Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abschnitt.
die Mittel ankommt, durch welche das Auf-
brechen bewirkt wurde. Gleichviel also, ob
der Verbrecher durch Pulver die Sache auf-
sprengte, oder ob er sich eines tödlichen
Gewehrs dabey bedient hat *). Auch der Ort
selbst ist gleichgültig **). Das Aufbrechen
muss dem Akt der Entwendung vorhergehen:
folgt es auf ihn, so fällt der Begriff des Ver-
brechens hinweg ***).

§. 376.

II. Der Diebstahl durch Einsteigen besteht
in jeder Entwendung, welche durch Einstei-
gen in eine Behausung oder in ein Behältniss
begangen wird. Blosses Hinaufsteigen ge-
nügt noch nicht. Gleichgültig ist es, da das
Gesetz unbedingt redet, ob die Behausung
bewohnt oder unbewohnt, der Ort frequent
oder infrequent war +), ob der Dieb ins obere
oder ins untere Stockwerk ++) auf einer Leiter

oder
*) Dagegen Boehmer ad Art. 159. §. 3.
**) Man verlangt gewöhnlich einen frequenten Ort,
oder doch ein bewohntes Haus, weil sonst keine
Gefahr für Personen vorhanden sey. Dies widerlegt
sich aus §. 374. Anm. **).
***) Boehmer ad Carpz. Q. 79. obs. 3.
+) Dagegen Boehmer ad Art. 159. S. 748.
++) Boehmer c. l. §. 5. Idem ad Carpz. Q. 79.
Obs. 5. Struben Thl. III. Bed. 15. Grolman
a. a. O. §. 298. u. Andre wollen das Gegentheil, we-
gen der falsch angenommenen Gefahr für die Per-
son, welche auch die folgenden wunderlichen Di-
stinktionen erzeugte. Gewöhnlich wird zwar hier
die

II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt.
die Mittel ankommt, durch welche das Auf-
brechen bewirkt wurde. Gleichviel alſo, ob
der Verbrecher durch Pulver die Sache auf-
ſprengte, oder ob er ſich eines tödlichen
Gewehrs dabey bedient hat *). Auch der Ort
ſelbſt iſt gleichgültig **). Das Aufbrechen
muſs dem Akt der Entwendung vorhergehen:
folgt es auf ihn, ſo fällt der Begriff des Ver-
brechens hinweg ***).

§. 376.

II. Der Diebſtahl durch Einſteigen beſteht
in jeder Entwendung, welche durch Einſtei-
gen in eine Behauſung oder in ein Behältniſs
begangen wird. Bloſses Hinaufſteigen ge-
nügt noch nicht. Gleichgültig iſt es, da das
Geſetz unbedingt redet, ob die Behauſung
bewohnt oder unbewohnt, der Ort frequent
oder infrequent war †), ob der Dieb ins obere
oder ins untere Stockwerk ††) auf einer Leiter

