Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abschnitt.


Zweytes Haupstück.
Von den Gründen der relativen Strafbarkeit bey
unbestimmten Strafgesetzen.


Feuerbach Revision. Thl. II.

Grolman über die Begründung des Strafrechts. Drit-
tes Kap.
S. 118 -- 187.

Für die entgegengesetzte Theorie besonders:

Kleinschrod syst. Entw. Thl. I. Kap. IV. §. 43 -- 206.
und Stübel System des allg. p. R. Thl. II.

§. 113.

Das unbestimmte Strafgesetz gebietet dem
Richter selbst die Strafe zu bestimmen; es ge-
bietet ihm aber zugleich die Strafe nach Prin-
cipien zu bestimmen, weil Zufügung eines
Uebels nach blosser Willkühr allem Recht und
der Idee eines rechtlichen Zustandes im Staate
widerstreitet. (§. 86.) Diese Principien sind.
Gründe der Strafbarkeit und zwar dieselben,
nach welchen der Gesetzgeber die Strafbarkeit
beurtheilt. Nur in der Art der Anwendung
dieser Principien unterscheidet sich der Ge-
setzgeber
von dem Richter, der ein unbestimm-
tes Strafgesetz anwendet: jener beurtheilt nach
denselben eine Handlung in abstracto (eine
ganze Art oder Gattung von Handlungen, nach

ihren
I. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt.


Zweytes Haupſtück.
Von den Gründen der relativen Strafbarkeit bey
unbeſtimmten Strafgeſetzen.


Feuerbach Reviſion. Thl. II.

Grolman über die Begründung des Strafrechts. Drit-
tes Kap.
S. 118 — 187.

Für die entgegengeſetzte Theorie beſonders:

Kleinſchrod ſyſt. Entw. Thl. I. Kap. IV. §. 43 — 206.
und Stübel Syſtem des allg. p. R. Thl. II.

§. 113.

Das unbeſtimmte Strafgeſetz gebietet dem
Richter ſelbſt die Strafe zu beſtimmen; es ge-
bietet ihm aber zugleich die Strafe nach Prin-
cipien zu beſtimmen, weil Zufügung eines
Uebels nach bloſser Willkühr allem Recht und
der Idee eines rechtlichen Zuſtandes im Staate
widerſtreitet. (§. 86.) Dieſe Principien ſind.
Gründe der Strafbarkeit und zwar dieſelben,
nach welchen der Geſetzgeber die Strafbarkeit
beurtheilt. Nur in der Art der Anwendung
dieſer Principien unterſcheidet ſich der Ge-
ſetzgeber
von dem Richter, der ein unbeſtimm-
tes Strafgeſetz anwendet: jener beurtheilt nach
denſelben eine Handlung in abſtracto (eine
ganze Art oder Gattung von Handlungen, nach

ihren
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <pb facs="#f0122" n="94"/>
                    <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#i">I. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Ab&#x017F;chnitt.</hi> </fw><lb/>
                    <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                    <div n="8">
                      <head><hi rendition="#g">Zweytes Haup&#x017F;tück</hi>.<lb/><hi rendition="#i">Von den Gründen der relativen Strafbarkeit bey<lb/>
unbe&#x017F;timmten Strafge&#x017F;etzen.</hi></head><lb/>
                      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                      <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Feuerbach</hi><hi rendition="#i">Revi&#x017F;ion.</hi> Thl. II.</hi> </p><lb/>
                      <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Grolman</hi><hi rendition="#i">über die Begründung des Strafrechts. Drit-<lb/>
tes Kap.</hi> S. 118 &#x2014; 187.</hi> </p><lb/>
                      <p> <hi rendition="#et">Für die entgegenge&#x017F;etzte Theorie be&#x017F;onders:</hi> </p><lb/>
                      <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Klein&#x017F;chrod</hi><hi rendition="#i">&#x017F;y&#x017F;t. Entw.</hi> Thl. I. Kap. IV. §. 43 &#x2014; 206.<lb/>
und <hi rendition="#g">Stübel</hi> <hi rendition="#i">Sy&#x017F;tem des allg. p. R.</hi> Thl. II.</hi> </p><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 113.</head><lb/>
                        <p><hi rendition="#in">D</hi>as unbe&#x017F;timmte Strafge&#x017F;etz gebietet dem<lb/>
Richter &#x017F;elb&#x017F;t die Strafe zu be&#x017F;timmen; es ge-<lb/>
bietet ihm aber zugleich die Strafe nach Prin-<lb/>
cipien zu be&#x017F;timmen, weil Zufügung eines<lb/>
Uebels nach blo&#x017F;ser Willkühr allem Recht und<lb/>
der Idee eines rechtlichen Zu&#x017F;tandes im Staate<lb/>
wider&#x017F;treitet. (§. 86.) Die&#x017F;e Principien &#x017F;ind.<lb/>
Gründe der Strafbarkeit und zwar die&#x017F;elben,<lb/>
nach welchen der <hi rendition="#i">Ge&#x017F;etzgeber</hi> die Strafbarkeit<lb/>
beurtheilt. Nur in der <hi rendition="#i">Art der Anwendung</hi><lb/>
die&#x017F;er Principien unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich der <hi rendition="#i">Ge-<lb/>
&#x017F;etzgeber</hi> von dem <hi rendition="#i">Richter,</hi> der ein unbe&#x017F;timm-<lb/>
tes Strafge&#x017F;etz anwendet: jener beurtheilt nach<lb/>
den&#x017F;elben eine Handlung in ab&#x017F;tracto (eine<lb/>
ganze Art oder Gattung von Handlungen, nach<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihren</fw><lb/></p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0122] I. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt. Zweytes Haupſtück. Von den Gründen der relativen Strafbarkeit bey unbeſtimmten Strafgeſetzen. Feuerbach Reviſion. Thl. II. Grolman über die Begründung des Strafrechts. Drit- tes Kap. S. 118 — 187. Für die entgegengeſetzte Theorie beſonders: Kleinſchrod ſyſt. Entw. Thl. I. Kap. IV. §. 43 — 206. und Stübel Syſtem des allg. p. R. Thl. II. §. 113. Das unbeſtimmte Strafgeſetz gebietet dem Richter ſelbſt die Strafe zu beſtimmen; es ge- bietet ihm aber zugleich die Strafe nach Prin- cipien zu beſtimmen, weil Zufügung eines Uebels nach bloſser Willkühr allem Recht und der Idee eines rechtlichen Zuſtandes im Staate widerſtreitet. (§. 86.) Dieſe Principien ſind. Gründe der Strafbarkeit und zwar dieſelben, nach welchen der Geſetzgeber die Strafbarkeit beurtheilt. Nur in der Art der Anwendung dieſer Principien unterſcheidet ſich der Ge- ſetzgeber von dem Richter, der ein unbeſtimm- tes Strafgeſetz anwendet: jener beurtheilt nach denſelben eine Handlung in abſtracto (eine ganze Art oder Gattung von Handlungen, nach ihren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/122
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/122>, abgerufen am 19.11.2024.