Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Buch. I. Theil. II. Titel. II. Abschnitt.
tertium) *). Dieser wird daher begangen durch
fleischliche Vermischung einer verheiratheten
Person mit einer andern, mit der sie nicht verhei-
rathet ist
.

L. XLVIII. tit. 5 Dig. L. IX. tit. 9. Cod. L. V.
tit. 16. Decretal. Greg. IX. P. G. O. Art. 120.

§. 414.

Des Ehebruchs ist daher schuldig I. die un-
verheirathete
Person, die mit der verheirathe-
ten concumbirt, sie mag nun eine Mannsper-
son oder eine Weibsperson seyn **); II. die ver-
heirathete Person
selbst, die mit der dritten con-
cumbirt, und zwar 1) sowohl der Ehemann ***),
als auch 2) die Ehefrau, denn beyde Theile

sind
*) Adulterium (non adulterare, corrumpere) bedeutet im
Röm. Recht nicht blos Ehebruch, sondern wird in
so weitem Sinne gebraucht, dass es sowohl das stu-
prum
als den Ehebruch in sich begreift. Dies be-
merken selbst die Gesetze L. 6. §. 1. D. ad L. Iul.
de adulteriis
. L. 101. pr. D. de V. S. Inter stuprum
et adulterium hoc interesse quidam putant, quod
adulterium in nuptam, stuprum in viduam com-
mittitur. Sed lex Iulia de adulteriis hoc verbo indiffe-
renter utitur
.
**) Das Gegentheil behaupten Engelhard allg. peinl.
R
. §. 355. u. Kleinschrod a. a. O. §. 14.
***) Nach römischem Rechte nicht, wenn die Weibs-
person ledig war. Nur der Mann hatte das jue
thori
. L. 6. §. 1. L. 34. D. ad L. Iul. de adult. L. 18.
C. cod. L. 225. de V. S. Dieselbe Vorstellungsart
haben alle Völker, bey denen das Weib entweder
Sklavin ist oder sich doch in einem an Sklaverey
grän-

II. Buch. I. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt.
tertium) *). Dieſer wird daher begangen durch
fleiſchliche Vermiſchung einer verheiratheten
Perſon mit einer andern, mit der ſie nicht verhei-
rathet iſt
.

L. XLVIII. tit. 5 Dig. L. IX. tit. 9. Cod. L. V.
tit. 16. Decretal. Greg. IX. P. G. O. Art. 120.

§. 414.

Des Ehebruchs iſt daher ſchuldig I. die un-
verheirathete
Perſon, die mit der verheirathe-
ten concumbirt, ſie mag nun eine Mannsper-
ſon oder eine Weibsperſon ſeyn **); II. die ver-
heirathete Perſon
ſelbſt, die mit der dritten con-
cumbirt, und zwar 1) ſowohl der Ehemann ***),
als auch 2) die Ehefrau, denn beyde Theile

