die ihm verliehene kurze Spanne Zeit bezahlen mit einem auch hienieden ewig dauernden, so, daß er, als dieser Einzelne, wenn auch nicht ge¬ nannt durch die Geschichte, (denn Durst nach Nachruhm ist eine verächtliche Eitelkeit) den¬ noch in seinem eignen Bewußtseyn und seinem Glauben offenbare, Denkmale hinterlasse, daß auch Er da gewesen sey? Welcher Edeldenkende will das nicht, sagte ich; aber nur nach den Bedürfnissen der also denkenden, als der Re¬ gel, wie alle seyn sollten, ist die Welt zu be¬ trachten und einzurichten, und um ihrer willen allein ist eine Welt da. Sie sind der Kern der¬ selben, und die anders denkenden sind, als selbst nur ein Theil der vergänglichen Welt, so lange sie also denken, auch nur um ihrer wil¬ len da, und müssen sich nach ihnen bequemen, so lange, bis sie geworden sind, wie sie.
Was könnte es nun seyn, das dieser Auf¬ forderung und diesem Glauben des Edlen an die Ewigkeit und Unvergänglichkeit seines Wer¬ kes, die Gewähr zu leisten vermöchte? Offenbar nur eine Ordnung der Dinge, die er für selbst ewig, und für fähig, ewiges in sich aufzuneh¬ men, anzuerkennen vermöchte. Eine solche
die ihm verliehene kurze Spanne Zeit bezahlen mit einem auch hienieden ewig dauernden, ſo, daß er, als dieſer Einzelne, wenn auch nicht ge¬ nannt durch die Geſchichte, (denn Durſt nach Nachruhm iſt eine veraͤchtliche Eitelkeit) den¬ noch in ſeinem eignen Bewußtſeyn und ſeinem Glauben offenbare, Denkmale hinterlaſſe, daß auch Er da geweſen ſey? Welcher Edeldenkende will das nicht, ſagte ich; aber nur nach den Beduͤrfniſſen der alſo denkenden, als der Re¬ gel, wie alle ſeyn ſollten, iſt die Welt zu be¬ trachten und einzurichten, und um ihrer willen allein iſt eine Welt da. Sie ſind der Kern der¬ ſelben, und die anders denkenden ſind, als ſelbſt nur ein Theil der vergaͤnglichen Welt, ſo lange ſie alſo denken, auch nur um ihrer wil¬ len da, und muͤſſen ſich nach ihnen bequemen, ſo lange, bis ſie geworden ſind, wie ſie.
Was koͤnnte es nun ſeyn, das dieſer Auf¬ forderung und dieſem Glauben des Edlen an die Ewigkeit und Unvergaͤnglichkeit ſeines Wer¬ kes, die Gewaͤhr zu leiſten vermoͤchte? Offenbar nur eine Ordnung der Dinge, die er fuͤr ſelbſt ewig, und fuͤr faͤhig, ewiges in ſich aufzuneh¬ men, anzuerkennen vermoͤchte. Eine ſolche
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0255"n="249"/>
die ihm verliehene kurze Spanne Zeit bezahlen<lb/>
mit einem auch hienieden ewig dauernden, ſo,<lb/>
daß er, als dieſer Einzelne, wenn auch nicht ge¬<lb/>
nannt durch die Geſchichte, (denn Durſt nach<lb/>
Nachruhm iſt eine veraͤchtliche Eitelkeit) den¬<lb/>
noch in ſeinem eignen Bewußtſeyn und ſeinem<lb/>
Glauben offenbare, Denkmale hinterlaſſe, daß<lb/>
auch Er da geweſen ſey? Welcher Edeldenkende<lb/>
will das nicht, ſagte ich; aber nur nach den<lb/>
Beduͤrfniſſen der alſo denkenden, als der Re¬<lb/>
gel, wie alle ſeyn ſollten, iſt die Welt zu be¬<lb/>
trachten und einzurichten, und um ihrer willen<lb/>
allein iſt eine Welt da. Sie ſind der Kern der¬<lb/>ſelben, und die anders denkenden ſind, als<lb/>ſelbſt nur ein Theil der vergaͤnglichen Welt, ſo<lb/>
lange ſie alſo denken, auch nur um ihrer wil¬<lb/>
len da, und muͤſſen ſich nach ihnen bequemen,<lb/>ſo lange, bis ſie geworden ſind, wie ſie.</p><lb/><p>Was koͤnnte es nun ſeyn, das dieſer Auf¬<lb/>
forderung und dieſem Glauben des Edlen an<lb/>
die Ewigkeit und Unvergaͤnglichkeit ſeines Wer¬<lb/>
kes, die Gewaͤhr zu leiſten vermoͤchte? Offenbar<lb/>
nur eine Ordnung der Dinge, die er fuͤr ſelbſt<lb/>
ewig, und fuͤr faͤhig, ewiges in ſich aufzuneh¬<lb/>
men, anzuerkennen vermoͤchte. Eine ſolche<lb/></p></div></body></text></TEI>
[249/0255]
die ihm verliehene kurze Spanne Zeit bezahlen
mit einem auch hienieden ewig dauernden, ſo,
daß er, als dieſer Einzelne, wenn auch nicht ge¬
nannt durch die Geſchichte, (denn Durſt nach
Nachruhm iſt eine veraͤchtliche Eitelkeit) den¬
noch in ſeinem eignen Bewußtſeyn und ſeinem
Glauben offenbare, Denkmale hinterlaſſe, daß
auch Er da geweſen ſey? Welcher Edeldenkende
will das nicht, ſagte ich; aber nur nach den
Beduͤrfniſſen der alſo denkenden, als der Re¬
gel, wie alle ſeyn ſollten, iſt die Welt zu be¬
trachten und einzurichten, und um ihrer willen
allein iſt eine Welt da. Sie ſind der Kern der¬
ſelben, und die anders denkenden ſind, als
ſelbſt nur ein Theil der vergaͤnglichen Welt, ſo
lange ſie alſo denken, auch nur um ihrer wil¬
len da, und muͤſſen ſich nach ihnen bequemen,
ſo lange, bis ſie geworden ſind, wie ſie.
Was koͤnnte es nun ſeyn, das dieſer Auf¬
forderung und dieſem Glauben des Edlen an
die Ewigkeit und Unvergaͤnglichkeit ſeines Wer¬
kes, die Gewaͤhr zu leiſten vermoͤchte? Offenbar
nur eine Ordnung der Dinge, die er fuͤr ſelbſt
ewig, und fuͤr faͤhig, ewiges in ſich aufzuneh¬
men, anzuerkennen vermoͤchte. Eine ſolche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/255>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.