und Empfänglichkeit einer solchen Bildung, ausschließend vor allen andern Europäischen Nationen, liege.
Der Deutsche ist zuvörderst ein Stamm der Germanier überhaupt, über welche leztere hier hinreicht die Bestimmung anzugeben, daß sie da waren, die im alten Europa errichtete gesellschaftliche Ordnung mit der im alten Asien aufbewahrten wahren Religion zu ver¬ einigen, und so an und aus sich selbst eine neue Zeit, im Gegensatze des untergegange¬ nen Alterthums, zu entwickeln. Ferner reicht es hin den Deutschen insbesondre nur im Gegensatze mit den andern neben ihm ent¬ standenen Germanischen Völkerstämmen zu bezeichnen; indem andere Neueuropäische Nationen, als z.B. die von Slavischer Ab¬ stammung, sich vor dem übrigen Europa noch nicht so klar entwickelt zu haben scheinen, daß eine bestimmte Zeichnung von ihnen mög¬ lich sey, andere aber von der gleichen Germa¬ nischen Abstammung, von denen der sogleich anzuführende Haupt-Unterscheidungs-Grund nicht gilt, wie die Skandinavier, hier unbe¬ zweifelt für Deutsche genommen werden, und
und Empfaͤnglichkeit einer ſolchen Bildung, ausſchließend vor allen andern Europaͤiſchen Nationen, liege.
Der Deutſche iſt zuvoͤrderſt ein Stamm der Germanier uͤberhaupt, uͤber welche leztere hier hinreicht die Beſtimmung anzugeben, daß ſie da waren, die im alten Europa errichtete geſellſchaftliche Ordnung mit der im alten Aſien aufbewahrten wahren Religion zu ver¬ einigen, und ſo an und aus ſich ſelbſt eine neue Zeit, im Gegenſatze des untergegange¬ nen Alterthums, zu entwickeln. Ferner reicht es hin den Deutſchen insbeſondre nur im Gegenſatze mit den andern neben ihm ent¬ ſtandenen Germaniſchen Voͤlkerſtaͤmmen zu bezeichnen; indem andere Neueuropaͤiſche Nationen, als z.B. die von Slaviſcher Ab¬ ſtammung, ſich vor dem uͤbrigen Europa noch nicht ſo klar entwickelt zu haben ſcheinen, daß eine beſtimmte Zeichnung von ihnen moͤg¬ lich ſey, andere aber von der gleichen Germa¬ niſchen Abſtammung, von denen der ſogleich anzufuͤhrende Haupt-Unterſcheidungs-Grund nicht gilt, wie die Skandinavier, hier unbe¬ zweifelt fuͤr Deutſche genommen werden, und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0120"n="114"/>
und Empfaͤnglichkeit einer ſolchen Bildung,<lb/>
ausſchließend vor allen andern Europaͤiſchen<lb/>
Nationen, liege.</p><lb/><p>Der Deutſche iſt zuvoͤrderſt ein Stamm<lb/>
der Germanier uͤberhaupt, uͤber welche leztere<lb/>
hier hinreicht die Beſtimmung anzugeben, daß<lb/>ſie da waren, die im alten Europa errichtete<lb/>
geſellſchaftliche Ordnung mit der im alten<lb/>
Aſien aufbewahrten wahren Religion zu ver¬<lb/>
einigen, und ſo an und aus ſich ſelbſt eine<lb/>
neue Zeit, im Gegenſatze des untergegange¬<lb/>
nen Alterthums, zu entwickeln. Ferner reicht<lb/>
es hin den Deutſchen insbeſondre nur im<lb/>
Gegenſatze mit den andern neben ihm ent¬<lb/>ſtandenen Germaniſchen Voͤlkerſtaͤmmen zu<lb/>
bezeichnen; indem andere Neueuropaͤiſche<lb/>
Nationen, als z.B. die von Slaviſcher Ab¬<lb/>ſtammung, ſich vor dem uͤbrigen Europa noch<lb/>
nicht ſo klar entwickelt zu haben ſcheinen,<lb/>
daß eine beſtimmte Zeichnung von ihnen moͤg¬<lb/>
lich ſey, andere aber von der gleichen Germa¬<lb/>
niſchen Abſtammung, von denen der ſogleich<lb/>
anzufuͤhrende Haupt-Unterſcheidungs-Grund<lb/>
nicht gilt, wie die Skandinavier, hier unbe¬<lb/>
zweifelt fuͤr Deutſche genommen werden, und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[114/0120]
und Empfaͤnglichkeit einer ſolchen Bildung,
ausſchließend vor allen andern Europaͤiſchen
Nationen, liege.
Der Deutſche iſt zuvoͤrderſt ein Stamm
der Germanier uͤberhaupt, uͤber welche leztere
hier hinreicht die Beſtimmung anzugeben, daß
ſie da waren, die im alten Europa errichtete
geſellſchaftliche Ordnung mit der im alten
Aſien aufbewahrten wahren Religion zu ver¬
einigen, und ſo an und aus ſich ſelbſt eine
neue Zeit, im Gegenſatze des untergegange¬
nen Alterthums, zu entwickeln. Ferner reicht
es hin den Deutſchen insbeſondre nur im
Gegenſatze mit den andern neben ihm ent¬
ſtandenen Germaniſchen Voͤlkerſtaͤmmen zu
bezeichnen; indem andere Neueuropaͤiſche
Nationen, als z.B. die von Slaviſcher Ab¬
ſtammung, ſich vor dem uͤbrigen Europa noch
nicht ſo klar entwickelt zu haben ſcheinen,
daß eine beſtimmte Zeichnung von ihnen moͤg¬
lich ſey, andere aber von der gleichen Germa¬
niſchen Abſtammung, von denen der ſogleich
anzufuͤhrende Haupt-Unterſcheidungs-Grund
nicht gilt, wie die Skandinavier, hier unbe¬
zweifelt fuͤr Deutſche genommen werden, und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/120>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.