Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Buch. I. Theil. I. Titel. I. Abschnitt.
geschieht 1) wenn man den Regenten während
der Ausübung einer Regierungshandlung in-
juriirt *), 2) wenn Regierungshandlungen Ge-
genstand
der politiven Verachtung sind, welche
die Injurie enthält, es sey nun a) dass man
seine Regierung überhaupt schmäht **) oder
b) gegen einzelne Regierungshandlungen des-
selben eine positive Verachtung zu erkennen
giebt ***) oder ihm c) fälschlich Handlungen
andichtet, welche ihn als Regenten ent-
ehren.

§. 209.

Aus den angegebenen Requisiten folgt 1)
dass Eigenschaften und Handlungen der ober-
herrlichen Person, welche ihr blos als Menschen
zukommen und von ihr als einer Privatperson
begangen werden, kein Gegenstand der M. V.
sind, so wenig als 2) freymüthige aber beschei-

dene
*) z. B. wenn er auf dem Landtage präsidirt etc.
**) Die Römer nannten dieses maledicta temporum prin-
cipis
. Ueberhaupt unterscheiden sie die maledicta in
principem
von dem eigentlichen Majestätsverbrechen.
Jene begreifen blos wörtliche Beleidigungen der Maje-
stät; Verletzungen derselben auf eine andere Art
waren unter dem crimen Majestatis enthalten. Pau-
lus
Rec. sent. V. 29. L. 7. §. ult. D. ad L. Jul. M.
***) Pasquille auf gewisse Gesetze, injuriöse Handlungen
gegen Patente, Rescripte etc. Verachtung der vom
Staat ertheilten Würden. Dahin gehört auch der Fall
der 3 C. de crim. sacril. Das Gesetz bedient sich zwar
des Ausdrucks sacrilegium, aber sacrileg. ist of mit
orimen majestatis gleichbedeutend. Vergl. L. 1. u.
6. C Th. de indulgentia crim
.

II. Buch. I. Theil. I. Titel. I. Abſchnitt.
geſchieht 1) wenn man den Regenten während
der Ausübung einer Regierungshandlung in-
juriirt *), 2) wenn Regierungshandlungen Ge-
genſtand
der politiven Verachtung ſind, welche
die Injurie enthält, es ſey nun a) daſs man
ſeine Regierung überhaupt ſchmäht **) oder
b) gegen einzelne Regierungshandlungen deſ-
ſelben eine poſitive Verachtung zu erkennen
giebt ***) oder ihm c) fälſchlich Handlungen
andichtet, welche ihn als Regenten ent-
ehren.

§. 209.

Aus den angegebenen Requiſiten folgt 1)
daſs Eigenſchaften und Handlungen der ober-
herrlichen Perſon, welche ihr blos als Menſchen
zukommen und von ihr als einer Privatperſon
begangen werden, kein Gegenſtand der M. V.
ſind, ſo wenig als 2) freymüthige aber beſchei-