ſind
*) Adulterium (non adulterare, corrumpere) bedeutet im
Röm. Recht nicht blos Ehebruch, ſondern wird in
ſo weitem Sinne gebraucht, daſs es ſowohl das ſtu-
prum
als den Ehebruch in ſich begreift. Dies be-
merken ſelbſt die Geſetze L. 6. §. 1. D. ad L. Iul.
de adulteriis
. L. 101. pr. D. de V. S. Inter ſtuprum
et adulterium hoc intereſſe quidam putant, quod
adulterium in nuptam, ſtuprum in viduam com-
mittitur. Sed lex Iulia de adulteriis hoc verbo indiffe-
renter utitur
.
**) Das Gegentheil behaupten Engelhard allg. peinl.
R
. §. 355. u. Kleinſchrod a. a. O. §. 14.
***) Nach römiſchem Rechte nicht, wenn die Weibs-
perſon ledig war. Nur der Mann hatte das jue
thori
. L. 6. §. 1. L. 34. D. ad L. Iul. de adult. L. 18.
C. cod. L. 225. de V. S. Dieſelbe Vorſtellungsart
haben alle Völker, bey denen das Weib entweder
Sklavin iſt oder ſich doch in einem an Sklaverey
grän-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <p><pb facs="#f0358" n="330"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Buch. I. Theil. II. Titel. II. Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#i">tertium</hi>) <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#i">Adulterium</hi> (non adulterare, corrumpere) bedeutet im<lb/>
Röm. Recht nicht blos <hi rendition="#i">Ehebruch</hi>, &#x017F;ondern wird in<lb/>
&#x017F;o weitem Sinne gebraucht, da&#x017F;s es &#x017F;owohl das <hi rendition="#i">&#x017F;tu-<lb/>
prum</hi> als den <hi rendition="#i">Ehebruch</hi> in &#x017F;ich begreift. Dies be-<lb/>
merken &#x017F;elb&#x017F;t die Ge&#x017F;etze L. 6. §. 1. D. ad <hi rendition="#i">L. Iul.<lb/>
de adulteriis</hi>. L. 101. <hi rendition="#i">pr. D. de V. S</hi>. Inter &#x017F;tuprum<lb/>
et adulterium hoc intere&#x017F;&#x017F;e quidam putant, quod<lb/>
adulterium in nuptam, &#x017F;tuprum in viduam com-<lb/>
mittitur. <hi rendition="#i">Sed lex Iulia de adulteriis hoc verbo indiffe-<lb/>
renter utitur</hi>.</note>. Die&#x017F;er wird daher begangen durch<lb/><hi rendition="#i">flei&#x017F;chliche Vermi&#x017F;chung einer verheiratheten<lb/>
Per&#x017F;on mit einer andern, mit der &#x017F;ie nicht verhei-<lb/>
rathet i&#x017F;t</hi>.</p><lb/>
                        <p> <hi rendition="#et">L. XLVIII. tit. 5 Dig. L. IX. tit. 9. Cod. L. V.<lb/>
tit. 16. <hi rendition="#i">Decretal</hi>. Greg. IX. P. G. O. Art. 120.</hi> </p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 414.</head><lb/>
                        <p>Des Ehebruchs i&#x017F;t daher &#x017F;chuldig I. die <hi rendition="#i">un-<lb/>
verheirathete</hi> Per&#x017F;on, die mit der verheirathe-<lb/>
ten concumbirt, &#x017F;ie mag nun eine Mannsper-<lb/>
&#x017F;on oder eine Weibsper&#x017F;on &#x017F;eyn <note place="foot" n="**)">Das Gegentheil behaupten <hi rendition="#g">Engelhard</hi> <hi rendition="#i">allg. peinl.<lb/>
R</hi>. §. 355. u. <hi rendition="#g">Klein&#x017F;chrod</hi> a. a. O. §. 14.</note>; II. die <hi rendition="#i">ver-<lb/>
heirathete Per&#x017F;on</hi> &#x017F;elb&#x017F;t, die mit der dritten con-<lb/>
cumbirt, und zwar 1) &#x017F;owohl der <hi rendition="#i">Ehemann</hi> <note xml:id="note-0358" next="#note-0359" place="foot" n="***)">Nach römi&#x017F;chem Rechte nicht, wenn die Weibs-<lb/>
per&#x017F;on ledig war. Nur der Mann hatte das <hi rendition="#i">jue<lb/>
thori</hi>. L. 6. §. 1. L. 34. D. ad L. <hi rendition="#i">Iul. de adult</hi>. L. 18.<lb/>
C. <hi rendition="#i">cod</hi>. L. 225. <hi rendition="#i">de V. S</hi>. Die&#x017F;elbe Vor&#x017F;tellungsart<lb/>
haben alle Völker, bey denen das Weib entweder<lb/>
Sklavin i&#x017F;t oder &#x017F;ich doch in einem an Sklaverey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">grän-</fw></note>,<lb/>
als auch 2) die <hi rendition="#i">Ehefrau</hi>, denn beyde Theile<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ind</fw><lb/></p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0358] II. Buch. I. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt. tertium) *). Dieſer wird daher begangen durch fleiſchliche Vermiſchung einer verheiratheten Perſon mit einer andern, mit der ſie nicht verhei- rathet iſt. L. XLVIII. tit. 5 Dig. L. IX. tit. 9. Cod. L. V. tit. 16. Decretal. Greg. IX. P. G. O. Art. 120. §. 414. Des Ehebruchs iſt daher ſchuldig I. die un- verheirathete Perſon, die mit der verheirathe- ten concumbirt, ſie mag nun eine Mannsper- ſon oder eine Weibsperſon ſeyn **); II. die ver- heirathete Perſon ſelbſt, die mit der dritten con- cumbirt, und zwar 1) ſowohl der Ehemann ***), als auch 2) die Ehefrau, denn beyde Theile ſind *) Adulterium (non adulterare, corrumpere) bedeutet im Röm. Recht nicht blos Ehebruch, ſondern wird in ſo weitem Sinne gebraucht, daſs es ſowohl das ſtu- prum als den Ehebruch in ſich begreift. Dies be- merken ſelbſt die Geſetze L. 6. §. 1. D. ad L. Iul. de adulteriis. L. 101. pr. D. de V. S. Inter ſtuprum et adulterium hoc intereſſe quidam putant, quod adulterium in nuptam, ſtuprum in viduam com- mittitur. Sed lex Iulia de adulteriis hoc verbo indiffe- renter utitur. **) Das Gegentheil behaupten Engelhard allg. peinl. R. §. 355. u. Kleinſchrod a. a. O. §. 14. ***) Nach römiſchem Rechte nicht, wenn die Weibs- perſon ledig war. Nur der Mann hatte das jue thori. L. 6. §. 1. L. 34. D. ad L. Iul. de adult. L. 18. C. cod. L. 225. de V. S. Dieſelbe Vorſtellungsart haben alle Völker, bey denen das Weib entweder Sklavin iſt oder ſich doch in einem an Sklaverey grän-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/358
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/358>, abgerufen am 19.11.2024.