Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.II. Buch. II. Theil II. Titel. II. Abschnitt. Verbrechens unbestimmt, so ist auch dieStrafe der Cal. willkührlich. *) Dem falschen Ankläger ist derjenige gleich, der ihn ange- stellt hat, **) denn dieser ist auctor intellectua- lis. Anm. Mündlich von der Tergiversation. §. 464. D. Concussion ***) besteht in der Er- nen, (es sey dolose oder culpose) "Schmach" (Injurie) oder "Schaden" zugefugt hat. Da stehen denn jene Worte ganz an ihrer rechten Stelle und schlie- ssen die öffentliche Strafe, (die Carl aus dem ge- meinen Recht voraussetzt) ganz und gar nicht aus. Die Strafe der Talion beym falschen Ankläger ist ganz dem Art. 48. u 107. gemäss, wo auch den falschen Zeugen in Criminalsac[h]en diese Strafe an- gedroht ist. Derselbe Grund, der hier dem Gesetz zum Grunde liegt, tritt auch dort ein, jener ist so- gar noch strafbarer cf Boehmer ad Carpzov Q. 106. obs. 3. idem ad Art. 12. §. 5. und 6. *) L. 3. D eod. **) L. 1. §. 13. D eod. ***) Dass die Concussion eine Art des Falsi sey, ist kei-
nem Zweifel unterworfen. 1) Alle Haupt erkmale des Falsi überhaupt sind hier vorhanden. Wer fälschlich ein Recht zum Nachtheil der Befugnisse des II. Buch. II. Theil II. Titel. II. Abſchnitt. Verbrechens unbeſtimmt, ſo iſt auch dieStrafe der Cal. willkührlich. *) Dem falſchen Ankläger iſt derjenige gleich, der ihn ange- ſtellt hat, **) denn dieſer iſt auctor intellectua- lis. Anm. Mündlich von der Tergiverſation. §. 464. D. Concuſſion ***) beſteht in der Er- nen, (es ſey doloſe oder culpoſe) „Schmach“ (Injurie) oder „Schaden“ zugefugt hat. Da ſtehen denn jene Worte ganz an ihrer rechten Stelle und ſchlie- ſsen die öffentliche Strafe, (die Carl aus dem ge- meinen Recht vorausſetzt) ganz und gar nicht aus. Die Strafe der Talion beym falſchen Ankläger iſt ganz dem Art. 48. u 107. gemäſs, wo auch den falſchen Zeugen in Criminalſac[h]en dieſe Strafe an- gedroht iſt. Derſelbe Grund, der hier dem Geſetz zum Grunde liegt, tritt auch dort ein, jener iſt ſo- gar noch ſtrafbarer cf Boehmer ad Carpzov Q. 106. obſ. 3. idem ad Art. 12. §. 5. und 6. *) L. 3. D eod. **) L. 1. §. 13. D eod. ***) Daſs die Concuſſion eine Art des Falſi ſey, iſt kei-
nem Zweifel unterworfen. 1) Alle Haupt erkmale des Falſi überhaupt ſind hier vorhanden. Wer fälſchlich ein Recht zum Nachtheil der Befugniſſe des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <p><pb facs="#f0404" n="376"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Buch. II. Theil II. Titel. II. Abſchnitt.</hi></fw><lb/> Verbrechens unbeſtimmt, ſo iſt auch die<lb/> Strafe der Cal. willkührlich. <note place="foot" n="*)">L. 3. D eod.</note> Dem falſchen<lb/> Ankläger iſt derjenige gleich, der ihn ange-<lb/> ſtellt hat, <note place="foot" n="**)">L. 1. §. 13. D eod.</note> denn dieſer iſt auctor intellectua-<lb/> lis.</p><lb/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Anm</hi>.</hi> Mündlich von der <hi rendition="#i">Tergiverſation.</hi></hi> </p> </div><lb/> <div n="7"> <head>§. 464.