Philosophie, in wiefern dieselbe hier der Er¬ wähnung werth ist, will Gründlichkeit und wis¬ senschaftliche Form, ohnerachtet sie dieselbe nicht zu erschwingen vermag, sie will Einheit, auch nicht ohne frühern Vorgang des Auslandes, sie will Realität, und Wesen -- nicht bloße Er¬ scheinung, sondern eine in der Erscheinung er¬ scheinende Grundlage dieser Erscheinung, und hat in allen diesen Stücken recht, und übertrift sehr weit die herrschenden Philosophien des der¬ maligen auswärtigen Auslandes, indem sie in der Ausländerei weit gründlicher, und folge¬ beständiger ist, denn jenes. Diese der bloßen Erscheinung unterzulegende Grundlage ist ih¬ nen nun, wie sie sie auch etwa noch fehlerhafter weiter bestimmen mögen, immer ein festes Seyn, das da ist, was es eben ist, und nichts weiter, in sich gefesselt, und an sein eigenes Wesen ge¬ bunden; und so tritt denn der Tod, und die Entfremdung von der Ursprünglichkeit, die in ihnen selbst sind, auch heraus vor ihre Augen. Weil sie selbst nicht zum Leben schlechtweg, aus sich selber heraus, sich aufzuschwingen vermö¬ gen, sondern für freien Aufflug stets eines Trä¬ gers und einer Stütze bedürfen, darum kom¬
Philoſophie, in wiefern dieſelbe hier der Er¬ waͤhnung werth iſt, will Gruͤndlichkeit und wiſ¬ ſenſchaftliche Form, ohnerachtet ſie dieſelbe nicht zu erſchwingen vermag, ſie will Einheit, auch nicht ohne fruͤhern Vorgang des Auslandes, ſie will Realitaͤt, und Weſen — nicht bloße Er¬ ſcheinung, ſondern eine in der Erſcheinung er¬ ſcheinende Grundlage dieſer Erſcheinung, und hat in allen dieſen Stuͤcken recht, und uͤbertrift ſehr weit die herrſchenden Philoſophien des der¬ maligen auswaͤrtigen Auslandes, indem ſie in der Auslaͤnderei weit gruͤndlicher, und folge¬ beſtaͤndiger iſt, denn jenes. Dieſe der bloßen Erſcheinung unterzulegende Grundlage iſt ih¬ nen nun, wie ſie ſie auch etwa noch fehlerhafter weiter beſtimmen moͤgen, immer ein feſtes Seyn, das da iſt, was es eben iſt, und nichts weiter, in ſich gefeſſelt, und an ſein eigenes Weſen ge¬ bunden; und ſo tritt denn der Tod, und die Entfremdung von der Urſpruͤnglichkeit, die in ihnen ſelbſt ſind, auch heraus vor ihre Augen. Weil ſie ſelbſt nicht zum Leben ſchlechtweg, aus ſich ſelber heraus, ſich aufzuſchwingen vermoͤ¬ gen, ſondern fuͤr freien Aufflug ſtets eines Traͤ¬ gers und einer Stuͤtze beduͤrfen, darum kom¬
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Philoſophie, in wiefern dieſelbe hier der Er¬
waͤhnung werth iſt, will Gruͤndlichkeit und wiſ¬
ſenſchaftliche Form, ohnerachtet ſie dieſelbe nicht
zu erſchwingen vermag, ſie will Einheit, auch
nicht ohne fruͤhern Vorgang des Auslandes, ſie
will Realitaͤt, und Weſen — nicht bloße Er¬
ſcheinung, ſondern eine in der Erſcheinung er¬
ſcheinende Grundlage dieſer Erſcheinung, und
hat in allen dieſen Stuͤcken recht, und uͤbertrift
ſehr weit die herrſchenden Philoſophien des der¬
maligen auswaͤrtigen Auslandes, indem ſie in
der Auslaͤnderei weit gruͤndlicher, und folge¬
beſtaͤndiger iſt, denn jenes. Dieſe der bloßen
Erſcheinung unterzulegende Grundlage iſt ih¬
nen nun, wie ſie ſie auch etwa noch fehlerhafter
weiter beſtimmen moͤgen, immer ein feſtes Seyn,
das da iſt, was es eben iſt, und nichts weiter,
in ſich gefeſſelt, und an ſein eigenes Weſen ge¬
bunden; und ſo tritt denn der Tod, und die
Entfremdung von der Urſpruͤnglichkeit, die in
ihnen ſelbſt ſind, auch heraus vor ihre Augen.
Weil ſie ſelbſt nicht zum Leben ſchlechtweg, aus
ſich ſelber heraus, ſich aufzuſchwingen vermoͤ¬
gen, ſondern fuͤr freien Aufflug ſtets eines Traͤ¬
gers und einer Stuͤtze beduͤrfen, darum kom¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/218>, abgerufen am 25.11.2024.
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