch ja recht bald vollendet ſeyn,
und das Kind wieder hinter die Arbeit geſtellt
werden moͤge, gar nicht mehr zu Odem kom¬
men, ſondern ſogleich an der Schwelle der Be¬
rathung uͤber dieſe Angelegenheit abgelegt wer¬
den. Zwar wird meines Erachtens dieſe Er¬
ziehung nicht koſtſpielig ſeyn, die Anſtalten
werden guten Theils ſich ſelbſt erhalten koͤn¬
nen, und es wird der Arbeit kein Eintrag ge¬
ſchehen; und ich werde meine Gedanken hier¬
uͤber zu ſeiner Zeit darlegen: aber wenn dies
auch nicht ſo waͤre, ſo muß unbedingt und auf
jede Gefahr der Zoͤgling in der Erziehung ſo
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/305>, abgerufen am 22.11.2024.
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