Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

Formelle vage Verbrechen. Crimen vis.
liche Grund desselben ungereimt ist, so kann
doch die Verordnung selbst durch willkührli-
ches Berufen *) auf einen angeblichen unbe-
zweifelten Gerichtsbrauch nicht ausgelöscht
werden. Die Ausmittelung des Thatbestandes
in Rücksicht auf Personen männlichen Ge-
schlechts ist leicht und die That, wenn sie an
andern Personen verübt wird, bleibt immer
ein höchst strafbares Verbrechen.



Zweyter Titel.
Formelle vage Verbrechen.
Erster Abschnitt.
Verbrechen, welche durch Gewalt begangen werden.


Erste Abtheilung.
Von dem eigentlichen Verbrechen der Gewaltthätigkeit
(crimen vis.)


§. 437.

Das Verbrechen der Gewaltthätigkeit (cri-
men vis
) bedeutet im röm. R. jede rechtswi-
drige Anwendung körperlicher Kräfte zur
Ueberwindung eines Hindernisses in einer

Per-
*) Kress ad h. a. §. 4. Boehmer ad Carpzov
Q. 11. obs. 9. Grolman C. R. W. §. 444.

Formelle vage Verbrechen. Crimen vis.
liche Grund deſſelben ungereimt iſt, ſo kann
doch die Verordnung ſelbſt durch willkührli-
ches Berufen *) auf einen angeblichen unbe-
zweifelten Gerichtsbrauch nicht ausgelöſcht
werden. Die Ausmittelung des Thatbeſtandes
in Rückſicht auf Perſonen männlichen Ge-
ſchlechts iſt leicht und die That, wenn ſie an
andern Perſonen verübt wird, bleibt immer
ein höchſt ſtrafbares Verbrechen.



Zweyter Titel.
Formelle vage Verbrechen.
Erſter Abſchnitt.
Verbrechen, welche durch Gewalt begangen werden.


Erſte Abtheilung.
Von dem eigentlichen Verbrechen der Gewaltthätigkeit
(crimen vis.)


§. 437.

Das Verbrechen der Gewaltthätigkeit (cri-
men vis
) bedeutet im röm. R. jede rechtswi-
drige Anwendung körperlicher Kräfte zur
Ueberwindung eines Hinderniſſes in einer

Per-
*) Kreſs ad h. a. §. 4. Boehmer ad Carpzov
Q. 11. obſ. 9. Grolman C. R. W. §. 444.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0379" n="351"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Formelle vage Verbrechen. Crimen vis.</hi></fw><lb/>
liche Grund de&#x017F;&#x017F;elben ungereimt i&#x017F;t, &#x017F;o kann<lb/>
doch die Verordnung &#x017F;elb&#x017F;t durch willkührli-<lb/>
ches Berufen <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Kre&#x017F;s</hi><hi rendition="#i">ad h.</hi> a. §. 4. <hi rendition="#g">Boehmer</hi> ad <hi rendition="#g">Carpzov</hi><lb/>
Q. 11. ob&#x017F;. 9. <hi rendition="#g">Grolman</hi> C. R. W. §. 444.</note> auf einen angeblichen unbe-<lb/>
zweifelten Gerichtsbrauch nicht ausgelö&#x017F;cht<lb/>
werden. Die Ausmittelung des Thatbe&#x017F;tandes<lb/>
in Rück&#x017F;icht auf Per&#x017F;onen männlichen Ge-<lb/>
&#x017F;chlechts i&#x017F;t leicht und die That, wenn &#x017F;ie an<lb/>
andern Per&#x017F;onen verübt wird, bleibt immer<lb/>
ein höch&#x017F;t &#x017F;trafbares Verbrechen.</p>
                </div>
              </div>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#g">Zweyter Titel.<lb/><hi rendition="#i">Formelle vage Verbrechen.</hi></hi> </head><lb/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#g">Er&#x017F;ter Ab&#x017F;chnitt</hi>.<lb/><hi rendition="#i">Verbrechen, welche durch Gewalt begangen werden.</hi></head><lb/>
                <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                <div n="6">
                  <head><hi rendition="#g">Er&#x017F;te Abtheilung</hi>.<lb/><hi rendition="#i">Von dem eigentlichen Verbrechen der Gewaltthätigkeit</hi><lb/>
(<hi rendition="#i">crimen vis.</hi>)</head><lb/>
                  <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 437.</head><lb/>
                    <p><hi rendition="#in">D</hi>as <hi rendition="#i">Verbrechen der <hi rendition="#g">Gewaltthätigkeit</hi></hi> (<hi rendition="#i">cri-<lb/>
men vis</hi>) bedeutet im röm. R. jede rechtswi-<lb/>
drige Anwendung körperlicher Kräfte zur<lb/>
Ueberwindung eines Hinderni&#x017F;&#x017F;es in einer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Per-</fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[351/0379] Formelle vage Verbrechen. Crimen vis. liche Grund deſſelben ungereimt iſt, ſo kann doch die Verordnung ſelbſt durch willkührli- ches Berufen *) auf einen angeblichen unbe- zweifelten Gerichtsbrauch nicht ausgelöſcht werden. Die Ausmittelung des Thatbeſtandes in Rückſicht auf Perſonen männlichen Ge- ſchlechts iſt leicht und die That, wenn ſie an andern Perſonen verübt wird, bleibt immer ein höchſt ſtrafbares Verbrechen. Zweyter Titel. Formelle vage Verbrechen. Erſter Abſchnitt. Verbrechen, welche durch Gewalt begangen werden. Erſte Abtheilung. Von dem eigentlichen Verbrechen der Gewaltthätigkeit (crimen vis.) §. 437. Das Verbrechen der Gewaltthätigkeit (cri- men vis) bedeutet im röm. R. jede rechtswi- drige Anwendung körperlicher Kräfte zur Ueberwindung eines Hinderniſſes in einer Per- *) Kreſs ad h. a. §. 4. Boehmer ad Carpzov Q. 11. obſ. 9. Grolman C. R. W. §. 444.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/379
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/379>, abgerufen am 19.11.2024.