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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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sondern den eines bekannten französischen Dich¬
ters, -- der sich einmal fest in den Kopf ge¬
sezt habe, er sey eine der ungemeinen Natu¬
ren, die da berufen sind, das dunkle, das ge¬
meine Erdenvolk zu leiten, und dem, zufolge
dieser ersten Voraussetzung, alle seine Einfälle,
so dürftig und so beschränkt sie auch in der
That seyn mögen, dieweil es die seinigen sind,
nothwendig erscheinen müssen, als große und
erhabene und beseeligende Ideen, und alles,
was denselben sich widersezt, als dunkles ge¬
meines Volk, Feinde ihres eignen Wohls,
übelgesinnte, und hassenswürdige; der nun,
um diesen seinen Eigendünkel vor sich selbst
als göttlichen Ruf zu rechtfertigen, und ganz
aufgegangen in diesem Gedanken mit all sei¬
nem Leben, alles daran setzen muß, und nicht
ruhen kann, bis er alles, das nicht eben so
groß von ihm denken will, denn er selbst, zer¬
treten hat, und bis aus der ganzen Mitwelt
sein eigner Glaube an seine göttliche Sendung
ihm zurückstrale; ich will nicht sagen, wie es
ihm ergehen würde, falls wirklich ein geistiges
Gesicht, das da wahr ist und klar in sich selbst,

ſondern den eines bekannten franzoͤſiſchen Dich¬
ters, — der ſich einmal feſt in den Kopf ge¬
ſezt habe, er ſey eine der ungemeinen Natu¬
ren, die da berufen ſind, das dunkle, das ge¬
meine Erdenvolk zu leiten, und dem, zufolge
dieſer erſten Vorausſetzung, alle ſeine Einfaͤlle,
ſo duͤrftig und ſo beſchraͤnkt ſie auch in der
That ſeyn moͤgen, dieweil es die ſeinigen ſind,
nothwendig erſcheinen muͤſſen, als große und
erhabene und beſeeligende Ideen, und alles,
was denſelben ſich widerſezt, als dunkles ge¬
meines Volk, Feinde ihres eignen Wohls,
uͤbelgeſinnte, und haſſenswuͤrdige; der nun,
um dieſen ſeinen Eigenduͤnkel vor ſich ſelbſt
als goͤttlichen Ruf zu rechtfertigen, und ganz
aufgegangen in dieſem Gedanken mit all ſei¬
nem Leben, alles daran ſetzen muß, und nicht
ruhen kann, bis er alles, das nicht eben ſo
groß von ihm denken will, denn er ſelbſt, zer¬
treten hat, und bis aus der ganzen Mitwelt
ſein eigner Glaube an ſeine goͤttliche Sendung
ihm zuruͤckſtrale; ich will nicht ſagen, wie es
ihm ergehen wuͤrde, falls wirklich ein geiſtiges
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[271/0277] ſondern den eines bekannten franzoͤſiſchen Dich¬ ters, — der ſich einmal feſt in den Kopf ge¬ ſezt habe, er ſey eine der ungemeinen Natu¬ ren, die da berufen ſind, das dunkle, das ge¬ meine Erdenvolk zu leiten, und dem, zufolge dieſer erſten Vorausſetzung, alle ſeine Einfaͤlle, ſo duͤrftig und ſo beſchraͤnkt ſie auch in der That ſeyn moͤgen, dieweil es die ſeinigen ſind, nothwendig erſcheinen muͤſſen, als große und erhabene und beſeeligende Ideen, und alles, was denſelben ſich widerſezt, als dunkles ge¬ meines Volk, Feinde ihres eignen Wohls, uͤbelgeſinnte, und haſſenswuͤrdige; der nun, um dieſen ſeinen Eigenduͤnkel vor ſich ſelbſt als goͤttlichen Ruf zu rechtfertigen, und ganz aufgegangen in dieſem Gedanken mit all ſei¬ nem Leben, alles daran ſetzen muß, und nicht ruhen kann, bis er alles, das nicht eben ſo groß von ihm denken will, denn er ſelbſt, zer¬ treten hat, und bis aus der ganzen Mitwelt ſein eigner Glaube an ſeine goͤttliche Sendung ihm zuruͤckſtrale; ich will nicht ſagen, wie es ihm ergehen wuͤrde, falls wirklich ein geiſtiges Geſicht, das da wahr iſt und klar in ſich ſelbſt,

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/277>, abgerufen am 22.11.2024.