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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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dieselbe Eine, ursprünglich also ausbrechen¬
müssende lebendige Sprachkraft der Natur,
die ununterbrochen durch alle Bedingungen
herab geflossen ist, und in jeder so werden
mußte, wie sie ward, am Ende derselben so
seyn mußte, wie sie jezt ist, und in einiger
Zeit also seyn wird, wie sie sodann müssen
wird. Die reinmenschliche Sprache zusam¬
mengenommen zuförderst mit dem Organe
des Volks, als sein erster Laut ertönte; was
hieraus sich ergiebt, ferner zusammengenom¬
men mit allen Entwiklungen, die dieser erste
Laut unter den gegebnen Umständen gewin¬
nen mußte, giebt als letzte Folge die gegen¬
wärtige Sprache des Volks. Darum bleibt
auch die Sprache immer dieselbe Sprache.
Lasset immer nach einigen Jahrhunderten die
Nachkommen die damalige Sprache ihrer
Vorfahren nicht verstehen, weil für sie die
Uebergänge verloren gegangen sind, dennoch
giebt es vom Anbeginn an einen stetigen
Uebergang, ohne Sprung, immer unmerklich
in der Gegenwart, und nur durch Hinzufü¬
gung neuer Uebergänge bemerklich gemacht,
und als Sprung erscheinend. Niemals ist

dieſelbe Eine, urſpruͤnglich alſo ausbrechen¬
muͤſſende lebendige Sprachkraft der Natur,
die ununterbrochen durch alle Bedingungen
herab gefloſſen iſt, und in jeder ſo werden
mußte, wie ſie ward, am Ende derſelben ſo
ſeyn mußte, wie ſie jezt iſt, und in einiger
Zeit alſo ſeyn wird, wie ſie ſodann muͤſſen
wird. Die reinmenſchliche Sprache zuſam¬
mengenommen zufoͤrderſt mit dem Organe
des Volks, als ſein erſter Laut ertoͤnte; was
hieraus ſich ergiebt, ferner zuſammengenom¬
men mit allen Entwiklungen, die dieſer erſte
Laut unter den gegebnen Umſtaͤnden gewin¬
nen mußte, giebt als letzte Folge die gegen¬
waͤrtige Sprache des Volks. Darum bleibt
auch die Sprache immer dieſelbe Sprache.
Laſſet immer nach einigen Jahrhunderten die
Nachkommen die damalige Sprache ihrer
Vorfahren nicht verſtehen, weil fuͤr ſie die
Uebergaͤnge verloren gegangen ſind, dennoch
giebt es vom Anbeginn an einen ſtetigen
Uebergang, ohne Sprung, immer unmerklich
in der Gegenwart, und nur durch Hinzufuͤ¬
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[122/0128] dieſelbe Eine, urſpruͤnglich alſo ausbrechen¬ muͤſſende lebendige Sprachkraft der Natur, die ununterbrochen durch alle Bedingungen herab gefloſſen iſt, und in jeder ſo werden mußte, wie ſie ward, am Ende derſelben ſo ſeyn mußte, wie ſie jezt iſt, und in einiger Zeit alſo ſeyn wird, wie ſie ſodann muͤſſen wird. Die reinmenſchliche Sprache zuſam¬ mengenommen zufoͤrderſt mit dem Organe des Volks, als ſein erſter Laut ertoͤnte; was hieraus ſich ergiebt, ferner zuſammengenom¬ men mit allen Entwiklungen, die dieſer erſte Laut unter den gegebnen Umſtaͤnden gewin¬ nen mußte, giebt als letzte Folge die gegen¬ waͤrtige Sprache des Volks. Darum bleibt auch die Sprache immer dieſelbe Sprache. Laſſet immer nach einigen Jahrhunderten die Nachkommen die damalige Sprache ihrer Vorfahren nicht verſtehen, weil fuͤr ſie die Uebergaͤnge verloren gegangen ſind, dennoch giebt es vom Anbeginn an einen ſtetigen Uebergang, ohne Sprung, immer unmerklich in der Gegenwart, und nur durch Hinzufuͤ¬ gung neuer Uebergaͤnge bemerklich gemacht, und als Sprung erſcheinend. Niemals iſt

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/128>, abgerufen am 22.11.2024.