Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abschnitt. §. 244. Das Verbrechen der Tödung kann 1) sowohl §. 245. Die Tödung eines Menschen muss IV. eine erlau- *) L. 1. §. 1. et L. 15. D. ad L. Corn. de sicar. Christ. Thomasius Diss. de homicidio linguae. Hal. 1699. rec. ib. 1720. **) L. 4. D. de agnosc. et alend. liberis. ***) Th. Chr. Carol. Linck Diss. de homicidio in volen-
tem commisso. Altorf. 1785. II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt. §. 244. Das Verbrechen der Tödung kann 1) ſowohl §. 245. Die Tödung eines Menſchen muſs IV. eine erlau- *) L. 1. §. 1. et L. 15. D. ad L. Corn. de ſicar. Chriſt. Thomaſius Diſſ. de homicidio linguae. Hal. 1699. rec. ib. 1720. **) L. 4. D. de agnosc. et alend. liberis. ***) Th. Chr. Carol. Linck Diſſ. de homicidio in volen-
tem commiſſo. Altorf. 1785. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <pb facs="#f0220" n="192"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#i">II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt.</hi> </fw><lb/> <div n="8"> <head>§. 244.</head><lb/> <p>Das Verbrechen der Tödung kann 1) ſowohl<lb/> unmittelbarer, als mittelbarer Weiſe, durch<lb/> falſches Zeugniſs, durch ungerechten zum Tod<lb/> verdammenden Richterſpruch etc <note place="foot" n="*)">L. 1. §. 1. et L. 15. D. <hi rendition="#i">ad L. Corn. de ſicar</hi>. <hi rendition="#g">Chriſt.<lb/> Thomaſius</hi> <choice><sic>Diſf.</sic><corr>Diſſ.</corr></choice> de <hi rendition="#i">homicidio linguae</hi>. Hal. 1699.<lb/> rec. ib. 1720.</note>, 2) ſowohl<lb/> durch poſitive, als auch durch negative Hand-<lb/> lungen begangen werden. Das letzte ſetzt<lb/> aber die Verbindlichkeit zu einer poſitiven<lb/> Handlung voraus, deren Unterlaſſung zur noth-<lb/> wendigen Urſache des Todes des andern ge-<lb/> worden iſt <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#i">L.</hi> 4. <hi rendition="#i">D. de agnosc. et alend. liberis</hi>.</note>.</p> </div><lb/> <div n="8"> <head>§. 245.</head><lb/> <p>Die Tödung eines Menſchen muſs IV. eine<lb/> Uebertretung enthalten, wenn ſie als Ver-<lb/> brechen betrachtet werden ſoll. Das Ver-<lb/> brechen der Tödung ſetzt daher als Bedingung<lb/> voraus 1) daſs die Tödung eine wirkliche<lb/> Rechtsverletzung des Bürgers enthalte. Tödung<lb/> mit Einwilligung des andern iſt daher kein<lb/> Verbrechen (§. 40.) <note place="foot" n="***)"><hi rendition="#g">Th. Chr. Carol. Linck</hi> Diſſ. de <hi rendition="#i">homicidio in volen-<lb/> tem commiſſo</hi>. Altorf. 1785.</note>, 2) daſs ſie nicht noth-<lb/> wendige Bedingung der Erhaltung eigener<lb/> Rechte war. Tödung aus <hi rendition="#i">Nothwehr</hi> wenn alle<lb/> Bedingungen derſelben exiſtiren (<hi rendition="#i">homicidium<lb/> neceſſarium</hi>) iſt völlig ſtraflos (§. 47 — 49.):<lb/> 3) Daſs ſie nicht unter den Bedingungen ge-<lb/> ſchah, unter welchen die Geſetze die Tödung<lb/> <fw place="bottom" type="catch">erlau-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0220]
II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt.
§. 244.
Das Verbrechen der Tödung kann 1) ſowohl
unmittelbarer, als mittelbarer Weiſe, durch
falſches Zeugniſs, durch ungerechten zum Tod
verdammenden Richterſpruch etc *), 2) ſowohl
durch poſitive, als auch durch negative Hand-
lungen begangen werden. Das letzte ſetzt
aber die Verbindlichkeit zu einer poſitiven
Handlung voraus, deren Unterlaſſung zur noth-
wendigen Urſache des Todes des andern ge-
worden iſt **).
§. 245.
Die Tödung eines Menſchen muſs IV. eine
Uebertretung enthalten, wenn ſie als Ver-
brechen betrachtet werden ſoll. Das Ver-
brechen der Tödung ſetzt daher als Bedingung
voraus 1) daſs die Tödung eine wirkliche
Rechtsverletzung des Bürgers enthalte. Tödung
mit Einwilligung des andern iſt daher kein
Verbrechen (§. 40.) ***), 2) daſs ſie nicht noth-
wendige Bedingung der Erhaltung eigener
Rechte war. Tödung aus Nothwehr wenn alle
Bedingungen derſelben exiſtiren (homicidium
neceſſarium) iſt völlig ſtraflos (§. 47 — 49.):
3) Daſs ſie nicht unter den Bedingungen ge-
ſchah, unter welchen die Geſetze die Tödung
erlau-
*) L. 1. §. 1. et L. 15. D. ad L. Corn. de ſicar. Chriſt.
Thomaſius Diſſ. de homicidio linguae. Hal. 1699.
rec. ib. 1720.
**) L. 4. D. de agnosc. et alend. liberis.
***) Th. Chr. Carol. Linck Diſſ. de homicidio in volen-
tem commiſſo. Altorf. 1785.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/220 |
Zitationshilfe: | Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/220>, abgerufen am 23.02.2025. |