dene
*) z. B. wenn er auf dem Landtage präſidirt etc.
**) Die Römer nannten dieſes maledicta temporum prin-
cipis
. Ueberhaupt unterſcheiden ſie die maledicta in
principem
von dem eigentlichen Majeſtätsverbrechen.
Jene begreifen blos wörtliche Beleidigungen der Maje-
ſtät; Verletzungen derſelben auf eine andere Art
waren unter dem crimen Majeſtatis enthalten. Pau-
lus
Rec. ſent. V. 29. L. 7. §. ult. D. ad L. Jul. M.
***) Pasquille auf gewiſſe Geſetze, injuriöſe Handlungen
gegen Patente, Reſcripte etc. Verachtung der vom
Staat ertheilten Würden. Dahin gehört auch der Fall
der 3 C. de crim. ſacril. Das Geſetz bedient ſich zwar
des Ausdrucks ſacrilegium, aber ſacrileg. iſt of mit
orimen majeſtatis gleichbedeutend. Vergl. L. 1. u.
6. C Th. de indulgentia crim
.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0188" n="160"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Buch. I. Theil. I. Titel. I. Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
ge&#x017F;chieht 1) wenn man den Regenten <hi rendition="#i">während</hi><lb/>
der Ausübung einer Regierungshandlung in-<lb/>
juriirt <note place="foot" n="*)">z. B. wenn er auf dem Landtage prä&#x017F;idirt etc.</note>, 2) wenn Regierungshandlungen <hi rendition="#i">Ge-<lb/>
gen&#x017F;tand</hi> der politiven Verachtung &#x017F;ind, welche<lb/>
die Injurie enthält, es &#x017F;ey nun a) da&#x017F;s man<lb/>
&#x017F;eine Regierung überhaupt &#x017F;chmäht <note place="foot" n="**)">Die Römer nannten die&#x017F;es <hi rendition="#i">maledicta temporum prin-<lb/>
cipis</hi>. Ueberhaupt unter&#x017F;cheiden &#x017F;ie die <hi rendition="#i">maledicta in<lb/>
principem</hi> von dem eigentlichen Maje&#x017F;tätsverbrechen.<lb/>
Jene begreifen blos <hi rendition="#i">wörtliche</hi> Beleidigungen der Maje-<lb/>
&#x017F;tät; Verletzungen der&#x017F;elben auf eine andere Art<lb/>
waren unter dem crimen Maje&#x017F;tatis enthalten. <hi rendition="#g">Pau-<lb/>
lus</hi> <hi rendition="#i">Rec. &#x017F;ent</hi>. V. 29. L. 7. §. <hi rendition="#i">ult</hi>. D. <hi rendition="#i">ad L. Jul. M.</hi></note> oder<lb/>
b) gegen einzelne Regierungshandlungen de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elben eine po&#x017F;itive Verachtung zu erkennen<lb/>
giebt <note place="foot" n="***)">Pasquille auf gewi&#x017F;&#x017F;e Ge&#x017F;etze, injuriö&#x017F;e Handlungen<lb/>
gegen Patente, Re&#x017F;cripte etc. Verachtung der vom<lb/>
Staat ertheilten Würden. Dahin gehört auch der Fall<lb/>
der 3 <hi rendition="#i">C. de crim. &#x017F;acril</hi>. Das Ge&#x017F;etz bedient &#x017F;ich zwar<lb/>
des Ausdrucks <hi rendition="#i">&#x017F;acrilegium</hi>, aber &#x017F;acrileg. i&#x017F;t of mit<lb/>
orimen maje&#x017F;tatis gleichbedeutend. Vergl. L. 1. <hi rendition="#i">u.<lb/>
6. C Th. de indulgentia crim</hi>.</note> oder ihm c) fäl&#x017F;chlich Handlungen<lb/>
andichtet, welche ihn als Regenten ent-<lb/>
ehren.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 209.</head><lb/>
                    <p>Aus den angegebenen Requi&#x017F;iten folgt 1)<lb/>
da&#x017F;s Eigen&#x017F;chaften und Handlungen der ober-<lb/>
herrlichen Per&#x017F;on, welche ihr blos als Men&#x017F;chen<lb/>
zukommen und von ihr als einer Privatper&#x017F;on<lb/>
begangen werden, kein Gegen&#x017F;tand der M. V.<lb/>
&#x017F;ind, &#x017F;o wenig als 2) freymüthige aber be&#x017F;chei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dene</fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0188] II. Buch. I. Theil. I. Titel. I. Abſchnitt. geſchieht 1) wenn man den Regenten während der Ausübung einer Regierungshandlung in- juriirt *), 2) wenn Regierungshandlungen Ge- genſtand der politiven Verachtung ſind, welche die Injurie enthält, es ſey nun a) daſs man ſeine Regierung überhaupt ſchmäht **) oder b) gegen einzelne Regierungshandlungen deſ- ſelben eine poſitive Verachtung zu erkennen giebt ***) oder ihm c) fälſchlich Handlungen andichtet, welche ihn als Regenten ent- ehren. §. 209. Aus den angegebenen Requiſiten folgt 1) daſs Eigenſchaften und Handlungen der ober- herrlichen Perſon, welche ihr blos als Menſchen zukommen und von ihr als einer Privatperſon begangen werden, kein Gegenſtand der M. V. ſind, ſo wenig als 2) freymüthige aber beſchei- dene *) z. B. wenn er auf dem Landtage präſidirt etc. **) Die Römer nannten dieſes maledicta temporum prin- cipis. Ueberhaupt unterſcheiden ſie die maledicta in principem von dem eigentlichen Majeſtätsverbrechen. Jene begreifen blos wörtliche Beleidigungen der Maje- ſtät; Verletzungen derſelben auf eine andere Art waren unter dem crimen Majeſtatis enthalten. Pau- lus Rec. ſent. V. 29. L. 7. §. ult. D. ad L. Jul. M. ***) Pasquille auf gewiſſe Geſetze, injuriöſe Handlungen gegen Patente, Reſcripte etc. Verachtung der vom Staat ertheilten Würden. Dahin gehört auch der Fall der 3 C. de crim. ſacril. Das Geſetz bedient ſich zwar des Ausdrucks ſacrilegium, aber ſacrileg. iſt of mit orimen majeſtatis gleichbedeutend. Vergl. L. 1. u. 6. C Th. de indulgentia crim.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/188
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/188>, abgerufen am 19.11.2024.