oder
*) Dagegen Boehmer ad Art. 159. §. 3.
**) Man verlangt gewöhnlich einen frequenten Ort,
oder doch ein bewohntes Haus, weil ſonſt keine
Gefahr für Perſonen vorhanden ſey. Dies widerlegt
ſich aus §. 374. Anm. **).
***) Boehmer ad Carpz. Q. 79. obſ. 3.
†) Dagegen Boehmer ad Art. 159. S. 748.
††) Boehmer c. l. §. 5. Idem ad Carpz. Q. 79.
Obſ. 5. Struben Thl. III. Bed. 15. Grolman
a. a. O. §. 298. u. Andre wollen das Gegentheil, we-
gen der falſch angenommenen Gefahr für die Per-
ſon, welche auch die folgenden wunderlichen Di-
ſtinktionen erzeugte. Gewöhnlich wird zwar hier
die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <div n="11">
                            <p><pb facs="#f0326" n="298"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
die Mittel ankommt, durch welche das Auf-<lb/>
brechen bewirkt wurde. Gleichviel al&#x017F;o, ob<lb/>
der Verbrecher durch Pulver die Sache auf-<lb/>
&#x017F;prengte, oder ob er &#x017F;ich eines tödlichen<lb/>
Gewehrs dabey bedient hat <note place="foot" n="*)">Dagegen <hi rendition="#g">Boehmer</hi> ad Art. 159. §. 3.</note>. Auch der Ort<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t gleichgültig <note place="foot" n="**)">Man verlangt gewöhnlich einen frequenten Ort,<lb/>
oder doch ein bewohntes Haus, weil &#x017F;on&#x017F;t keine<lb/>
Gefahr für Per&#x017F;onen vorhanden &#x017F;ey. Dies widerlegt<lb/>
&#x017F;ich aus §. 374. Anm. **).</note>. Das Aufbrechen<lb/>
mu&#x017F;s dem Akt der Entwendung vorhergehen:<lb/>
folgt es auf ihn, &#x017F;o fällt der Begriff des Ver-<lb/>
brechens hinweg <note place="foot" n="***)"><hi rendition="#g">Boehmer</hi> ad <hi rendition="#g">Carpz</hi>. Q. 79. ob&#x017F;. 3.</note>.</p>
                          </div><lb/>
                          <div n="11">
                            <head>§. 376.</head><lb/>
                            <p>II. Der Dieb&#x017F;tahl durch <hi rendition="#i">Ein&#x017F;teigen</hi> be&#x017F;teht<lb/>
in jeder Entwendung, welche durch Ein&#x017F;tei-<lb/>
gen in eine Behau&#x017F;ung oder in ein Behältni&#x017F;s<lb/>
begangen wird. Blo&#x017F;ses Hinauf&#x017F;teigen ge-<lb/>
nügt noch nicht. Gleichgültig i&#x017F;t es, da das<lb/>
Ge&#x017F;etz unbedingt redet, ob die Behau&#x017F;ung<lb/>
bewohnt oder unbewohnt, der Ort frequent<lb/>
oder infrequent war <note place="foot" n="&#x2020;)">Dagegen <hi rendition="#g">Boehmer</hi> ad Art. 159. S. 748.</note>, ob der Dieb ins obere<lb/>
oder ins untere Stockwerk <note xml:id="note-0326" next="#note-0327" place="foot" n="&#x2020;&#x2020;)"><hi rendition="#g">Boehmer</hi> c. l. §. 5. <hi rendition="#g">Idem</hi> ad <hi rendition="#g">Carpz</hi>. Q. 79.<lb/>
Ob&#x017F;. 5. <hi rendition="#g">Struben</hi> Thl. III. Bed. 15. <hi rendition="#g">Grolman</hi><lb/>
a. a. O. §. 298. u. Andre wollen das Gegentheil, we-<lb/>
gen der fal&#x017F;ch angenommenen Gefahr für die Per-<lb/>
&#x017F;on, welche auch die folgenden wunderlichen Di-<lb/>
&#x017F;tinktionen erzeugte. Gewöhnlich wird zwar hier<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw></note> auf einer Leiter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
                          </div>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0326] II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt. die Mittel ankommt, durch welche das Auf- brechen bewirkt wurde. Gleichviel alſo, ob der Verbrecher durch Pulver die Sache auf- ſprengte, oder ob er ſich eines tödlichen Gewehrs dabey bedient hat *). Auch der Ort ſelbſt iſt gleichgültig **). Das Aufbrechen muſs dem Akt der Entwendung vorhergehen: folgt es auf ihn, ſo fällt der Begriff des Ver- brechens hinweg ***). §. 376. II. Der Diebſtahl durch Einſteigen beſteht in jeder Entwendung, welche durch Einſtei- gen in eine Behauſung oder in ein Behältniſs begangen wird. Bloſses Hinaufſteigen ge- nügt noch nicht. Gleichgültig iſt es, da das Geſetz unbedingt redet, ob die Behauſung bewohnt oder unbewohnt, der Ort frequent oder infrequent war †), ob der Dieb ins obere oder ins untere Stockwerk ††) auf einer Leiter oder *) Dagegen Boehmer ad Art. 159. §. 3. **) Man verlangt gewöhnlich einen frequenten Ort, oder doch ein bewohntes Haus, weil ſonſt keine Gefahr für Perſonen vorhanden ſey. Dies widerlegt ſich aus §. 374. Anm. **). ***) Boehmer ad Carpz. Q. 79. obſ. 3. †) Dagegen Boehmer ad Art. 159. S. 748. ††) Boehmer c. l. §. 5. Idem ad Carpz. Q. 79. Obſ. 5. Struben Thl. III. Bed. 15. Grolman a. a. O. §. 298. u. Andre wollen das Gegentheil, we- gen der falſch angenommenen Gefahr für die Per- ſon, welche auch die folgenden wunderlichen Di- ſtinktionen erzeugte. Gewöhnlich wird zwar hier die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/326
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/326>, abgerufen am 19.11.2024.