wohnten Himmelsstriche nicht sehr groß. Eben so wenig wolle man auf den Umstand ein Gewicht legen, daß in den eroberten Län¬ dern die Germanische Abstammung mit den frühern Bewohnern vermischt worden; denn Sieger, und Herrscher, und Bildner des aus der Vermischung entstehenden neuen Volks waren doch nur die Germanen. Ueberdies erfolgte dieselbe Mischung, die im Auslande mit Galliern, Kantabriern, u. s. w. geschah, im Mutterlande mit Slaven wohl nicht in geringerer Ausdehnung; so daß es keinem der aus Germaniern entstandenen Völker heut zu Tage leicht fallen dürfte, eine größere Reinheit seiner Abstammung vor den übrigen darzuthun.
Bedeutender aber, und wie ich dafür halte, einen vollkommnen Gegensatz zwischen den Deutschen, und den übrigen Völkern Germa¬ nischer Abkunft begründend, ist die zweite Veränderung, die der Sprache; und kommt es dabei, welches ich gleich zu Anfange be¬ stimmt aussprechen will, weder auf die be¬ sondre Beschaffenheit derjenigen Sprache an, welche von diesem Stamme beibehalten, noch
wohnten Himmelsſtriche nicht ſehr groß. Eben ſo wenig wolle man auf den Umſtand ein Gewicht legen, daß in den eroberten Laͤn¬ dern die Germaniſche Abſtammung mit den fruͤhern Bewohnern vermiſcht worden; denn Sieger, und Herrſcher, und Bildner des aus der Vermiſchung entſtehenden neuen Volks waren doch nur die Germanen. Ueberdies erfolgte dieſelbe Miſchung, die im Auslande mit Galliern, Kantabriern, u. ſ. w. geſchah, im Mutterlande mit Slaven wohl nicht in geringerer Ausdehnung; ſo daß es keinem der aus Germaniern entſtandenen Voͤlker heut zu Tage leicht fallen duͤrfte, eine groͤßere Reinheit ſeiner Abſtammung vor den uͤbrigen darzuthun.
Bedeutender aber, und wie ich dafuͤr halte, einen vollkommnen Gegenſatz zwiſchen den Deutſchen, und den uͤbrigen Voͤlkern Germa¬ niſcher Abkunft begruͤndend, iſt die zweite Veraͤnderung, die der Sprache; und kommt es dabei, welches ich gleich zu Anfange be¬ ſtimmt ausſprechen will, weder auf die be¬ ſondre Beſchaffenheit derjenigen Sprache an, welche von dieſem Stamme beibehalten, noch
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wohnten Himmelsſtriche nicht ſehr groß.
Eben ſo wenig wolle man auf den Umſtand
ein Gewicht legen, daß in den eroberten Laͤn¬
dern die Germaniſche Abſtammung mit den
fruͤhern Bewohnern vermiſcht worden; denn
Sieger, und Herrſcher, und Bildner des aus
der Vermiſchung entſtehenden neuen Volks
waren doch nur die Germanen. Ueberdies
erfolgte dieſelbe Miſchung, die im Auslande
mit Galliern, Kantabriern, u. ſ. w. geſchah,
im Mutterlande mit Slaven wohl nicht in
geringerer Ausdehnung; ſo daß es keinem
der aus Germaniern entſtandenen Voͤlker heut
zu Tage leicht fallen duͤrfte, eine groͤßere
Reinheit ſeiner Abſtammung vor den uͤbrigen
darzuthun.
Bedeutender aber, und wie ich dafuͤr halte,
einen vollkommnen Gegenſatz zwiſchen den
Deutſchen, und den uͤbrigen Voͤlkern Germa¬
niſcher Abkunft begruͤndend, iſt die zweite
Veraͤnderung, die der Sprache; und kommt
es dabei, welches ich gleich zu Anfange be¬
ſtimmt ausſprechen will, weder auf die be¬
ſondre Beſchaffenheit derjenigen Sprache an,
welche von dieſem Stamme beibehalten, noch
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/124>, abgerufen am 22.11.2024.
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