den Unterschied; keinesweges aber lassen wir uns ein auf den übrigen innern Werth der Deutschen Sprache. Zwischen Leben und Tod findet gar keine Vergleichung statt, und das erste hat vor dem lezten unendlichen Werth; darum sind alle unmittelbare Vergleichungen der Deutschen und der Neulateinischen Spra¬ chen durchaus nichtig, und sind gezwungen von Dingen zu reden, die der Rede nicht werth sind. Sollte vom innern Werthe der Deutschen Sprache die Rede entstehen, so müste wenig¬ stens eine von gleichem Range, eine ebenfalls ursprüngliche, als etwa die Griechische, den Kampfplatz betreten; unser gegenwärtiger Zweck aber liegt tief unter einer solchen Vergleichung.
Welchen unermeßlichen Einfluß auf die ganze menschliche Entwicklung eines Volks die Beschaffenheit seiner Sprache haben möge, der Sprache, welche den Einzelnen bis in die ge¬ heimste Tiefe seines Gemüths bei Denken, und Wollen begleitet, und beschränkt oder beflügelt, welche die gesammte Menschenmenge, die die¬ selbe redet, auf ihrem Gebiete zu einem einzi¬ gen gemeinsamen Verstande verknüpft, welche der wahre gegenseitige Durchströmungspunkt der Sinnenwelt, und der der Geister ist, und die Enden dieser beiden also in einander ver¬
den Unterſchied; keinesweges aber laſſen wir uns ein auf den uͤbrigen innern Werth der Deutſchen Sprache. Zwiſchen Leben und Tod findet gar keine Vergleichung ſtatt, und das erſte hat vor dem lezten unendlichen Werth; darum ſind alle unmittelbare Vergleichungen der Deutſchen und der Neulateiniſchen Spra¬ chen durchaus nichtig, und ſind gezwungen von Dingen zu reden, die der Rede nicht werth ſind. Sollte vom innern Werthe der Deutſchen Sprache die Rede entſtehen, ſo muͤſte wenig¬ ſtens eine von gleichem Range, eine ebenfalls urſpruͤngliche, als etwa die Griechiſche, den Kampfplatz betreten; unſer gegenwaͤrtiger Zweck aber liegt tief unter einer ſolchen Vergleichung.
Welchen unermeßlichen Einfluß auf die ganze menſchliche Entwicklung eines Volks die Beſchaffenheit ſeiner Sprache haben moͤge, der Sprache, welche den Einzelnen bis in die ge¬ heimſte Tiefe ſeines Gemuͤths bei Denken, und Wollen begleitet, und beſchraͤnkt oder befluͤgelt, welche die geſammte Menſchenmenge, die die¬ ſelbe redet, auf ihrem Gebiete zu einem einzi¬ gen gemeinſamen Verſtande verknuͤpft, welche der wahre gegenſeitige Durchſtroͤmungspunkt der Sinnenwelt, und der der Geiſter iſt, und die Enden dieſer beiden alſo in einander ver¬
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den Unterſchied; keinesweges aber laſſen wir
uns ein auf den uͤbrigen innern Werth der
Deutſchen Sprache. Zwiſchen Leben und Tod
findet gar keine Vergleichung ſtatt, und das
erſte hat vor dem lezten unendlichen Werth;
darum ſind alle unmittelbare Vergleichungen
der Deutſchen und der Neulateiniſchen Spra¬
chen durchaus nichtig, und ſind gezwungen von
Dingen zu reden, die der Rede nicht werth ſind.
Sollte vom innern Werthe der Deutſchen
Sprache die Rede entſtehen, ſo muͤſte wenig¬
ſtens eine von gleichem Range, eine ebenfalls
urſpruͤngliche, als etwa die Griechiſche, den
Kampfplatz betreten; unſer gegenwaͤrtiger Zweck
aber liegt tief unter einer ſolchen Vergleichung.
Welchen unermeßlichen Einfluß auf die
ganze menſchliche Entwicklung eines Volks die
Beſchaffenheit ſeiner Sprache haben moͤge, der
Sprache, welche den Einzelnen bis in die ge¬
heimſte Tiefe ſeines Gemuͤths bei Denken, und
Wollen begleitet, und beſchraͤnkt oder befluͤgelt,
welche die geſammte Menſchenmenge, die die¬
ſelbe redet, auf ihrem Gebiete zu einem einzi¬
gen gemeinſamen Verſtande verknuͤpft, welche
der wahre gegenſeitige Durchſtroͤmungspunkt
der Sinnenwelt, und der der Geiſter iſt, und
die Enden dieſer beiden alſo in einander ver¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/147>, abgerufen am 22.11.2024.
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