Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.II. Buch. I. Theil. II Titel. I. Abschnitt. Schwangerschaft nicht verheimlicht hat, oderes doch gewiss ist, dass sie die Absicht, ihr Kind zu ermorden, nicht vorhergefasst habe. Die gewöhnlich hier aufgehäuften Milderungs- gründe lassen sich nicht rechtfertigen *). -- Wenn eine Mutter ihr neugebohrnes eheliches Kind oder, nachdem die Geburt schon zur Kenntniss Andrer gekommen, ermordet, so ist die That ein wahres Parricidium. Bey dem Mangel der übrigen Requisite ist ein versuch- ter Kindermord vorhanden **). Anhang: Von dem Selbstmord. J. Christ. Falckner Diss. de autochiria. Hal. 1728. Just. J. Christoph Wrisberg Diss. de eo q. j. e. Car. Got. Winckler tr. de mortis voluntariae prohibi- §. 276. Das Recht der freyen Disposition selbst über Staat. *) Koch I. c. §. 476. **) Einige berufen sich auf die L. 1. de L. Pomp. de
parric. um zu beweisen, dass bey uns der conatus proximus infanticidii mit dem Tod bestraft werden müsse. Vergl. Boehmer ad Carpzov Q. 17. Obs. 2. Derselbe ad h. art. §. 28. II. Buch. I. Theil. II Titel. I. Abſchnitt. Schwangerſchaft nicht verheimlicht hat, oderes doch gewiſs iſt, daſs ſie die Abſicht, ihr Kind zu ermorden, nicht vorhergefaſst habe. Die gewöhnlich hier aufgehäuften Milderungs- gründe laſſen ſich nicht rechtfertigen *). — Wenn eine Mutter ihr neugebohrnes eheliches Kind oder, nachdem die Geburt ſchon zur Kenntniſs Andrer gekommen, ermordet, ſo iſt die That ein wahres Parricidium. Bey dem Mangel der übrigen Requiſite iſt ein verſuch- ter Kindermord vorhanden **). Anhang: Von dem Selbſtmord. J. Chriſt. Falckner Diſſ. de autochiria. Hal. 1728. Juſt. J. Chriſtoph Wrisberg Diſſ. de eo q. j. e. Car. Got. Winckler tr. de mortis voluntariae prohibi- §. 276. Das Recht der freyen Dispoſition ſelbſt über Staat. *) Koch I. c. §. 476. **) Einige berufen ſich auf die L. 1. de L. Pomp. de
parric. um zu beweiſen, daſs bey uns der conatus proximus infanticidii mit dem Tod beſtraft werden müſſe. Vergl. Boehmer ad Carpzov Q. 17. Obſ. 2. Derſelbe ad h. art. §. 28. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <div n="9"> <div n="10"> <p><pb facs="#f0242" n="214"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Buch. I. Theil. II Titel. I. Abſchnitt.</hi></fw><lb/> Schwangerſchaft nicht verheimlicht hat, oder<lb/> es doch gewiſs iſt, daſs ſie die Abſicht, ihr<lb/> Kind zu ermorden, nicht vorhergefaſst habe.<lb/> Die gewöhnlich hier aufgehäuften Milderungs-<lb/> gründe laſſen ſich nicht rechtfertigen <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Koch</hi> I. c. §. 476.</note>. —<lb/> Wenn eine Mutter ihr neugebohrnes eheliches<lb/> Kind oder, nachdem die Geburt ſchon zur<lb/> Kenntniſs Andrer gekommen, ermordet, ſo iſt<lb/> die That ein wahres Parricidium. Bey dem<lb/> Mangel der übrigen Requiſite iſt ein verſuch-<lb/> ter Kindermord vorhanden <note place="foot" n="**)">Einige berufen ſich auf die L. 1. <hi rendition="#i">de L. Pomp. de<lb/> parric.</hi> um zu beweiſen, daſs bey uns der <hi rendition="#i">conatus<lb/> proximus infanticidii</hi> mit dem Tod beſtraft werden<lb/> müſſe. Vergl. <hi rendition="#g">Boehmer</hi> <hi rendition="#i">ad</hi> <hi rendition="#g">Carpzov</hi> Q. 17.<lb/> Obſ. 2. <hi rendition="#g">Derſelbe</hi> ad h. art. §. 28.</note>.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="9"> <head><hi rendition="#g">Anhang</hi>:<lb/><hi rendition="#i">Von dem Selbſtmord.</hi></head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p> <hi rendition="#et">J. <hi rendition="#g">Chriſt. Falckner</hi> <hi rendition="#i">Diſſ. de autochiria.</hi> Hal. 1728.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Juſt. J. Chriſtoph Wrisberg</hi><hi rendition="#i">Diſſ. de eo q. j. e.<lb/> circa autochiriam.</hi> Gött. 1740.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Car. Got. Winckler</hi> tr. <hi rendition="#i">de mortis voluntariae prohibi-<lb/> tione ac poenis.</hi> Lipſ. 1775. 8.</hi> </p><lb/> <div n="10"> <head>§. 276.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>as Recht der freyen Dispoſition ſelbſt über<lb/> das Leben hört auf mit dem Eintritt in den<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Staat.</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0242]
II. Buch. I. Theil. II Titel. I. Abſchnitt.
Schwangerſchaft nicht verheimlicht hat, oder
es doch gewiſs iſt, daſs ſie die Abſicht, ihr
Kind zu ermorden, nicht vorhergefaſst habe.
Die gewöhnlich hier aufgehäuften Milderungs-
gründe laſſen ſich nicht rechtfertigen *). —
Wenn eine Mutter ihr neugebohrnes eheliches
Kind oder, nachdem die Geburt ſchon zur
Kenntniſs Andrer gekommen, ermordet, ſo iſt
die That ein wahres Parricidium. Bey dem
Mangel der übrigen Requiſite iſt ein verſuch-
ter Kindermord vorhanden **).
Anhang:
Von dem Selbſtmord.
J. Chriſt. Falckner Diſſ. de autochiria. Hal. 1728.
Juſt. J. Chriſtoph Wrisberg Diſſ. de eo q. j. e.
circa autochiriam. Gött. 1740.
Car. Got. Winckler tr. de mortis voluntariae prohibi-
tione ac poenis. Lipſ. 1775. 8.
§. 276.
Das Recht der freyen Dispoſition ſelbſt über
das Leben hört auf mit dem Eintritt in den
Staat.
*) Koch I. c. §. 476.
**) Einige berufen ſich auf die L. 1. de L. Pomp. de
parric. um zu beweiſen, daſs bey uns der conatus
proximus infanticidii mit dem Tod beſtraft werden
müſſe. Vergl. Boehmer ad Carpzov Q. 17.
Obſ. 2. Derſelbe ad h. art. §. 28.
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