ter Ordnung mit der Wirklichkeit, aus dem Nichtsagen das Nichtsehen, und aus dem Nichtsehen das Nichtseyn, erfolgen würde. So schreitet der Nachtwandler einher am Rande des Abgrundes; aus Barmherzigkeit, ruft ihm nicht zu, jetzt sichert ihn sein Zu¬ stand, wenn er aber erwacht, so stürzt er herab. Möchten nur auch die Träume jener die Gabe, die Vorrechte und die Sicherheit des Nachtwandels mit sich führen, damit es ein Mittel gäbe, sie zu retten, ohne ihnen zuzurufen, und sie zu erwecken. So sagt man, daß der Strauß die Augen vor dem auf ihn zukommenden Jäger verschließe, eben auch, als ob die Gefahr, die ihm nicht mehr sichtbar sei, überhaupt nicht mehr da sei. Der wäre kein Feind des Straußen, der ihm zurufte: öffne deine Augen, siehe, da kommt der Jäger, fliehe nach jener Seite hin, damit du ihm entrinnest.
ter Ordnung mit der Wirklichkeit, aus dem Nichtſagen das Nichtſehen, und aus dem Nichtſehen das Nichtſeyn, erfolgen wuͤrde. So ſchreitet der Nachtwandler einher am Rande des Abgrundes; aus Barmherzigkeit, ruft ihm nicht zu, jetzt ſichert ihn ſein Zu¬ ſtand, wenn er aber erwacht, ſo ſtuͤrzt er herab. Moͤchten nur auch die Traͤume jener die Gabe, die Vorrechte und die Sicherheit des Nachtwandels mit ſich fuͤhren, damit es ein Mittel gaͤbe, ſie zu retten, ohne ihnen zuzurufen, und ſie zu erwecken. So ſagt man, daß der Strauß die Augen vor dem auf ihn zukommenden Jaͤger verſchließe, eben auch, als ob die Gefahr, die ihm nicht mehr ſichtbar ſei, uͤberhaupt nicht mehr da ſei. Der waͤre kein Feind des Straußen, der ihm zurufte: oͤffne deine Augen, ſiehe, da kommt der Jaͤger, fliehe nach jener Seite hin, damit du ihm entrinneſt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0014"n="8"/>
ter Ordnung mit der Wirklichkeit, aus dem<lb/>
Nichtſagen das Nichtſehen, und aus dem<lb/>
Nichtſehen das Nichtſeyn, erfolgen wuͤrde.<lb/>
So ſchreitet der Nachtwandler einher am<lb/>
Rande des Abgrundes; aus Barmherzigkeit,<lb/>
ruft ihm nicht zu, jetzt ſichert ihn ſein Zu¬<lb/>ſtand, wenn er aber erwacht, ſo ſtuͤrzt er<lb/>
herab. Moͤchten nur auch die Traͤume jener<lb/>
die Gabe, die Vorrechte und die Sicherheit<lb/>
des Nachtwandels mit ſich fuͤhren, damit es<lb/>
ein Mittel gaͤbe, ſie zu retten, ohne ihnen<lb/>
zuzurufen, und ſie zu erwecken. So ſagt<lb/>
man, daß der Strauß die Augen vor dem<lb/>
auf ihn zukommenden Jaͤger verſchließe, eben<lb/>
auch, als ob die Gefahr, die ihm nicht<lb/>
mehr ſichtbar ſei, uͤberhaupt nicht mehr da<lb/>ſei. Der waͤre kein Feind des Straußen,<lb/>
der ihm zurufte: oͤffne deine Augen, ſiehe, da<lb/>
kommt der Jaͤger, fliehe nach jener Seite<lb/>
hin, damit du ihm entrinneſt.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[8/0014]
ter Ordnung mit der Wirklichkeit, aus dem
Nichtſagen das Nichtſehen, und aus dem
Nichtſehen das Nichtſeyn, erfolgen wuͤrde.
So ſchreitet der Nachtwandler einher am
Rande des Abgrundes; aus Barmherzigkeit,
ruft ihm nicht zu, jetzt ſichert ihn ſein Zu¬
ſtand, wenn er aber erwacht, ſo ſtuͤrzt er
herab. Moͤchten nur auch die Traͤume jener
die Gabe, die Vorrechte und die Sicherheit
des Nachtwandels mit ſich fuͤhren, damit es
ein Mittel gaͤbe, ſie zu retten, ohne ihnen
zuzurufen, und ſie zu erwecken. So ſagt
man, daß der Strauß die Augen vor dem
auf ihn zukommenden Jaͤger verſchließe, eben
auch, als ob die Gefahr, die ihm nicht
mehr ſichtbar ſei, uͤberhaupt nicht mehr da
ſei. Der waͤre kein Feind des Straußen,
der ihm zurufte: oͤffne deine Augen, ſiehe, da
kommt der Jaͤger, fliehe nach jener Seite
hin, damit du ihm entrinneſt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/14>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.