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Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

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Von der äussern Form eines Criminalgerichts.


Zweyter Titel.
Von der äussern Form eines Criminalgerichts.


§. 535.

Der Inbegriff der zur Ausübung der Crimi-
naljurisdiction vereinigten Personen, heisst
das Criminalgericht (judicium criminale).
Zur rechtlichen Gültigkeit der von ihm aus-
zuübenden öffentlichen Handlungen ist die
gesetzlich bestimmte äussere Form desselben
nothwendig, welche darin besteht, dass es
aus den Personen zusammengesetzt ist, deren
Gegenwart die Ueberzeugung der Gesetz-
mässigkeit der gerichtlichen Handlungen be-
gründet. Die Gesetze fodern daher zu dieser
äussern Form 1) einen Richter, 2) einen Aktu-
arius
und 3) Schöppen.

§. 536.

I. Der Richter ist die Hauptperson
des Gerichts, in wie ferne er die gerichtli-
chen Handlungen leitet und zum Zweck die
Anwendung der Strafgesetze bestimmt. Die
rechtliche Gültigkeit seiner Handlungen
hängt von seiner Vereydung vor Antretung
seines Amtes ab *). Ausserdem muss er die

physi-
*) P. G. O. Art. 3.
Von der äuſſern Form eines Criminalgerichts.


Zweyter Titel.
Von der äuſſern Form eines Criminalgerichts.


§. 535.

Der Inbegriff der zur Ausübung der Crimi-
naljurisdiction vereinigten Perſonen, heiſst
das Criminalgericht (judicium criminale).
Zur rechtlichen Gültigkeit der von ihm aus-
zuübenden öffentlichen Handlungen iſt die
geſetzlich beſtimmte äuſsere Form deſſelben
nothwendig, welche darin beſteht, daſs es
aus den Perſonen zuſammengeſetzt iſt, deren
Gegenwart die Ueberzeugung der Geſetz-
mäſsigkeit der gerichtlichen Handlungen be-
gründet. Die Geſetze fodern daher zu dieſer
äuſsern Form 1) einen Richter, 2) einen Aktu-
arius
und 3) Schöppen.

§. 536.

I. Der Richter iſt die Hauptperſon
des Gerichts, in wie ferne er die gerichtli-
chen Handlungen leitet und zum Zweck die
Anwendung der Strafgeſetze beſtimmt. Die
rechtliche Gültigkeit ſeiner Handlungen
hängt von ſeiner Vereydung vor Antretung
ſeines Amtes ab *). Auſſerdem muſs er die

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*) P. G. O. Art. 3.
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[431/0459] Von der äuſſern Form eines Criminalgerichts. Zweyter Titel. Von der äuſſern Form eines Criminalgerichts. §. 535. Der Inbegriff der zur Ausübung der Crimi- naljurisdiction vereinigten Perſonen, heiſst das Criminalgericht (judicium criminale). Zur rechtlichen Gültigkeit der von ihm aus- zuübenden öffentlichen Handlungen iſt die geſetzlich beſtimmte äuſsere Form deſſelben nothwendig, welche darin beſteht, daſs es aus den Perſonen zuſammengeſetzt iſt, deren Gegenwart die Ueberzeugung der Geſetz- mäſsigkeit der gerichtlichen Handlungen be- gründet. Die Geſetze fodern daher zu dieſer äuſsern Form 1) einen Richter, 2) einen Aktu- arius und 3) Schöppen. §. 536. I. Der Richter iſt die Hauptperſon des Gerichts, in wie ferne er die gerichtli- chen Handlungen leitet und zum Zweck die Anwendung der Strafgeſetze beſtimmt. Die rechtliche Gültigkeit ſeiner Handlungen hängt von ſeiner Vereydung vor Antretung ſeines Amtes ab *). Auſſerdem muſs er die phyſi- *) P. G. O. Art. 3.

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Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/459>, abgerufen am 22.12.2024.