Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Buch. III. Theil. III. Titel. II. Abschnitt.
strafbare Verbindung erklärt. *) Daher das
Polizeyverbrechen des Incests, der Blut-
schande
im weitern Sinn, welche in dem Bey-
schlaf mit einer Person
besteht, mit welcher die
Ehe wegen der Nähe des Grades der Verwand-
schaft oder Schwägerschaft verboten ist.

§. 495.

Der Incest kann begangen werden I. un-
ter der Form einer an sich rechtmässigen
Ehe -- einfacher Incess (inc. simplex) II. durch
eine an sich gesetzwidrige Handlung -- qua-
lisicirter Incest. (inc. qualisicatus s. conjunctus.

Dahin gehört 1) der incestuose Ehebruch, 2)
die incestuose Bigamie, 3) der incest. Concu-
binat, 4) die incest. Schwächung, 5) die incest.
Hurerey.

§. 496.

Das Röm. R. unterscheidet zwischen ince-
stus juris gentium
und inc. juris civilis. **) Iener

Be-
*) Ueber den Grund der Bestrafung des Incests und
der wegen naher Verwandschaft verbotenen Ehen
s. auch Michaelis Abhandlung von d. Ebegesetzen
Mosis.
Gött 1755. u. dessen Mosaisches Recht Th. II.
§. 103 -- 109.
**) Man will gewöhnlich in Compendien nichts mehr
von diesem unpraktischen Unterschied, wie man
sagt, hören. Aber nur ein flüchtiger Blick, und
man sieht, dass weder das geringste Gesetz des
Röm. R. über den Incest ohne genaue Kenntniss
dieses Unterschieds verstanden, noch auch eine
gründ-

II. Buch. III. Theil. III. Titel. II. Abſchnitt.
ſtrafbare Verbindung erklärt. *) Daher das
Polizeyverbrechen des Inceſts, der Blut-
ſchande
im weitern Sinn, welche in dem Bey-
ſchlaf mit einer Perſon
beſteht, mit welcher die
Ehe wegen der Nähe des Grades der Verwand-
ſchaft oder Schwägerſchaft verboten iſt.

§. 495.

Der Inceſt kann begangen werden I. un-
ter der Form einer an ſich rechtmäſsigen
Ehe — einfacher Inceſs (inc. ſimplex) II. durch
eine an ſich geſetzwidrige Handlung — qua-
liſicirter Inceſt. (inc. qualiſicatus ſ. conjunctus.

Dahin gehört 1) der inceſtuoſe Ehebruch, 2)
die inceſtuoſe Bigamie, 3) der inceſt. Concu-
binat, 4) die inceſt. Schwächung, 5) die inceſt.
Hurerey.

§. 496.

Das Röm. R. unterſcheidet zwiſchen ince-
ſtus juris gentium
und inc. juris civilis. **) Iener