</head><lb/> <p>D. <hi rendition="#g">Concuſſion</hi> <note xml:id="note-0404a" next="#note-0405" place="foot" n="***)">Daſs die Concuſſion eine Art des Falſi ſey, iſt kei-<lb/> nem Zweifel unterworfen. 1) Alle Haupt erkmale<lb/> des Falſi überhaupt ſind hier vorhanden. Wer<lb/> fälſchlich ein Recht zum Nachtheil der Befugniſſe<lb/> <fw place="bottom" type="catch">des</fw></note> beſteht in der <hi rendition="#i">Er-<lb/> preſſung eines Vortheils von einem andern durch<lb/> den Vorwand oder den Misbrauch eines Rechts.</hi><lb/> Unter dem Vortheil iſt nicht blos ein Geldvor-<lb/> theil zu verſtehen: ſogar die Erpreſſung eines<lb/> Kaufs oder Verkaufs gehört hieher. Sie kann<lb/> begangen werden ſowohl von Privatperſo-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nen,</fw><lb/><note xml:id="note-0404" prev="#note-0403" place="foot" n="***)">(es ſey doloſe oder culpoſe) „Schmach“ (Injurie)<lb/> oder „Schaden“ zugefugt hat. Da ſtehen denn<lb/> jene Worte ganz an ihrer rechten Stelle und ſchlie-<lb/> ſsen die öffentliche Strafe, (die <hi rendition="#i">Carl</hi> aus dem ge-<lb/> meinen Recht vorausſetzt) ganz und gar nicht aus.<lb/> Die Strafe der <hi rendition="#i">Talion</hi> beym falſchen Ankläger iſt<lb/> ganz dem Art. 48. u 107. gemäſs, wo auch den<lb/> falſchen Zeugen in Criminalſac<supplied>h</supplied>en dieſe Strafe an-<lb/> gedroht iſt. Derſelbe Grund, der hier dem Geſetz<lb/> zum Grunde liegt, tritt auch dort ein, jener iſt ſo-<lb/> gar noch ſtrafbarer cf <hi rendition="#g">Boehmer</hi> <hi rendition="#i">ad</hi> <hi rendition="#g">Carpzov</hi><lb/> Q. 106. obſ. 3. <hi rendition="#g">idem</hi> ad Art. 12. §. 5. und 6.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [376/0404]
II. Buch. II. Theil II. Titel. II. Abſchnitt.
Verbrechens unbeſtimmt, ſo iſt auch die
Strafe der Cal. willkührlich. *) Dem falſchen
Ankläger iſt derjenige gleich, der ihn ange-
ſtellt hat, **) denn dieſer iſt auctor intellectua-
lis.
Anm. Mündlich von der Tergiverſation.
§. 464.
D. Concuſſion ***) beſteht in der Er-
preſſung eines Vortheils von einem andern durch
den Vorwand oder den Misbrauch eines Rechts.
Unter dem Vortheil iſt nicht blos ein Geldvor-
theil zu verſtehen: ſogar die Erpreſſung eines
Kaufs oder Verkaufs gehört hieher. Sie kann
begangen werden ſowohl von Privatperſo-
nen,
***)
*) L. 3. D eod.
**) L. 1. §. 13. D eod.
***) Daſs die Concuſſion eine Art des Falſi ſey, iſt kei-
nem Zweifel unterworfen. 1) Alle Haupt erkmale
des Falſi überhaupt ſind hier vorhanden. Wer
fälſchlich ein Recht zum Nachtheil der Befugniſſe
des
***) (es ſey doloſe oder culpoſe) „Schmach“ (Injurie)
oder „Schaden“ zugefugt hat. Da ſtehen denn
jene Worte ganz an ihrer rechten Stelle und ſchlie-
ſsen die öffentliche Strafe, (die Carl aus dem ge-
meinen Recht vorausſetzt) ganz und gar nicht aus.
Die Strafe der Talion beym falſchen Ankläger iſt
ganz dem Art. 48. u 107. gemäſs, wo auch den
falſchen Zeugen in Criminalſachen dieſe Strafe an-
gedroht iſt. Derſelbe Grund, der hier dem Geſetz
zum Grunde liegt, tritt auch dort ein, jener iſt ſo-
gar noch ſtrafbarer cf Boehmer ad Carpzov
Q. 106. obſ. 3. idem ad Art. 12. §. 5. und 6.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |