Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den qualisicirten Injurien.
ment zu machen und zum Erben eingesetzt zu
werden, verlustig seyn. *)

§. 342.

Die Schmähschrift muss nothwendig
den Vorwurf eines öffentlichen Verbrechens
in sich enthalten. **) Auch wird wesentlich
die Anonymität des Verfassers erfordert. Der
Mangel dieses Requisits begründet einen Man-
gel an dem Thatbestand. ***)

§. 343.

Strafe der Schmähschrift.****) Ist der
Vorwurf des Verbrechens gegründet, so ist die

Stra-
*) L. 5. §. 9. 10. D. de injur. "intestabilis ex lege esse
jubetur."
**) Die P. G. O. ang. Art. erfodert den Vorwurf eines
Verbrechens, auf welchem eine Strafe an "Leib,
Leben oder Ehre" steht. Alle öffentliche Verbre-
chen sind darin eingeschlossen, denn auf allen öf-
fentlichen Verbrechen steht der Verlust der Ehre
nach gemeinem Recht.
***) Sowohl römische als deutsche Gesetze stimmen da-
mit überein. Dass die occasio legis bey jenen indivi-
duell war. (cf. Gothofredus ad L. 7. C. Th.
de injur.) hebt nicht die Anwendbarkeit des Gese-
tzes auf. Eben so wenig lässt sich aus den Wor-
ten der R. P. O. v. I. 1677. tit. 35. §. 3. das Gegen-
theil beweisen. Sie sagt zwar: "Noch auch keine
Famosbücher oder Schriften, es habe der Autor seinen
Namen darunter gesetzt oder nicht
u, s. w. Allein hier
redet das Gesetz nicht blos von der eigentlichen
Schmähschrift, sondern auch von andern Arten der
injuria scripta und des Pasquills, wo freylich Na-
mensunterschrift nicht nothwendig ist.
****) P. G. O. ang. Ort.

Von den qualiſicirten Injurien.
ment zu machen und zum Erben eingeſetzt zu
werden, verluſtig ſeyn. *)

§. 342.

Die Schmähſchrift muſs nothwendig
den Vorwurf eines öffentlichen Verbrechens
in ſich enthalten. **) Auch wird weſentlich
die Anonymität des Verfaſſers erfordert. Der
Mangel dieſes Requiſits begründet einen Man-
gel an dem Thatbeſtand. ***)

§. 343.

Strafe der Schmähſchrift.****) Iſt der
Vorwurf des Verbrechens gegründet, ſo iſt die

Stra-
*) L. 5. §. 9. 10. D. de injur. „inteſtabilis ex lege eſſe
jubetur.“
**) Die P. G. O. ang. Art. erfodert den Vorwurf eines
Verbrechens, auf welchem eine Strafe an „Leib,
Leben oder Ehre“ ſteht. Alle öffentliche Verbre-
chen ſind darin eingeſchloſſen, denn auf allen öf-
fentlichen Verbrechen ſteht der Verluſt der Ehre
nach gemeinem Recht.
***) Sowohl römiſche als deutſche Geſetze ſtimmen da-
mit überein. Daſs die occaſio legis bey jenen indivi-
duell war. (cf. Gothofredus ad L. 7. C. Th.
de injur.) hebt nicht die Anwendbarkeit des Geſe-
tzes auf. Eben ſo wenig läſst ſich aus den Wor-
ten der R. P. O. v. I. 1677. tit. 35. §. 3. das Gegen-
theil beweiſen. Sie ſagt zwar: „Noch auch keine
Famosbücher oder Schriften, es habe der Autor ſeinen
Namen darunter geſetzt oder nicht
u, ſ. w. Allein hier
redet das Geſetz nicht blos von der eigentlichen
Schmähſchrift, ſondern auch von andern Arten der
injuria ſcripta und des Pasquills, wo freylich Na-
mensunterſchrift nicht nothwendig iſt.
****) P. G. O. ang. Ort.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0291" n="263"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Von den quali&#x017F;icirten Injurien.</hi></fw><lb/>
ment zu machen und zum Erben einge&#x017F;etzt zu<lb/>
werden, verlu&#x017F;tig &#x017F;eyn. <note place="foot" n="*)">L. 5. §. 9. 10. D. <hi rendition="#i">de injur.</hi> &#x201E;inte&#x017F;tabilis ex lege e&#x017F;&#x017F;e<lb/>
jubetur.&#x201C;</note></p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 342.</head><lb/>
                          <p>Die <hi rendition="#g">Schmäh&#x017F;chrift</hi> mu&#x017F;s nothwendig<lb/>
den Vorwurf eines öffentlichen Verbrechens<lb/>
in &#x017F;ich enthalten. <note place="foot" n="**)">Die P. G. O. ang. Art. erfodert den Vorwurf eines<lb/>
Verbrechens, auf welchem eine Strafe an &#x201E;Leib,<lb/>
Leben oder Ehre&#x201C; &#x017F;teht. Alle öffentliche Verbre-<lb/>
chen &#x017F;ind darin einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, denn auf allen öf-<lb/>
fentlichen Verbrechen &#x017F;teht der Verlu&#x017F;t der Ehre<lb/>
nach gemeinem Recht.</note> Auch wird we&#x017F;entlich<lb/>
die Anonymität des Verfa&#x017F;&#x017F;ers erfordert. Der<lb/>
Mangel die&#x017F;es Requi&#x017F;its begründet einen Man-<lb/>
gel an dem Thatbe&#x017F;tand. <note place="foot" n="***)">Sowohl römi&#x017F;che als deut&#x017F;che Ge&#x017F;etze &#x017F;timmen da-<lb/>
mit überein. Da&#x017F;s die <hi rendition="#i">occa&#x017F;io legis</hi> bey jenen indivi-<lb/>
duell war. (cf. <hi rendition="#g">Gothofredus</hi> <hi rendition="#i">ad L.</hi> 7. C. Th.<lb/><hi rendition="#i">de injur.</hi>) hebt nicht die Anwendbarkeit des Ge&#x017F;e-<lb/>
tzes auf. Eben &#x017F;o wenig lä&#x017F;st &#x017F;ich aus den Wor-<lb/>
ten der R. P. O. v. I. 1677. tit. 35. §. 3. das Gegen-<lb/>
theil bewei&#x017F;en. Sie &#x017F;agt zwar: &#x201E;Noch auch keine<lb/>
Famosbücher oder Schriften, <hi rendition="#i">es habe der Autor &#x017F;einen<lb/>
Namen darunter ge&#x017F;etzt oder nicht</hi> u, &#x017F;. w. Allein hier<lb/>
redet das Ge&#x017F;etz nicht blos von der eigentlichen<lb/>
Schmäh&#x017F;chrift, &#x017F;ondern auch von andern Arten der<lb/><hi rendition="#i">injuria &#x017F;cripta</hi> und des Pasquills, wo freylich Na-<lb/>
mensunter&#x017F;chrift nicht nothwendig i&#x017F;t.</note></p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 343.</head><lb/>
                          <p><hi rendition="#g">Strafe</hi><hi rendition="#i">der Schmäh&#x017F;chrift.</hi><note place="foot" n="****)">P. G. O. ang. Ort.</note> I&#x017F;t der<lb/>
Vorwurf des Verbrechens gegründet, &#x017F;o i&#x017F;t die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Stra-</fw><lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0291] Von den qualiſicirten Injurien. ment zu machen und zum Erben eingeſetzt zu werden, verluſtig ſeyn. *) §. 342. Die Schmähſchrift muſs nothwendig den Vorwurf eines öffentlichen Verbrechens in ſich enthalten. **) Auch wird weſentlich die Anonymität des Verfaſſers erfordert. Der Mangel dieſes Requiſits begründet einen Man- gel an dem Thatbeſtand. ***) §. 343. Strafe der Schmähſchrift. ****) Iſt der Vorwurf des Verbrechens gegründet, ſo iſt die Stra- *) L. 5. §. 9. 10. D. de injur. „inteſtabilis ex lege eſſe jubetur.“ **) Die P. G. O. ang. Art. erfodert den Vorwurf eines Verbrechens, auf welchem eine Strafe an „Leib, Leben oder Ehre“ ſteht. Alle öffentliche Verbre- chen ſind darin eingeſchloſſen, denn auf allen öf- fentlichen Verbrechen ſteht der Verluſt der Ehre nach gemeinem Recht. ***) Sowohl römiſche als deutſche Geſetze ſtimmen da- mit überein. Daſs die occaſio legis bey jenen indivi- duell war. (cf. Gothofredus ad L. 7. C. Th. de injur.) hebt nicht die Anwendbarkeit des Geſe- tzes auf. Eben ſo wenig läſst ſich aus den Wor- ten der R. P. O. v. I. 1677. tit. 35. §. 3. das Gegen- theil beweiſen. Sie ſagt zwar: „Noch auch keine Famosbücher oder Schriften, es habe der Autor ſeinen Namen darunter geſetzt oder nicht u, ſ. w. Allein hier redet das Geſetz nicht blos von der eigentlichen Schmähſchrift, ſondern auch von andern Arten der injuria ſcripta und des Pasquills, wo freylich Na- mensunterſchrift nicht nothwendig iſt. ****) P. G. O. ang. Ort.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/291
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/291>, abgerufen am 19.11.2024.