Be-
*) Ueber den Grund der Beſtrafung des Inceſts und
der wegen naher Verwandſchaft verbotenen Ehen
ſ. auch Michaelis Abhandlung von d. Ebegeſetzen
Moſis.
Gött 1755. u. deſſen Moſaiſches Recht Th. II.
§. 103 — 109.
**) Man will gewöhnlich in Compendien nichts mehr
von dieſem unpraktiſchen Unterſchied, wie man
ſagt, hören. Aber nur ein flüchtiger Blick, und
man ſieht, daſs weder das geringſte Geſetz des
Röm. R. über den Inceſt ohne genaue Kenntniſs
dieſes Unterſchieds verſtanden, noch auch eine
gründ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <p><pb facs="#f0428" n="400"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Buch. III. Theil. III. Titel. II. Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
&#x017F;trafbare Verbindung erklärt. <note place="foot" n="*)">Ueber den Grund der Be&#x017F;trafung des Ince&#x017F;ts und<lb/>
der wegen naher Verwand&#x017F;chaft verbotenen Ehen<lb/>
&#x017F;. auch <hi rendition="#g">Michaelis</hi> <hi rendition="#i">Abhandlung von d. Ebege&#x017F;etzen<lb/>
Mo&#x017F;is.</hi> Gött 1755. u. <hi rendition="#g">de&#x017F;&#x017F;en</hi> <hi rendition="#i">Mo&#x017F;ai&#x017F;ches Recht</hi> Th. II.<lb/>
§. 103 &#x2014; 109.</note> Daher das<lb/>
Polizeyverbrechen des <hi rendition="#g">Ince&#x017F;ts</hi>, der <hi rendition="#g">Blut-<lb/>
&#x017F;chande</hi> <hi rendition="#i">im weitern Sinn, welche in dem Bey-<lb/>
&#x017F;chlaf mit einer Per&#x017F;on</hi> be&#x017F;teht, <hi rendition="#i">mit welcher die<lb/>
Ehe wegen der Nähe des Grades der Verwand-<lb/>
&#x017F;chaft oder Schwäger&#x017F;chaft verboten i&#x017F;t.</hi></p>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head>§. 495.</head><lb/>
                      <p>Der Ince&#x017F;t kann begangen werden I. un-<lb/>
ter der Form einer <hi rendition="#i">an &#x017F;ich</hi> rechtmä&#x017F;sigen<lb/>
Ehe &#x2014; <hi rendition="#i">einfacher Ince&#x017F;s (inc. &#x017F;implex)</hi> II. durch<lb/>
eine an &#x017F;ich ge&#x017F;etzwidrige Handlung &#x2014; <hi rendition="#i">qua-<lb/>
li&#x017F;icirter Ince&#x017F;t. (inc. quali&#x017F;icatus &#x017F;. conjunctus.</hi><lb/>
Dahin gehört 1) der ince&#x017F;tuo&#x017F;e Ehebruch, 2)<lb/>
die ince&#x017F;tuo&#x017F;e Bigamie, 3) der ince&#x017F;t. Concu-<lb/>
binat, 4) die ince&#x017F;t. Schwächung, 5) die ince&#x017F;t.<lb/>
Hurerey.</p>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head>§. 496.</head><lb/>
                      <p>Das Röm. R. unter&#x017F;cheidet zwi&#x017F;chen <hi rendition="#i">ince-<lb/>
&#x017F;tus juris gentium</hi> und <hi rendition="#i">inc. juris civilis.</hi> <note xml:id="note-0428" next="#note-0429" place="foot" n="**)">Man will gewöhnlich in Compendien nichts mehr<lb/>
von die&#x017F;em unprakti&#x017F;chen Unter&#x017F;chied, wie man<lb/>
&#x017F;agt, hören. Aber nur ein flüchtiger Blick, und<lb/>
man &#x017F;ieht, da&#x017F;s weder das gering&#x017F;te Ge&#x017F;etz des<lb/>
Röm. R. über den Ince&#x017F;t ohne genaue Kenntni&#x017F;s<lb/>
die&#x017F;es Unter&#x017F;chieds ver&#x017F;tanden, noch auch eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gründ-</fw></note> Iener<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/></p>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[400/0428] II. Buch. III. Theil. III. Titel. II. Abſchnitt. ſtrafbare Verbindung erklärt. *) Daher das Polizeyverbrechen des Inceſts, der Blut- ſchande im weitern Sinn, welche in dem Bey- ſchlaf mit einer Perſon beſteht, mit welcher die Ehe wegen der Nähe des Grades der Verwand- ſchaft oder Schwägerſchaft verboten iſt. §. 495. Der Inceſt kann begangen werden I. un- ter der Form einer an ſich rechtmäſsigen Ehe — einfacher Inceſs (inc. ſimplex) II. durch eine an ſich geſetzwidrige Handlung — qua- liſicirter Inceſt. (inc. qualiſicatus ſ. conjunctus. Dahin gehört 1) der inceſtuoſe Ehebruch, 2) die inceſtuoſe Bigamie, 3) der inceſt. Concu- binat, 4) die inceſt. Schwächung, 5) die inceſt. Hurerey. §. 496. Das Röm. R. unterſcheidet zwiſchen ince- ſtus juris gentium und inc. juris civilis. **) Iener Be- *) Ueber den Grund der Beſtrafung des Inceſts und der wegen naher Verwandſchaft verbotenen Ehen ſ. auch Michaelis Abhandlung von d. Ebegeſetzen Moſis. Gött 1755. u. deſſen Moſaiſches Recht Th. II. §. 103 — 109. **) Man will gewöhnlich in Compendien nichts mehr von dieſem unpraktiſchen Unterſchied, wie man ſagt, hören. Aber nur ein flüchtiger Blick, und man ſieht, daſs weder das geringſte Geſetz des Röm. R. über den Inceſt ohne genaue Kenntniſs dieſes Unterſchieds verſtanden, noch auch eine gründ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/428
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/428>, abgerufen am 19.11.2024.